Wer mit Michael Gallmann spricht, hat das Gefühl, dass da ein Mann rundum mit seiner fußballerischen Laufbahn zufrieden ist. Mit seinen 37 Jahren ist Gallmann, der in Tiengen wohnt, in seiner fünften Saison Trainer beim FC Weizen. „Das passt wie Faust aufs Auge“, schwärmt er von seinem kleinen Verein, der seit dem Corona-bedingten Abbruch sogar an der Tabellenspitze der Kreisliga A zu finden ist.

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Während heute Vereinswechsel bei Spielern und Trainern auch im Amateurfußball fast schon selbstverständlich sind, kann Michael Gallmann da überhaupt nicht viel bieten. Er ist da eher ein treuer Geselle, was durchaus positiv zu sehen ist.

Seine ersten fußballerischen Schritte machte er beim FSV Riedern. Dort im Schlüchttal ist er in einer fußballbegeisterten Familie groß geworden. Sein Vater, der leider viel zu früh im Alter von 48 Jahren verstorbene Klaus Gallmann, der selbst als Jugendtrainer in Riedern ein aktiver Mann war, hat ihm als dreijährigen Knirps die ersten Tricks mit dem Ball beigebracht.

Michael Gallmann, Trainer FC Weizen: „Wir haben auf alles geschossen. Da ging auch mal die Fensterscheibe im Nachbarhaus zu ...
Michael Gallmann, Trainer FC Weizen: „Wir haben auf alles geschossen. Da ging auch mal die Fensterscheibe im Nachbarhaus zu Bruch.“ | Bild: Neubert, Michael

In der F-Jugend des FSV Riedern ging‘s dann als Fünfjähriger los und natürlich mit 15 oder noch mehr Buben auf dem Bolzplatz. „Wir haben auf alles geschossen. Da ging auch mal die Fensterscheibe im Nachbarhaus zu Bruch. Das war nicht so lustig. Aber dennoch habe ich wirklich eine schöne Kindheit gehabt“, blickt Michael Gallmann zufrieden zurück.

„Bei uns zu Hause war nur Fußball“, gibt der heute 37-Jährige zwinkernd zu. Und spätestens als seine beiden jüngeren Brüder Benjamin (35) und Klaus (31) ihre Leidenschaft fürs Kicken auslebten, waren die Gallmann-Buben im Schlüchttal ein Begriff.

Relegationsspiele sind seine Spezialität

Michael Gallmann durchlief die Jugend beim FSV Riedern. Nachdem der Verein sich im Jahr 2000 mit dem SV Ühlingen zusammen tat, spielte er ab 2001 als Aktiver in der neuen SG Schlüchttal, wo er sich gleich einen Stammplatz erkämpfte. Schon in seinem ersten Jahr gelang ihm mit seinen Schlüchttaler Kameraden der Aufstieg in die Bezirksliga – über die Aufstiegsrunde. „Im ersten Spiel haben wir zu Hause vor 700 Zuschauern den SV Weil II mit 1:0 bezwungen. In der zweiten Partie gelang uns vor 1000 Fans beim FC Wallbach in 3:1-Sieg. Das vergesse ich nie“, schwärmt Gallmann noch heute. „Die erste Relegation war einfach eine Bombe. Zu Hause waren wir saustark. Unser Hasenwaldstadion war ein Mythos.“

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Schon nach ein paar Jahren wurde Michael Gallmanns Traum wahr: „Ich konnte mit meinen Brüdern Benni und Klaus in einer Mannschaft spielen. Dazu kamen viele Bekannte aus alten Bolzplatzzeiten.“ Die drei „Gallmänner“ ergänzten sich prächtig. „Klaus war der Stürmer, Benni der Mittelfeldstratege und ich der robuste Innenverteidiger.“ Wenn überhaupt, traf Michael vom Punkt: „Elfmeterschießen war neben Relegationsspielen meine Spezialität“, sagt er augenzwinkernd.

