Basketball, ProA: Dass mit ehemaligen Bundestrainern, Europameistern und Ex-Profis immer mehr prominente Coaches in der ProA arbeiten, ist seit einigen Jahren zu beobachten. Doch auch die Namen der Assistenten, die meist weniger im Rampenlicht und in den Schlagzeilen stehen als ihre Vorgesetzten, werden immer klangvoller. In Rostock ist es Christian Held, der bereits zwei Jahre lang die Gladiators Trier als Chef betreute, in Jena sitzt der ehemalige DBB-Sportdirektor Steven Clauss auf der Bank, und in Paderborn assistiert sogar ein Professor für Sportmedizin. In diese illustre Reihe fügten sich im vergangenen Sommer auch die Wiha Panthers Schwenningen ein, die mit Aleksandar, genannt Sascha Nadjfeji, einen nicht minder renommierten Namen an Land zogen. Dessen Expertise soll am Samstag zu einem Heimsieg gegen seinen Ex-Verein beitragen.

423 Bundesliga-Spiele, zwei deutsche Meisterschaften und Pokalsiege mit Alba Berlin und den Köln 99ers, zudem der sechstbeste Scorer der BBL-Geschichte seit Einführung der Statistik-Datenbank: Aleksandar Nadjfeji darf sich als einer der legendärsten Spieler der Bundesliga bezeichnen. Als Trainer befindet sich der gebürtige Jugoslawe, der 2014 die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, hingegen noch in einem frühen Stadium seiner Karriere.

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Der Übergang vom Spieler zum Trainer gestaltete sich beim 44-Jährigen fließend. Noch als Aktiver assistierte Nadjfeji bei den Tigers Tübingen, ehe er mit 39 dann endgültig das Trikot gegen den Anzug eintauschte. „Für mich war schon immer klar, dass ich sofort nach meiner Spielerkarriere Trainer sein werde. Mir macht es sehr viel Spaß, auf dem Platz zu stehen und mit anderen Spielern zu arbeiten“, erzählt der 2,03-Meter-Hüne. 2018 wurde er mit der schwierigen Aufgabe betraut, als Cheftrainer die Tigers nach dem Abstieg in die ProA sofort wieder ins Oberhaus zu führen. Ein halbes Jahr später wurde Nadjfeji entlassen.

Im vergangenen Sommer folgte der Schritt ein paar Kilometer Neckar-aufwärts nach Schwenningen zu den Wiha Panthers. Dort ist er als Assistent von Trainer Alen Velcic in erster Linie zuständig für das Individualtraining und die Gegneranalyse, zudem soll er sein ausgeprägtes Netzwerk auf dem Balkan gewinnbringend einsetzen. Diese Rolle erfüllt ihn mit großer Zufriedenheit: „Ich bin sehr glücklich und froh, diesen Job bekommen zu haben. Wir Trainer kommunizieren sehr gut. Alen ist sehr emotional, ich dagegen bin eher ruhig, sodass wir uns gut ergänzen. Wir haben das Gefühl, dass wir den Verein gemeinsam verbessern können.“

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Ein konkretes Beispiel: Nadjfeji stellte am vergangenen Samstag beim Aufwärmen vor dem Spiel bei Phoenix Hagen fest, dass Hagens Scharfschütze Dominik Spohr an diesem Tag wohl ein besonders heißes Händchen hatte. Daraufhin regte er Cheftrainer Velcic dazu an, Jonas Niedermanner kurzfristig in die Startaufstellung zu berufen, um Spohr aus dem Spiel zu nehmen. Das Ergebnis: Niedermanner bot eine hervorragende Leistung und gestattete seinem Gegenspieler keinen einzigen Dreier.

Es sind diese und noch viele weitere Details, die seinen Chef Alen Velcic zu Lobeshymnen bewegen. „Ich habe den besten Assistenztrainer der Liga. Sascha hat ein unglaubliches Basketball-Wissen und schon mit den besten Trainern Europas gearbeitet. Wir unterscheiden uns in Nuancen, dadurch ergänzen wir uns sehr gut“, betont Velcic. Gleichwohl sei Nadjfeji als Trainer noch nicht komplett. „Erfolgreiche Trainer haben das Talent, andere Menschen zu führen. Sascha war nie ein Führungsspieler, sondern eher still. Daher passt die Rolle des Co-Trainers aktuell sehr gut zu ihm.“ Dieser wiederum ergänzt: „Ich versuche, jeden Tag mein Bestes zu geben, etwas zu lernen und bin bei diesem Prozess sehr geduldig.“

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Velcic macht es sich zur Aufgabe, Nadjfeji in dieser Hinsicht bestmöglich auf einen Posten als Cheftrainer vorzubereiten. Dahinter steckt ein nicht ganz uneigennütziger Plan: Vorerst für ein Jahr unterschrieb Nadjfeji bei den Panthers, der Kontrakt kann sich im kommenden Jahr jedoch auf unbestimmte Dauer automatisch verlängern. „Wir haben Sascha auch mit Hinblick auf die Zeit nach mir verpflichtet. In ein paar Jahren werde ich aufhören oder ins zweite Glied rücken. Wir bilden Sascha aus, damit er den Posten des Cheftrainers irgendwann übernehmen kann“, erklärt Velcic.

Für Aleksandar Nadjfeji selbst ist dies Zukunftsmusik: „Irgendwann wird es bestimmt dazu kommen, dass ich wieder Cheftrainer werde, aber daran denke ich momentan noch nicht.“ Viel wichtiger ist es ihm, am kommenden Samstag gegen seinen Ex-Verein den dritten Sieg in Serie einzufahren.