Volleyball, Dritte Liga, Damen: TV Villingen – SV Sinsheim 0:3 (20:25, 18:25, 25:27). Zum zweiten Mal seit Einführung der Dritten Liga muss der TV Villingen die Spielklasse verlassen und in der kommenden Saison in der Regionalliga einen Neuanfang starten. Gegen den bereits vor der Partie als Meister feststehenden SV Sinsheim hatten die Villingerinnen vor 350 Zuschauern nur im dritten Satz die Chance auf einen Punktgewinn. Vor dem letzten Spieltag in zwei Wochen in Mainz steht somit fest, dass Villingen einen der zwei Abstiegsplätze nicht mehr verlassen kann.
Trotz der schon vor der Partie schier aussichtslosen Lage im Kampf um den Ligaerhalt bereiteten die Zuschauer den Villingerinnen einen würdigen Abschied. Mehrfach gab es Dauerapplaus für den tollen Kampfgeist der Gastgeberinnen, die kaum einen Ball verloren gaben. Spielerisch freilich war der Gast klar überlegen, doch Villingen versuchte mit Kampfgeist und Einsatzwille gegenzuhalten. Das honorierten die Zuschauer auch nach der Partie mit stehenden Ovationen.
"Wir haben noch mal alles reingehauen und teilweise auch gutes Volleyball gezeigt. Nur zu gern hätte ich zumindest einen Satz gewonnen, was auch möglich war", sagte Villingens Trainer Sven Johansson. Dieser Meinung schloss sich Co-Trainer Robert Senk an. "Unsere Mannschaft hat sich ein dickes Lob verdient. Wir haben Sinsheim immer wieder gezwungen, die stärkste Mannschaft auf den Platz zu schicken. Ein Kompliment geht an Michelle Feuerstein, die auf mehreren Positionen eine echte Führungsspielerin war."
Lob für Villingen gab es auch von Gästetrainer Jörg Binder. "Wirt wollten hier als würdiger Meister auftreten und mussten mehrfach an unsere Grenzen gehen, um gegen einen guten Gegner zu bestehen. Villingen hat uns gezwungen, unser bestes Volleyball zu spielen. Es ist wirklich schade, dass wir uns kommende Saison wohl nicht mehr sehen, denn Spiele zwischen Sinsheim und Villingen waren immer sehr interessant und gutklassig."
Spielerisch dominierte der Gast die Partie. In den Sätzen eins und zwei reichten Sinsheim 22 und 23 Minuten zum Satzgewinn. Satz drei hingegen dauerte 28 Minuten. Glanzpunkt hier war eine Aufschlagserie von Jule Gaisser, die aus einem 12:18-Rückstand eine 19:18-Führung machte. Als Sinsheim wieder personell umstellte, trumpfte der Gast auf, wobei Villingen immerhin einmal einen Satzball hatte.
In zwei Wochen endet in Mainz das Drittliga-Abenteuer. Nach dem ersten Abstieg 2015 folgte zwölf Monate später die sofortige Rückkehr in die Dritte Liga, die in der Meisterschaft gipfelte. Eine Wiederholung scheint nach dem zweiten Abstieg eher unwahrscheinlich. Neben Klara Single, Julia Reich, Michelle Spomer, Nina Gass, Ramona Dietrich wird auch Felicitas Piossek wegen ihrer Doktorarbeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Martina Bradacova hatte ohnehin nur ausgeholfen. Sieben abgehende Spielerinnen reißen eine enorme Lücke, zumal es mit Nikola Strack und Lisa Spomer noch zwei langzeitverletzte Spielerinnen gibt, die aber weitermachen werden. "Wir müssen zwangsläufig auf unseren eigenen Nachwuchs setzen. Es wird einen großen Umbruch geben, der Kraft kosten wird", sagt Johansson. Senk ist zuversichtlich, wieder einen Zwölferkader zu formieren. "Wir haben eine gute Jugendarbeit und sind mitten in der Planung." Eventuell kehrt nach eineinhalb Jahren Lena Kälberer zurück. Ansonsten sollen Spielerinnen aus der zweiten und dritten Mannschaft aufgebaut werden.
Stimmen zum Spiel
Ramona Dietrich: "Ich beende meine Laufbahn mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zehn Jahre erste Mannschaft zu spielen, war ein Riesenerlebnis. Aktuell kann ich mir noch nicht vorstellen, ohne Volleyball zu sein. Andererseits hatte ich so viele Verletzungen, dass ich auch auf meinen Körper hören muss. Das letzte Heimspiel hat noch einmal Megaspaß gemacht."
Nina Gass: (unter Tränen) "Es ist unheimlich schwer, zu verstehen, dass es mein letztes Heimspiel war. Mich nimmt alles emotional unglaublich mit. Es war eine schwere Entscheidung, mit dem Sport aufzuhören. Auf Anraten der Ärzte muss ich diesen Weg gehen. Nur zu gern hätte ich mich mit einem Sieg und dem Klassenerhalt verabschiedet."
Felicitas Piossek: "Ich hatte viele schöne Jahre in Villingen. Ich habe zwei Meisterschaften und zwei Abstiege mitgemacht. Viele Freundschaften bleiben. Meine Doktorarbeit verlangt nun meine ganze Konzentration. Für mich wurde der Aufwand, immer von Konstanz nach Villingen zu fahren, zu groß. Vielleicht kann ich nochmals helfen, aber ich wollten den Trainern keine Versprechungen machen, die ich nicht einhalte. Der Abschied fällt mir sehr schwer." (daz)