Nachdem die SG Schlüchttal sich bis 2009 den Ruf einer Fahrstuhl-Mannschaft dank drei Aufstiegen in die Bezirksliga und jeweiligem Wiederabstieg in die Kreisliga A erworben hatte, folgten ab 2009 die glorreichen Jahre. Dem Meistertitel 2010 ließen die Schlüchttaler zwei Superjahre folgen, als sie in der Bezirksliga sogar vorn mitspielten.

Als es 2012/13 wieder nach unten ging, verletzte sich Gallmann schwer. Nach einem Kreuzbandriss war er nie mehr ganz der Alte: „Es hat keinen Wert mehr gehabt und ich musste meine aktive Laufbahn beenden.“

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Dennoch ging es nahtlos weiter, denn Bruder Benni war inzwischen Trainer des TuS Bonndorf geworden. So wurde Michael kurzerhand dessen Co-Trainer. „Mal weg vom Heimatverein – das hat mir auch viel gebracht. Außerdem schätze ich Benni als Trainer sehr“, zieht er ein positives Fazit. Auch sportlich erreichte das Gallmann-Duo viel: Im ersten Jahr gelang dem Bezirksligisten aus dem Schwarzwald der Aufstieg in die Landesliga. Und dies natürlich über eine Aufstiegsrunde, in der sich die Bonndorfer gegen den FC RW Salem durchsetzten.

Zur Person: Michael Gallmann (37) wuchs in Riedern auf, wo der damalige FSV Riedern auch sein Heimatverein war, in dem er alle ...
Zur Person: Michael Gallmann (37) wuchs in Riedern auf, wo der damalige FSV Riedern auch sein Heimatverein war, in dem er alle Jugendklassen durchlief. Als Aktiver spielte er für die SG Schlüchttal, die sich zur Jahrtausendwende aus dem FSV Riedern und dem SV Ühlingen gebildet hatte, in der Kreisliga A und Bezirksliga. Seine Aktivzeit beendete er 2013. Nach einer zweijährigen Zeit als Co-Trainer bei seinem Bruder Benjamin beim TuS Bonndorf übernahm er zur Saison 2016/17 das Traineramt beim A-Kreisligisten FC Weizen. Michael Gallmann ist ledig, arbeitet in der Lagerleitung eines Holzhandelgeschäfts in Waldshut und wohnt in Tiengen. | Bild: Neubert, Michael

Nach zwei Jahren wusste Michael Gallmann: „Trainer – das macht mir Spaß.“ Jetzt nahm er sich aber erst einmal eine Auszeit, schaute seinen Brüdern über die Schulter, da mittlerweile auch Klaus als Trainer beim FC Neustadt arbeitete.

„Dann kam die Anfrage vom FC Weizen“, erinnert sich Michael Gallmann, der nicht lange überlegte. Ab der Saison 2016/17 war er Trainer beim A-Kreisligisten – und ist es bis heute. „Diese Entscheidung habe ich keine Sekunde bereut. Ich fühle mich hier unheimlich wohl“, sagt er.

Bezirksliga-Aufstieg ist greifbar

In den vergangenen vier Spielzeiten ging es bis zur aktuell noch unterbrochenen Saison stetig aufwärts. Das liege an einem Top-Umfeld des Vereins, der, so Gallmann, seriös geführt werde. Man setze auf eigene Leute und die Jugend, lautet das Erfolgsrezept. Mit dem Abstieg hatte der FC Weizen in den vergangen Jahren nie etwas zu tun.

Derzeit hat das Team als Spitzenreiter sogar die Chance zum Aufstieg in die Bezirksliga. „Eigentlich ist die Kreisliga A die richtige Liga für uns. Wir sind zwar die Kleinen, verstecken uns aber nicht. Den Druck, aufsteigen zu müssen, haben wir nicht“, so der Trainer.

Natürlich reize die Bezirksliga, aber Amateurfußball sei mehr als nur das nackte Ergebnis. Gallmann: „Das Gesellige kommt oft zu kurz. Nicht beim FC Weizen. Wir sitzen oft noch lange im Vereinsheim zusammen und haben viel Spaß. Wie eine große Familie. Und genau das ist meine Welt.“