Eishockey: Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Menschen, die sich in den letzten Jahren bestenfalls am Rande für das Eishockey in Schwenningen interessiert haben, können im Augenblick gar nicht genug davon hören und lesen. Über die Wild Wings wird gesprochen. So ist das halt, wenn es mal läuft. Und das tut es für die Neckarstädter. Vier Spiele, vier Siege, dazu die Tabellenführung in der Gruppe Süd. Da kann man am Donnerstag (Beginn 18.30 Uhr) getrost mit breiter Brust in das Spitzenspiel gegen Mannheim gehen.

Optimistisch dürfen die Schwarzwälder im Hinblick auf das Derby in Nordbaden nicht nur aufgrund der nackten Zahlen sein. Schwenningen führt die Tabelle mit einem Quotienten von 2,75 punkten an, musste bislang lediglich einen Zähler abgeben. Die Adler gewannen zuletzt in Ingolstadt nach Penaltyschießen, gaben auch gegen München einen Zähler ab und weisen deshalb nur einen Punkteschnitt von 2,5 auf.

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Dennoch warten auf die Schwäne nun die Wochen der Wahrheit. Am Donnerstag geht es also das erste Mal nach Mannheim, am Sonntag kommen die Red Bulls aus München. Am Dienstag fahren sie erneut in die Kurpfalz und am übernächsten Samstag messen sie sich zum zweiten Mal mit dem mehrfachen Meister aus Bayern in der heimischen Helios Arena. Ein Programm, das es in sich hat und für das ein gewisses Maß an Zuversicht wirklich bitter nötig sein dürfte.

Dieses Selbstvertrauen haben sich die Wild Wings in den letzten Wochen hart erarbeitet. Das Team von Trainer Niklas Sundblad wirkt nach den vielen Trainingseinheiten und erfolgreichen Spielen sehr gefestigt. Auch am vergangenen Montag beim 5:2-Sieg gegen die Straubing Tigers hatte man nie das Gefühl, dass Schwenningen dieses erste Heimspiel noch verlieren könnte. Auch die phasenweise überharte Gangart der Niederbayern sowie die extrem kleinlich pfeifenden Schiedsrichter brachten die Gastgeber nur selten aus der Ruhe. „Ich freue mich über diesen Sieg, das war eine gute Mannschaftsleistung“, befand auch der Coach. Tatsächlich sollte man keinen Spieler herausheben, der geschlossene Auftritt ist derzeit die wohl größte Stärke der Schwenninger.

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Ausnahmen muss oder darf man aber sehr wohl machen. Joacim Eriksson ist eine solche Ausnahme. Der schwedische Keeper erweist sich als Glücksgriff, ist der Rückhalt, den sich eine Mannschaft wünscht. Oder die Spink-Zwillinge Tylor und Tyson, die sich tatsächlich blind verstehen und mit ihrer Schnelligkeit dem Gegner Schwierigkeiten und dem eigenen Team Freude bereiten. Oder Troy Bourke, der wieselflinke und giftige Angreifer, der nun auch seinen Torinstinkt entdeckt hat.

Besonders herausgehoben seien aber hier für einmal Colby Robak und Andreas Thuresson. Der kanadische Verteidiger und sein schwedischer Stürmerkollege präsentierten sich gegen Straubing als die absoluten Lenker und Denker. Was immer sie machten, hatte Hand und Fuß. Besonders im Powerplay bestimmten Robak und Thuresson die Taktik, die Geschwindigkeit und die Passwege. Gemeinsam mit den Spink-Brüdern und Bourke sorgten sie für alle fünf Tore, vier davon fielen in Überzahl. Aber auch mit einem Mann weniger zeigte sich die gesamte Mannschaft krisenfest. Immerhin setzte es gegen die Tigers 28 Strafminuten auf beiden Seiten, genug also, um sowohl Über- wie Unterzahl kräftig zu üben. „Die Special Teams waren sehr gut“, fand Sundblad in seiner Spielanalyse.

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Zur Wahrheit gehört aber auch, dass gerade in solchen Spielen eine vierte Sturmreihe extrem wertvoll ist. Maximilian Hadraschek, Daniel Pfaffengut und – mit Abstrichen wegen seiner vier Strafminuten – Marius Möchel sorgten in den Fünf-gegen-Fünf-Phasen für willkommene Entlastung, machten einen prima Job.

Hat derzeit keinen Platz in der Schwenninger Mannschaft: Cedric Schiemenz
Hat derzeit keinen Platz in der Schwenninger Mannschaft: Cedric Schiemenz | Bild: HagenFotoDesign

Da bleibt im Augenblick kein Platz mehr für die jungen Talente Cedric Schiemenz und David Cerny. Beide standen zuletzt per Förderlizenz beim Kooperationspartner Freiburg auf dem Eis. Dort hat sich allerdings die Zahl der Verletzten so verringert, dass Schiemenz und Cerny keinen mehr Platz im Kader finden. Auch bei den Wild Wings ist das Team derzeit voll.

Auch Nachwuchsspieler David Cerny muss sich noch ein Weilchen gedulden.
Auch Nachwuchsspieler David Cerny muss sich noch ein Weilchen gedulden. | Bild: HagenFotoDesign

„Das ist natürlich nicht einfach für die Beiden, aber sie müssen Geduld haben“, sagt ihr Trainer. „Wir haben keinen so großen Kader. Es kann ganz schnell gehen, dass sie spielen dürfen. Sie müssen weiter fleißig trainieren und sich der Konkurrenzsituation stellen. Die beiden werden ganz sicher noch viele Spiele bekommen.“ Diese für den 21-jährigen Schiemenz und den 20-jährigen Cerny unbefriedigende Situation ist derzeit allerdings die einzige kleine „Baustelle“ der Schwenninger. Ansonsten läuft es einfach bei den Wild Wings.

Schade nur, dass keine echten Zuschauer den 5:2-Erfolg gegen Straubing bejubeln durften. Aber auch die 275 Papp-Fans, die das Konterfei ihrer Paten trugen und die neue Sitzplatz-Tribüne bevölkerten, dürften ihre helle Freude am Auftritt der Neckarstädter gehabt haben.