Herr Kreutzer, wie oft wurden Sie in den vergangenen Wochen gefragt, ob bei den Wild Wings Cheftrainer Niklas Sundblad zur Disposition steht?
Ich glaube, bei jedem Interview. Es ist aber auch verständlich, dass bei unserem bisherigen Abschneiden diese Frage kommt.
Wenn ein Klub die Trainerfrage stellt, dann wäre jetzt im Rahmen der Deutschlandcup-Pause der ideale Zeitpunkt. Beschäftigen sich die Schwenninger Verantwortlichen mit derlei Gedanken?
Solch eine Pause ist immer da, um viele Dinge zu hinterfragen, auch Trainer und Spieler. Aber das macht man unabhängig davon, ob es gut oder schlecht läuft.
Schwenningen hat lediglich 17 Punkte nach 19 Spielen und ist DEL-Schlusslicht. Wie fällt Ihr Fazit der ersten acht Wochen in der Saison 2021/22 aus?
Das ist einfach gesagt: Ich bin nicht zufrieden. Ich müsste lügen, wenn ich etwas anderes sagen würde. Die Saison läuft bisher anders, als wir uns das vorgestellt hatten. Wir wurden auch von anderen Klubs weiter oben erwartet, konnten das aber noch nicht aufs Eis bringen.
Wie ist es zu erklären, dass die Schwenninger Mannschaft gegen Tabellenführer Mannheim ein sensationelles Spiel abliefert und zwei Tage später in Augsburg sang- und klanglos verliert?
Das ist schwierig zu erklären. Gegen Mannheim hat die Mannschaft von der ersten bis zur letzten Sekunde alles gegeben. Dadurch hatte sie die Chance, in Augsburg gegen einen direkten Konkurrenten den letzten Tabellenplatz zu verlassen. Diese Chance wurde nicht genutzt. Das ärgert mich.
Die Wild Wings wollten sich mit den Neuzugängen auf den jeweiligen Positionen deutlich verbessern. Davon ist bislang kaum etwas zu sehen. Wurden einige Spieler bei der Verpflichtung falsch eingeschätzt?
Nein, das glaube ich nicht. Die Mannschaft gewinnt und verliert zusammen. Das liegt nicht allein an den Neuzugängen. Einige Spieler, die bereits letztes Jahr bei uns waren, haben nicht die Form der vergangenen Saison.
Vor allem die Zahl an geschossenen Toren ist erschreckend schwach. Mit 39 Treffern ist Ihre Mannschaft auch in dieser Disziplin Schlusslicht der Liga. Was läuft schief im Angriff?
Wir müssen uns das nötige Selbstvertrauen durch eine stabile Defensive holen. Das haben wir in den Spielen gegen Straubing, Berlin und zuletzt Mannheim auch gemacht. In anderen Partien ist die Mannschaft bei einem Rückstand zu überhastet bei der Chancenverwertung. Die Spieler wollen dann zu viel, haben nicht die nötige Geduld und vernachlässigen die Defensive. Dies hat sich am Sonntag in Augsburg gezeigt, als wir nach dem 1:2 dran waren, aber durch Unaufmerksamkeiten und Nachlässigkeiten in der Defensive das 1:3 kassierten.
Der Schwede Patrik Lundh vermochte in den ersten Spielen die Erwartungen nicht zu erfüllen und saß zuletzt als überzähliger Kontingentspieler nur noch auf der Tribüne. Damit sind wohl weder Verein noch Spieler zufrieden. Wäre eventuell eine Vertrags-Auflösung mit dem Stürmer denkbar?
Das ist aktuell kein Thema. Man kann vielleicht über so etwas sprechen, wenn wir eine ausländische Top-Verpflichtung haben. Aber derzeit haben wir es nicht vor.
Ist ein weiterer Ausländer bei den Wild Wings ein Thema?
Das ist im Moment sehr schwierig, und das geht allen Managern so. Es ist kaum etwas Brauchbares auf dem Markt. Wir hatten einen Spieler im Visier, der vom Profil auch zu uns gepasst hätte. Allerdings hat er sich für die KHL entschieden. Da können wir finanziell nicht mithalten.
Wie sieht es aktuell mit der Verpflichtung von Mark Zengerle von den Eisbären Berlin aus?
Da weiß ich selbst nicht mehr, was ich glauben soll. Mit dem Spieler und seinem Agenten waren wir uns schon einig. Berlin sitzt natürlich am längeren Hebel. Ich würde mir von dort eine klare Ansage wünschen. Mit einem ,Nein‘ könnte ich leben. Dann weiß ich wenigstens, woran wir sind. Und wir brauchen nicht mehr zu hoffen, dass der Wechsel von Mark Zengerle zu den Wild Wings doch noch klappt.
Aktuell stehen die Löwen Frankfurt auf Rang eins in der DEL 2-Tabelle. Wird Frankfurt Meister, könnte das bedeuten, dass am Saison-Ende sogar zwei Mannschaften aus der DEL absteigen müssen. Machen Sie sich ernsthaft Sorgen um den Klassenerhalt?
Ich habe immer gesagt, dass wir das nicht aus den Augen verlieren dürfen. Wir gehören zum Kreis jener Mannschaften, die auch um den Klassenerhalt kämpfen. Es wäre fatal, dies zu locker zu nehmen. Wir dürfen aber auch nicht krampfhaft sagen: bloß nicht absteigen, bloß nicht absteigen.
Zu Rang zehn und damit der Teilnahme an Pre-Playoffs hat Schwenningen aktuell neun Punkte Rückstand. Ist dieses vor der Saison ausgegebene Ziel überhaupt noch realistisch?
Ich bin ein positiver Mensch. Solange wir es aus eigener Kraft schaffen können, ist es auch realistisch. Es sind erst 19 von 56 Hauptrunden-Partien gespielt. Aber es ist auch klar, dass wir eine Erfolgsserie brauchen.
Was muss sich ändern, damit die Wild Wings in den nächsten Wochen erfolgreicher sind als bisher?
Wie bereits gesagt: Die Defensive muss konstant stabil sein. Wenn der nötige Biss und Kampf da sind, sieht man, was die Mannschaft kann.