Fußball-Oberliga: Siege schmecken immer gut. Wenn diese dann auch noch unter schwierigen Voraussetzungen aufgrund von personellen Sorgen und gegen den aktuellen Tabellenführer gelingen, gleichen sie sogar einem Mehr-Gänge-Menü. Wie beim Erfolg des FC 08 Villingen über die TSG Backnang.
Flexibilität: Seit jeher ist Trainer Marcel Yahyaijan dafür bekannt, dass er auf Situationen flexibel in puncto Spielsystem und taktische Ausrichtung reagiert. Doch das Spiel gegen Backnang stellte den 29-Jährigen aufgrund des Stürmermangelns nochmals vor eine ganz neue Herausforderung. „Es ist extrem schwer, ohne einen gelernten Stürmer zu beginnen. Wir hatten eine Idee, die teilweise gegriffen hat, aber teilweise auch nicht. Also mussten wir mehrfach umstellen und Dinge anpassen“, berichtet er.
Sonderlob: Normalerweise hebt der FC 08-Coach keine einzelnen Spieler hervor, stellt vielmehr das Kollektiv in den Vordergrund. Doch als die Gäste im zweiten Durchgang vehement auf den Ausgleich drückten, hatte Yahyaijan gleich drei Felsen in der Brandung. „Dragan Ovuka, Mauro Chiurazzi und Frederick Bruno haben nahezu jeden Zweikampf gewonnen, ob auf dem Boden oder in der Luft“, bekamen seine drei Verteidiger dann doch ein Sonderlob.
Enttäuschend: Stell dir vor, der Tabellenführer kommt und kaum einen interessiert‘s. Ganz so dramatisch war es zwar nicht, doch 500 Besucher in der MS Technologie-Arena bei besten äußeren Bedingungen sind doch eher mau. „Wenn solch eine Entwicklung nur bei uns in Villingen wäre, müssten wir uns Gedanken machen. Doch es ist ein allgemeiner Trend, der in allen Ligen und allen Sportarten zu beobachten ist. Dies hängt sicher mit der Verunsicherung insgesamt zusammen“, sagt Villingens Sport-Vorstand Arash Yahyaijan.
Standleitung: Der Sport-Vorstand fehlte ebenfalls im Stadion beim Erfolg über den Tabellenführer. Arash Yahyaijan hatte sich trotz vollständiger Impfung mit dem Corona-Virus infiziert und musste in häuslicher Quarantäne bleiben. Das Wichtigste vorab: Ihm geht es soweit gut, einzig Geschmacks- und Geruchssinn haben gelitten. Da er nicht vor Ort war, wurde er permanent per Handy quasi per Standleitung über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Beim Treffer von Thomas Kunz wurde er beispielsweise direkt angerufen und bekam die Durchsage von Stadionsprecher Julian Singler mit, als der den Torschützen verkündete. „Unterm Strich ist das schlimmer, als das Spiel live zu sehen. Ständig musste ich fragen, wie es denn steht und wie lange noch zu spielen ist“, kann Yahyaijan schon wieder scherzen.
Debüt: Der Trainer hatte angekündigt, dass gegen Backnang erneut einige Spieler aus der U21 im Oberliga-Kader stehen werden. Tatsächlich waren es vier Akteure und am Ende feierte Nico Effinger sein Debüt. „Als bei Nico Tadic nichts mehr ging, hat es sich richtig angefühlt, ihn zu bringen. Er ist zweikampfstark, kann den Ball auch mal halten und wir konnten die Position eins zu eins besetzen“, argumentierte Yahyaijan. Auch wenn der Einsatz nur wenige Minuten dauerte, ging die Rechnung auf.
Müdes Lächeln: Er nahm es zur Kenntnis, mehr aber auch nicht. Als Backnangs Spielertrainer Mario Marinic bei der Pressekonferenz die Info bekam, dass seine Mannschaft trotz der Niederlage immer noch Spitzenreiter der Oberliga sei, war dies für ihn nicht mehr als eine Randnotiz. Denn bei der TSG wird immer wieder betont, dass es in dieser Saison einzig und allein um den Klassenerhalt gehe – aktueller Tabellenstand hin oder her.