Tina Fröhlich

Eishockey: Vielleicht liegt es an seiner Herkunft – Sayabec, Québec, Kanada, knapp 2000 Einwohner. In diesem kleinen Örtchen rund 400km nordöstlich der Großstadt Québec und unweit des Sankt-Lorenz-Stroms ist Jordan Caron geboren und aufgewachsen. Ein hübsches, aber sehr abgeschiedenes Fleckchen. „Wenn man aus so einem kleinen Ort kommt wie ich, ist man dankbar für die Erfahrungen, die man machen darf“, sagt der letzte Neuzugang der Schwenninger Wild Wings. „Es ist toll, in Russland oder Deutschland leben zu dürfen und diese Länder und Kulturen kennenzulernen. Ich habe das Glück, diese Lebenserfahrung machen zu können.“

Seit knapp zwei Monaten ist der Kanadier nun zum zweiten Mal in Deutschland. Seine erste Station außerhalb Nordamerikas führte ihn 2017 nach Krefeld zu den Pinguinen. Dieses erste Gastspiel in Europa war, im Gegensatz zu seiner Karriere zuvor, nicht gerade ein glückliches.

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Vor dem Wechsel in die DEL absolvierte Caron 157 Spiele in der National Hockey League für die Boston Bruins, Colorado Avalanche und die St. Louis Blues, konnte sich aber in der besten Liga der Welt nie so richtig festsetzen. Immer wieder ging es auch eine Liga tiefer in die AHL. Vor knapp drei Jahren war es dann an der Zeit für ein erstes „Abenteuer“. „Ich war tatsächlich etwas überrascht, wie gut es mir in Krefeld und in Deutschland gefiel“, gibt der Stürmer lachend zu. „Ich wusste nicht wirklich, was mich erwartet. Aber es hat mir sehr gut gefallen. Die DEL, die kurzen Reisen, die Lebensweise – alles hat gepasst.“ Nicht aber die Gesundheit. Die erste Saison in der DEL fiel deshalb vergleichsweise kurz aus. Nur ganze acht Partien konnte er für die Seidenstädter spielen bevor ihn im November 2017 eine Ellenbogenverletzung komplett ausbremste. Eine tragische Geschichte für beide Seiten, hatte Caron doch in diesen acht Spielen beeindruckend gezaubert mit sechs Toren und vier Vorlagen. Tragisch aber vor allem aufgrund des Zustandekommens der Verletzung. Es begann mit einem eher harmlosen Schnitt am Ellenbogen. Dieser entzündete sich, zwei Operationen folgten. „Diese Monate waren sehr hart. Die Saison war für mich beendet, ehe sie richtig begonnen hatte. Das war schockierend“, erinnert sich der 29-Jährige.

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Die Krefelder offerierten ihm dennoch eine Vertragsverlängerung, die er gerne annahm. Allerdings war nach zwölf Spielen erneut Schluss. Dieses Mal aber war ein Angebot aus der KHL schuld. Der russische Club Sibir Nowosibirsk lockte mit einem sehr guten Gehalt in die starke Kontinental Hockey League. Krefeld ließ Caron ziehen. „Es war eine unglaubliche Erfahrung und ich habe es wirklich genossen. So etwas macht man nur einmal im Leben“, erzählt der Franko-Kanadier.

An sich hatte sich der Außenstürmer auf ein weiteres Engagement in Sibirien eingestellt, Nowosibirsk aber entschied sich anders. Und als das Angebot für eine Rückkehr in die DEL kam, „musste ich überhaupt nicht nachdenken“, so Caron. „Mir gefällt die Liga mit ihrem körperbetonten Spiel, mir gefällt das Leben in Deutschland.“ Erneut wusste er nicht wirklich etwas über seinen neuen Arbeits- und Wohnort, hatte auch zuvor nie in der Helios Arena gespielt. Nun wohnt er nicht weit entfernt von eben dieser und entdeckt nach und nach sein neues Umfeld. „Ich war schon mehrmals in Villingen, über Weihnachten in Zürich und an Silvester sind wir mit dem Zug nach Freiburg gefahren“, erzählt der Linksschütze. „Der Schwarzwald ist fantastisch und auch sonst passt hier alles super. Die Fans sind echt leidenschaftlich und das mag ich sehr.“

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Mittlerweile ist der Mann mit der Rückennummer 57 auch sportlich so richtig angekommen, wird für die Wild Wings immer wertvoller. Sieben Tore und zwei Assists stehen auf seinem Konto. Dazu kommen ein sehr effizientes Zweikampfverhalten an der Bande, sowie seine prima Fähigkeiten in Unterzahl, Überzahl und beim Forechecking, womit er einen ordentlichen Beitrag leisten könnte zum „Doch-noch-Erreichen“ des Schwenninger Saisonziels. „Natürlich wollen wir in die Playoffs, auch wenn es ein schwerer Weg wird“, sagt der 1,90m-Mann. „Es ist zwar eine Phrase, aber wir müssen von Spiel zu Spiel schauen und an uns glauben. Alles ist immer möglich.“

Was nach dem Saisonende kommt, weiß Jordan Caron noch nicht. „Ich bin offen für alles“, sagt er. „Auch Schwenningen ist natürlich eine Option. Aber es ist noch viel Zeit und ich werde nach der Saison für mich überlegen, wie und wo es weiter geht.“ Vielleicht ja an einem hübschen, abgeschiedenen Fleckchen im Südwesten Deutschlands.