Herr Sundblad, Sie sind nach einem Jahr Pause zurück im Trainerjob. Wie fühlt es sich an, jeden Morgen wieder zur Arbeit zu gehen?
Super! Ich freue mich, wieder zu arbeiten. Ich liebe meinen Job und ich liebe Eishockey. Ich habe natürlich in den vergangenen Monaten viele Spiele gesehen, aber das ist nicht dasselbe. Es ist auch besser für den Kopf, wenn man nicht so viel herumsitzen muss.
Und wie findet es Ihre Frau?
(lacht) Auch gut. Dann nerve ich sie nicht mehr, wenn ich den ganzen Tag zuhause bin. Ich habe sehr viel Energie und mir fällt das Nichtstun schwer. Natürlich sind wir jetzt erst einmal getrennt, denn sie hat ihre Arbeit in Köln. Aber so ist das Geschäft und wir kennen uns lange genug. Das ist also kein Problem. Sie wird Ende Februar für ein paar Woche herkommen und dann ab nächster Saison ganz hierher ziehen.
Wie haben Sie sich am Neckarursprung eingelebt?
Es ist wunderschön hier. Im Moment lebe ich in Bad Dürrheim und es ist sehr schön da. Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich wohne ja sonst etwas außerhalb von Köln und da ist die Landschaft ganz anders. Es gibt mehr Felder, und der Braunkohle-Tagebau ist nicht weit weg. Hier gibt es viel mehr schöne Natur. Ich habe auch das Gefühl, das hier viel häufiger die Sonne scheint. Leider konnte ich sonst noch nicht so viel sehen, es waren zuletzt ja sehr viele Spiele.
Welche Bedingungen haben Sie ganz allgemein in Schwenningen vorgefunden?
Ich kannte das Stadion von früher, habe es sowohl als Spieler als auch als Trainer schon erlebt. Ich kann mich gut erinnern, dass es hier immer sehr laut war. Das war ein richtiger Hexenkessel. Mittlerweile ist vieles neu und es wird einen weiteren Umbau geben. Die Helios-Arena ist ein sehr schönes Stadion. Wir haben hier einen tollen Kraftraum und auch sonst passt die Infrastruktur.
Was macht den Eishockey-Standort aus, was war und ist für Sie Schwenningen?
Eine Traditionsmannschaft. Schwenningen ist schon lange im deutschen Eishockey vertreten, davon viele Jahre in der ersten Liga. Darauf sollte man stolz sein. Es ist doch toll zu sehen, wie viele Trikots hier unter dem Hallendach hängen. Es gibt ja nur noch sehr wenige Clubs, die auf eine solche Tradition zurückblicken können. Man sollte das genießen.
Was denken Sie über die Organisation der Schwenninger Wild Wings, also das Team hinter dem Team?
Ich denke, es ist ein gutes Team. Man ist hier gut aufgestellt. Jetzt kommt noch Christof Kreutzer als neuer sportlicher Leiter dazu. Es ist ein Team, mit dem man hier in Zukunft etwas aufbauen kann.
Kommen wir gleich zu Christof Kreutzer. Es ist anzunehmen, dass Sie sich bereits kennen. Hatten Sie schon Kontakt?
Ja, wir kennen uns natürlich. Wir hatten als Trainer von Köln und Düsseldorf schon einige Derbys und auch ein Wintergame. Wir hatten immer einen guten Draht zueinander. Er ist ein sehr fleißiger Mensch mit einem großen Ehrgeiz, das finde ich gut. Wir haben natürlich auch schon miteinander gesprochen.
Es stehen gerade jetzt wichtige Gespräche mit den aktuellen und möglicherweise neuen Spielern an. Wie werden Sie das handhaben?
Wir werden sicherlich andauernd am Telefon sein. Christof Kreutzer ist derzeit noch Trainer in Bad Nauheim, wird aber so bald wie möglich schon mal hierher kommen. Wir werden so oder so ganz eng zusammen arbeiten, um den zukünftigen Kader zu bauen.
Wer führt die Gespräche?
Wir alle zusammen. Christof Kreutzer natürlich, ich und auch Jürgen Rumrich ist noch dabei und hilft uns. Wir drei führen die Gespräche. Dazu kommen noch Co-Trainer Petri Liimatainen und Torwarttrainer Ilpo Kauhanen, auch sie gehören zum Team. Zudem ist zu gewissen Teilen auch Geschäftsführer Christoph Sandner involviert. Wir wollen alle zusammen eine gute Mannschaft bauen.
Wie viel Einfluss haben Sie als Trainer auf den künftigen Kader?
Die letzte Entscheidung liegt bei Christof Kreutzer, das ist klar. Aber wir arbeiten zusammen und ich werde natürlich meine Vorstellungen einbringen. Ich habe ja eine Idee, welches Eishockey wir spielen sollten und welche Spieler ich dafür brauche.
