Im Gegensatz zu anderen skandinavischen Ländern sind die Menschen in Dänemark nicht besonders Eishockey-verrückt. Wenn aber die Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft bis ins Viertelfinale kommt, löst das eine Welle der Begeisterung im eigenen Land aus. Der heutige Wild-Wings-Verteidiger Emil Kristensen war damals mit von der Partie und blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das größte Spiel seiner Karriere zurück.

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11, 13, 12, 13, 14: Das waren die Platzierungen der dänischen Eishockey-Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften in der ersten Hälfte der 2010er Jahre. Zwar konstant, aber auch ein gutes Stück von der Weltspitze entfernt. Bis zu diesem einen Turnier 2016 in Russland. Da hatten die Dänen ihre besten Leute aus der NHL und den europäischen Topligen dabei. Und auch der heutige Wild Wings-Verteidiger Emil Kristensen, damals in Schweden aktiv, zählte mit zum Aufgebot.

Für den Rechtshänder war es bereits die dritte Weltmeisterschaft. „Wenn man dort auf einen guten Gegner trifft, ist es das höchste Level an Intensität und Talent, auf dem man im Eishockey spielen kann“, beschreibt Kristensen seine dortigen Erfahrungen.

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Über die Gruppenphase kam er dabei aber bis dato noch nie hinaus. Dies sollte sich 2016 ändern: Mit Siegen über Norwegen, Lettland, Tschechien und Kasachstan zogen die Dänen sensationell als Gruppenvierter ins Viertelfinale ein. „Unser eigentliches Ziel war es, den Abstieg aus der Top-Division zu vermeiden. Dann haben wir aber ein richtig gutes Turnier gespielt“, erinnert sich Kristensen.

Hoffen auf das Unerwartete

Erst zum zweiten Mal überhaupt erreichte das kleine Nachbarland das WM-Viertelfinale. In Sankt Petersburg trafen Kristensen und Co. auf Finnland, das haushoch favorisiert war. „Wir wussten, dass wir der klare Underdog waren und es extrem schwierig werden würde“, blickt Kristensen zurück. „Aber die Schönheit des Sports liegt darin, dass immer wieder unerwartete Dinge passieren. Daran haben wir geglaubt.“

„Die Schönheit des Sports liegt darin, dass immer wieder unerwartete Dinge passieren.“
Emil Kristensen

Emil Kristensen hoffte, mit Einsatzzeit auf dem Eis zum anvisierten Überraschungssieg beitragen zu können. Seine Rolle in der dänischen Mannschaft war bis dahin eine eher untergeordnete. „Ich war Verteidiger in der vierten Reihe. Ich habe in meiner begrenzen Einsatzzeit versucht, immer genau das zu tun, was das Team in diesem Moment benötigte.“

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Im Viertelfinale gegen Finnland erhielt Kristensen die meiste Eiszeit und lieferte prompt die beste Leistung des Turniers ab. „Dass ich so viel spielen durfte, hat mich ziemlich überrascht. Ich glaube, ich habe dann aber auch ein ganz gutes Spiel gemacht. Ich konnte viele Schüsse blocken und mich auch hin und wieder in die Offensive einschalten“, so der 28-Jährige.

Klares Ergebnis eines engen Spiels

Die Leistungssteigerung gegenüber der Vorrunde galt auch für die gesamte dänische Mannschaft. „Wir haben richtig gut gespielt und waren mit den Finnen auf Augenhöhe“, erinnert sich der Verteidiger.“ Nachdem die Dänen lange am 2:2-Ausgleich arbeiteten, zogen die vor dem Tor eiskalten Finnen im letzten Drittel entscheidend davon und erzielten in der Schlussphase ein Empty-Net-Goal zum deutlichen 5:1-Endstand. „Das Ergebnis täuscht etwas über den Spielverlauf hinweg. Wir waren nah dran, den Ausgleich zu schaffen“, so Kristensen.

Leere statt Stolz

Die Dänen verpassten somit die nächste Überraschung. Anstelle von Stolz über das Geleistete überwog die Enttäuschung über die Niederlage. „Ich fühlte große Leere in mir.“

Mittlerweile kann Kristensen guten Gewissens auf die Weltmeisterschaft 2016 zurückblicken, bei der am Ende ein achter Platz heraussprang. „Alleine schon die Tatsache, dass wir mit Finnland in einem WM-Viertelfinale mithalten konnten, ist für Dänemark ein Riesenerfolg. Dass ich dabei beteiligt war, macht mich stolz und ehrt mich.“ Genau das macht jenes Spiel – trotz der deutlichen Niederlage – zum größten in Emil Kristensens Karriere.