Volleyball, Dritte Liga, Damen: Die rund 400 Zuschauer in der Hoptbühlhalle sahen am Samstag das wohl dramatischste Villinger Spiel der gesamten Saison. Aus der Sicht der Gastgeber allerdings ohne Happy-End, denn die junge Stuttgarter Auswahl entführte durch einen 3:2-Sieg zwei Punkte aus dem Schwarzwald. Die zwei letzten Satzergebnisse (28:30/14:16) zeigen jedoch, dass es auch anders hätte kommen können.

Ungleiches Duell: Für einige Zuschauer war das Spiel gegen den Bundesstützpunkt Stuttgart kein Duell unter gleichen Voraussetzungen. Bei den Gästen standen Spielerinnen aus mehr als zehn verschiedenen Vereinen aus ganz Baden-Württemberg sowie aus Thüringen im Kader. Während Stuttgart mit zwölf Spielerinnen antrat, musste Villingen mit neun Spielerinnen auskommen, von denen zwei nicht ganz fit waren. Es ehrt TV-Trainer Sven Johansson, dass er diesbezüglich nicht von einer Wettbewerbsverzerrung sprechen will. „Dieses Wort würde ich nicht unterschreiben. Stuttgart will den Volleyball-Sport voranbringen und da ist es legitim, mit vielen Talenten eine Mannschaft zu formieren und dieser Wettkampfpraxis zu geben. Auch in der 1. und 2. Bundesliga gibt es diese Modelle.“

Analyse: Für Johansson steht nach der unglücklichen Niederlage fest: „Wir sind selbst schuld.“ Villingen dominierte den ersten Satz mit zwischenzeitlich zwölf Punkten Vorsprung. Dann aber wurde der Gast immer stärker. „Vielleicht war Stuttgart zunächst auch etwas von der Atmosphäre beeindruckt. Wie der Gegner unsere Angriffe später abgeblockt hat, war schon sehenswert. Wir hatten den Sieg vor Augen und haben es nicht geschafft. Dies lag jedoch nicht am improvisierten Zuspiel, sondern mehr an Abstimmungsfehlern“, so Johansson.

Selbstkritik: Bei der Pressekonferenz nach der Partie verwunderte Johansson mehrere Zuschauer mit seiner Aussage, dass er zufrieden mit dem Spiel seiner Schützlinge sei. Das wiederum erregte einige Besucher aufgrund der nicht genutzten 2:0-Satzführung. „Ich war etwas zu positiv in meiner Einschätzung. Auch ich habe für die Aussage einiges einstecken müssen“, übt Johansson Selbstkritik. Fakt sei, dass er seiner Mannschaft auch vor dem Hintergrund der eingeschränkten personellen Möglichkeiten in den Bereichen Kampfgeist und Einstellung nichts vorzuwerfen habe. Spielerisch war das Team schon besser. Somit blieb es für die Villingerinnen nur bei der Tapferkeitsmedaille.

Aufschläge: Wieder einmal waren die Angaben ein zentrales Thema am Samstagabend. Stuttgart schmetterte die Bälle druckvoll über das Netz, was Villingen nur phasenweise gelang. „Wir müssen da wieder mehr die Balance finden. Es sind die einzigen Ruhephasen im Spiel. Wenn du zum Aufschlag gehst, hast du Zeit dir etwas zu überlegen. Wir sind mit unseren Angaben noch zu brav.“ Johansson fordert mehr Risiko: Ich reiße keiner Spielerin den Kopf ab, wenn sie etwas riskiert und der Ball nicht ankommt.“

Pause: Am kommenden Wochenende sind die Villingerinnen spielfrei. Johansson kommentiert das mit drei Worten: „Gott sei dank“. Er und die Mannschaft brauche die Zeit, um im Training an den Fehlern zu arbeiten. Daher wird es diese Woche auch Umstellungen geben. „Wir wollen die auf ungewohnten Positionen spielenden Mädchen noch mehr für die neuen Positionen sensibilisieren.“ Der Trainer denkt an Michelle Feuerstein und Klara Single, die sich im Zuspiel abwechseln. Aber auch an Felicitas Piossek, die erstmals auf Annahme außen spielte.

Operationen: Für die Langzeitverletzten Nikola Strack (Fußbruch) und Lisa Spomer (Kreuzbandriss) steht möglicherweise in dieser Woche die unumgänglichen Operationen an. Bei der ebenfalls verletzten Ramona Dietrich wird auf eine herkömmliche Heilung ohne Operation gesetzt. Alle drei werden erst in der nächsten Saison wieder im Villinger Trikot zu sehen sein.