Handball: Der Sport ist ein schnelllebiges Geschäft: Bis vor wenigen Wochen hatte Felix Jaeger bei der HSG Konstanz fast ein Dreivierteljahr mit vielen Verletzungen und kaum Spielzeit zu überstehen. In dieser Zeit reifte der Entschluss, einen Schritt zurückzugehen, erst wieder komplett fit zu werden und später vielleicht noch einmal neu anzugreifen. Der noch ein Jahr laufende Vertrag wurde im Februar in beiderseitigen Einvernehmen zum Ende der Saison aufgelöst. Die Entscheidung hat nun auch nach erfolgreichen letzten Wochen und sehr guten Auftritten des quirligen Rückraumspielers Bestand. Die HSG Konstanz wird in den nächsten Wochen noch zwei Neuzugänge präsentieren.
„Es war eine Kombination aus Verletzungspech und dass ich gesagt habe, dass es – in einer Phase, in der ich kaum spielen konnte – für die HSG so auch keinen Sinn macht“, erklärt der 24-Jährige seine Beweggründe. Dann kam Jaeger zu seinem langersehnten Comeback und richtig ins Rollen. Im linken Rückraum und als Mittelmann war einer der Impulsgeber und Faktoren für vier Spiele ohne Niederlage, obwohl die HSG auf Topscorer Tom Wolf hatte verzichten müssen. 24 Tore stehen inzwischen auf seinem Konto. „Die lange Leidenszeit hat Felix natürlich auch mental heruntergezogen“, sagt André Melchert, designierter Geschäftsführer der HSG Konstanz. „Er kam mit dem Wunsch, kürzerzutreten auf uns zu. Zusammen haben wir versucht, die beste Lösung zu finden“.
Obwohl nun der Körper des gebürtigen Gummersbachers, der im Januar 2020 von der HSG Krefeld an den Bodensee gewechselt war, sich früher als gedacht wieder gut regeneriert hat, folgt ab Sommer nicht die Rolle rückwärts, sondern die geplante Neuausrichtung gen Heimat. Hier möchte Felix Jaeger weiter Handball spielen und mit seiner Freundin zusammenziehen. Melchert: „Dass Felix Handball spielen kann, hat man in den letzten Wochen gesehen. Trotzdem wollten wir ihm bei den verständlichen Gründen keine Steine in den Weg legen. Felix ist auch menschlich ein super Typ.“ Wo und wie genau es weitergeht, steht noch nicht fest. Der schnelle Spielmacher lässt nun nach überstandener Meniskus-Operation und erneuter kurzer Pause nach einem „Umknicken“ erst einmal alles auf sich zukommen.
Abschied fällt ihm schwer
Dass ihm der Abschied richtig schwerfällt, betont er dabei mehrmals. „Die HSG ist ein toller, familiärer Verein. Es war das erste Mal, dass ich von zu Hause weg bin und die Heimat nicht vermisse. Das sagt schon viel über den Club, die Spieler und die Fans aus. Welche Fankultur bei der HSG herrscht, habe ich direkt im Auswärtsspiel in Bietigheim mit einem vollen gelb-blauen Fanblock gespürt, als ich toll begrüßt wurde. Das ist der Wahnsinn, ich fühle mich hier sehr wohl.“ Lediglich zwei Heimspiele konnte er in der stimmungsvollen Schänzle-Hölle vor vollem Haus miterleben. Aktuell heißt die Realität für die ganze Mannschaft Quarantäne in den eigenen vier Wänden. Man behilft sich mit Online-Training, doch die Situation im Saisonfinale ist alles andere als einfach.
Jetzt-erst-recht-Stimmung
„Wir bleiben alle dran“, verrät Jaeger. „Wir versuchen, uns fit zu halten, weiter Gas zu geben und auf das schwere Programm in den nächsten Wochen vorzubereiten. Es macht sich eine Jetzt-erst-recht-Stimmung breit. Wenn wir in einen Flow kommen, kann es auch richtig geil sein, viele Spiele direkt hintereinander zu haben.“ Denn, so der Sportmanagement-Student, der bis Ende des Jahres seinen Abschluss anstrebt und anschließend in den Beruf einsteigen möchte, „wir haben ein klares Ziel: Die HSG soll dort bleiben, wo sie hingehört: in der 2. Bundesliga. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen. Die HSG ist mir ans Herz gewachsen und ich habe hier eine wirklich schöne Zeit.“ Felix Jager fühlt sich wieder gut und bereit für den Endspurt. Noch ist die gemeinsame Mission nicht beendet.