Volleyball, 2. Bundesliga: Viermal Deutscher Meister, viermal Deutscher Pokalsieger, Italienischer Meister, Meister in Katar, Klubmeister Asien, Volleyballer des Jahres 2003: Christian Pampel hat in seiner Profikarriere einen Erfolg nach dem anderen erschmettert. Und dennoch steht der 30. Juni 2022 für einen ganz besonderen Moment in der meisterlichen Vita des 43-Jährigen. Mit dem 3:0 über den SV Schwaig wurden der TSV Mimmenhausen und sein Spielertrainer Vizemeister in zweithöchsten deutschen Liga.
Der Erfolg steht seinen übrigen in nichts nach. Weil unter Umständen erreicht, die einen Triumph eigentlich unmöglich machten. „Wir haben uns trotz Corona, den sehr vielen Verletzten und am Ende nur noch mit sieben gesunden Volleyballern ein paar Sachen richtig gut gemacht“, sagt Pampel. Überschwang der Gefühle ist nicht so die Sache des Diagonalangreifers. „Dass aber der phänomenale zweite Platz „eine Bestätigung dafür ist, dass wir gut gearbeitet haben“, macht ihn auch drei Monate danach noch stolz. „Eine tolle Leistung“, fand nicht nur Abteilungsleiter Christof Kraußer.
In die große Genugtuung, mit einem Dorfverein ohne finanzielle Mittel etablierte und große Zweitligamannschaften auf die Ränge verwiesen zu haben, mischten sich schon bald nach der Sause große Sorgenfalten ins fröhliche Gesicht von Christian Pampel. Die Aktionsfähigkeit des Teams sorgte für Unruhe. „Noch einmal solch eine Saison mit zu kleinem Kader“ kann und will Pampel nicht durchmachen. Dem Profi ist klar: Beim TSV Mimmenhausen muss eine Zeitenwende eingeleitet werden.
Umdenken beim TSV
Ohne eine, wenn auch im Vergleich zur Konkurrenz, bescheidene Bezahlung der Spieler, wird der Vizemeister keine Zugänge an Land ziehen. Nicht einmal solche, die nur die Lücken füllen, aber den Sport nicht voranbringen. Schließlich soll der Klub vom Bodensee auch in den kommenden Zweitligajahren „gut dastehen und nicht jedes Jahr immer wieder um eine neue Mannschaft kämpfen müssen“. Jene glorreichen Zeiten, mit Talenten aus der Region allein eine schlagkräftige und sehr erfolgreiche Mannschaft gebildet zu haben, gehören wohl der Vergangenheit an. Mimmenhausen muss umdenken – und tat das auch.
„Wir tun alles dafür, dass nicht nur die erste Mannschaft davon profitiert“, erläutert Pampel das Konzept. Auch die Jugend werde mit eingebunden. „Der Nachwuchs ist sehr wichtig“, weiß Pampel, und berichtet, dass derzeit mehr als 130 Mädchen und Jungen beim TSV – mit beträchtlichem Erfolg übrigens – den Sport mit der bunten Kugel ausüben.
Erste Erfolge kann der Sportlich Verantwortliche auch schon vorweisen. „Unser Kader ist dieses Mal sehr gut besetzt“, erzählt Pampel stolz. 15 Volleyballer hat der TSV Mimmenhausen auf der Liste. Jede Position, bis auf den Libero, sind mindestens doppelt besetzt. Was für ein Unterschied zur vergangenen Punkterunde, da musste der TSV mit nur einem Diagonalangreifer und nur einem Zuspieler die gesamte Saison bestreiten! Jetzt kann Pampel aus dem Vollen schöpfen, hat echte Verstärkungen für die Mannschaft gewinnen können. Prominentester Zugang ist Jan Jalowietzki. Der Nachname hat einen besonderen Klang am Bodensee. Papa Bogdan hat lange Jahre erfolgreich für den VfB Friedrichshafen geblockt, ist nach seiner aktiven Zeit seit Jahren als Co-Trainer bei den YoungStars Friedrichshafen nun Konkurrent des TSV Mimmenhausen.
Dass es Christian Pampel in der neuen Saison nun garantiert nicht darum geht, die vergangene noch zu toppen, hieße Eulen nach Athen tragen. So sehr das Umfeld den Meistertitel auch ersehnen mag. Ihn treiben andere Dinge an. Nachhaltigkeit, ein Stichwort. Über eine Saison hinaus Voraussetzungen schaffen. Zum Beispiel wissen, wie am Ende der Saison die neue Mannschaft aussieht. Ein erster Schritt in diese Richtung ist gemacht. Damit weitere folgen können, muss die Suche nach Sponsoren intensiviert werden. Das wissen Pampel und das Team. Am ehesten klappt das, wenn man die Begeisterung der Fans und den Spaß am Volleyball schauen weckt. Das ist dem TSV Mimmenhausen in der Vergangenheit noch stets gelungen.