Was genau ist diese Idee?
Schnelles Eishockey. Ich möchte eine Mannschaft, die schnell umschalten kann, die viel läuft und gutes Pressing spielt über die gesamte Eisfläche. Ich möchte viel Puckbesitz, positives und attraktives Eishockey. Ich möchte offensives Angriffs-Eishockey sehen. Wenn man sich die Topteams der DEL wie Mannheim, München oder auch vor allem Straubing anschaut, sieht man, dass diese Art zu spielen, modernes Eishockey ist.
Und welche Spieler braucht man dafür?
Eine gute Mischung. Es geht nicht nur darum, dass jetzt alle schnell sind. Es braucht auch größere, kräftigere Spieler. Als erstes aber sollten wirklich alle gut Schlittschuhlaufen können, das ist die Basis. Und natürlich kannst du nicht nur alles auf Geschwindigkeit auslegen. Man sollte auch ein paar Pässe spielen können, das wäre sicherlich ein Vorteil (lacht). Nein, im Ernst, es geht um die gute Mischung.
Sie haben im Moment hier eine Mannschaft, mit der Sie seit drei Wochen arbeiten. Ist dieses Team für diese Art Eishockey zu spielen, geeignet?
Soweit sieht das gut aus. Die Spieler werden läuferisch immer besser und ziehen absolut mit. Auch mental ist die Mannschaft viel besser geworden, das Gefühl in der Kabine ist gut. Die Mannschaft ist gut, der Charakter passt und sie glauben langsam wieder an sich.
Wie sieht es im athletischen Bereich aus, fehlt es den Spielern nicht an Spritzigkeit und Beweglichkeit?
Sie sind gut, ich bin da sehr positiv. Natürlich sind wir Tabellen-Vorletzter, da klingt das sicherlich etwas seltsam. Aber die Mannschaft hat Qualität. Die Spritzigkeit kommt immer mehr mit dem Training. Je mehr man Übungen in diese Richtung macht, umso besser wird es auch. Da kann man in wenigen Wochen schon viel bewegen. Zum generellen Athletikzustand werde ich erst nach der Auswertung unserer Messungen Genaueres sagen können. Wir haben am Mittwoch im Training einige Spieler mit Pulsmessern ausgestattet und werden noch weitere Tests absolvieren. Aber die Mannschaft macht bisher einen guten Eindruck.
Dennoch war auffällig, dass die Schwenninger Spieler in den letzten Monaten häufig einen Schritt langsamer waren als der Gegner.
Ich kann nicht beurteilen, was war. Ich kann nur an der Zukunft arbeiten. Wir haben vier der letzten fünf Spiele gewonnen, das ist doch erst einmal ein positives Zeichen.
Wie sehen Sie die Zusammensetzung des Teams allgemein? Ist es genau diese Mischung, die es braucht?
Ja, ich finde Jürgen Rumrich hat einen guten Job gemacht. Die Mannschaft ist okay. Wir haben nicht das Budget wie Mannheim oder München, das muss man sehen. Wir haben nie das erste Zugriffsrecht, das ist Fakt. Wir möchten eine solide Mannschaft haben, die mit allen Teams in der Liga mithalten kann und positives Eishockey spielt. Und da bin ich sehr optimistisch.
Natürlich muss auch diese Frage kommen: Welche Spieler möchten Sie aus dem aktuellen Kader gerne behalten?
(lacht) Das werde ich natürlich nicht verraten. Es gibt viele gute und interessante Spieler in dieser Mannschaft. Ich sehe nicht, dass wir die Mannschaft komplett neu aufbauen müssen. Wir brauchen sicherlich keinen totalen Umbruch und müssen keine zwölf oder 15 neue Spieler holen. Die Straubing Tigers zeigen dieses Jahr eindrucksvoll, was es heißt, an der Philosophie festzuhalten und Geduld zu haben. Sie haben angefangen, eine Mannschaft in ihrem Sinne aufzubauen und immer weiter daran gefeilt. Aber das braucht eben auch etwas Geduld und den Glauben daran, dass man den richtigen Weg beschreitet.
Wohin wird der Weg der Wild Wings in dieser Saison noch führen?
Alles ist noch möglich. Mit der Drei-Punkte-Regel kann es sehr schnell gehen. Aber wir schauen zunächst einmal auf unsere Leistung. Wenn unsere Leistung stimmt, kommen auch die Ergebnisse. Wir sollten nicht nur auf Punkte schauen, sondern darauf, wie es auf dem Eis aussieht. Jeder Tag, an dem wir unsere Leistung zeigen, bringt uns vorwärts. Dann wird sich auch der Erfolg einstellen.
Und wie sieht die Zukunft der Schwenninger Wild Wings aus?
Gut!