Fußball: Es war dann doch eine kleine Überraschung, dass er sich bei der Hauptversammlung des FC 08 Villingen nicht mehr zur Wahl stellte. Der SÜDKURIER unterhielt sich mit Arash Yahyaijan, dem bisherigen Vorstand Sport bei den Nullachtern.

Herr Yahyaijan, seit wenigen Tagen sind Sie nicht mehr Sport-Vorstand beim FC 08. Was machen Sie nun mit all der freien Zeit?

Obwohl ich nicht mehr zur Wahl angetreten bin, heißt dies ja nicht, dass ich von heute auf morgen alles stehen- und liegenlasse. Zum einen gilt es, eine saubere Übergabe zu machen, dies wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Darüber hinaus werde ich meinem Nachfolger bei Bedarf auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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Wann und warum ist der Entschluss bei Ihnen gereift, den Posten abzugeben?

Der Entschluss hat sich bereits über einen längeren Zeitraum entwickelt. Die Arbeit als Sport-Vorstand hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, war aber extrem zeitintensiv. Umso näher der Tag der diesjährigen Mitgliedversammlung kam, wurde mir bewusst, dass ich nach den vier Jahren einen Schlussstrich ziehen und mich nicht noch für zwei weitere Jahre wählen lassen möchte. Einige Wochen vor der Wahl habe ich dann meine Vorstandskollegen darüber informiert. Nun freue ich mich wieder mehr Zeit für meine Familie und meine Firma zu haben.

Das Ganze hatte also nichts mit der schwierigen sportlichen Phase zu tun, in der sich Villingen gerade im September und Oktober befand?

Nein, die Entscheidung hat nichts mit dem Moment oder einer Phase zu tun. Wenn ich mich aber für ein Amt zur Verfügung stelle, dann möchte ich dieses auch mit voller Leidenschaft ausüben. Wir Vorstände haben über viele Jahre den Verein sehr gut entwickelt. Er ist schuldenfrei, das Stadion wurde ausgebaut und sportlich waren wir erfolgreich gewesen. Da würde ich wegen einer schlechten Phase nicht das Handtuch werfen. Der Gedanke sich nochmal für zwei Jahre zu Verfügung zu stellen, hat sich für mich nicht richtig angefühlt.

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Aus Ihren Antworten ist herauszuhören, dass Sie ganz ohne gar nicht können.

Ich war über 15 Jahre in den verschiedensten Funktionen beim FC 08 tätig. Wenn ich dieses Kapitel sofort zuschlagen könnte, hätte ich etwas falsch gemacht. Für den Moment aber werde ich es genießen, nach der Winterpause die Spiele in Ruhe von der Tribüne aus zu beobachten.

Konnten Sie dennoch guten Gewissens den Posten abgeben?

Absolut. Weil ich glaube, dass mit Denis Stogiannidis ein guter Nachfolger gefunden wurde. Er ist ein echter Nullachter, hat hier gespielt, kennt den Verein und wird deshalb die Arbeit fortsetzen.

Muss aber erst einmal hineinwachsen.

Das musste ich damals auch. Denis wird es auch hinbekommen, da mache ich mir keine Sorgen.

Aus dem Yahyaijan-Triumvirat mit Kamran als Spieler und Ihnen als Sport-Vorstand ist nur noch Marcel als Chef-Trainer übrig geblieben. Haben die Kritiker dieser Konstellation nun gewonnen?

Diese Kritiker waren überwiegend Personen, die keinen engen Bezug zum Verein haben. Als Kamran als Spieler, Marcel als Cheftrainer und ich als Sport-Vorstand unseren Teil dazu beigetragen haben, dass der FC 08 Villingen 2021 den südbadischen Pokal gewonnen hat, war die Familien-Konstellation kein Problem. Wenn es dann mal nicht läuft, dann liegt es an dieser Konstellation. Das passt nicht zusammen. Allerdings waren da auch immer wieder viele Unwahrheiten dabei.

Die Sie nun richtigstellen können.

Grundsätzlich brauche ich nichts richtigstellen, da einige Dinge klar werden, wenn man diese richtig betrachtet. Marcel ist ein junger und vor allem talentierter Trainer und dies zeigt er aktuell wieder in dieser sehr schweren Saison. Er wird seinen Weg gehen, davon bin ich absolut überzeugt.

Welches waren Ihre schönsten Erlebnisse mit dem FC 08?

Die Siege im südbadischen Pokal, wodurch die DFB-Pokal Spiele gegen Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 mit einer Wahnsinns-Stimmung im Friedengrund erst möglich wurden.

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Und die schlimmsten?

Der verpasste Aufstieg in die Regionalliga in Pirmasens und das verlorene Pokalfinale in Lahr gegen den SV Linx 2018. Das waren sehr bittere Momente.

Was bleibt sonst noch in Erinnerung?

Die vielen Freundschaften, die entstanden sind. Und das sehr harmonische Miteinander, dass wir innerhalb der Vorstandschaft hatten. Dies ist nicht überall so. Klar gab es auch bei uns Meinungsverschiedenheiten. Die haben wir aber immer in Ruhe besprochen und sind zu einer gemeinsamen Lösung gekommen sind.

Sie haben gesagt, dass Sie vielleicht nicht der beste, wohl aber der erfolgreichste sportliche Leiter beim FC 08 Villingen waren. Wie ist dies zu verstehen?

(lacht): Rein an den Erfolgen betrachtet ist diese Aussage auch richtig. Wie schon erwähnt, waren wir in den vergangenen Jahren sportlich sehr erfolgreich. Sowohl im Aktiven-, aber auch im Jugendbereich. Betrachtet man, dass wir dies alles mit wenig finanziellen Mitteln hinbekommen haben, dann ist es ein großer Erfolg. Denn die Entschuldung des Vereins war jahrelang auch Thema bei uns im Vorstand und jetzt steht der Club auf einem stabilen Fundament. Ich bin überzeugt, dass die Entwicklung beim FC 08 auch ohne mich weiterhin voranschreiten wird.

Fragen: Kai Blandin