Wenn neun Jahre alte Erinnerungen immer noch Gänsehaut auslösen, müssen sie eine spezielle Bedeutung haben. Für Darin Olver ist es das entscheidende Tor im entscheidenden Spiel der Finalserie einer Meisterschaft. Wie könnte der Eishockey-Profi der Wild Wings dies denn auch vergessen – schließlich war es das größte Spiel seiner bisherigen Karriere.

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In der Saison 2011/12 sollte es für Darin Olver endlich klappen mit dem Meistertitel. Mehrere Male zuvor scheiterte der Deutsch-Kanadier auf dem Weg dorthin, 2009 mit Augsburg sogar erst im Finale. Zwei Jahre später wechselte der damals 25-Jährige als frischgebackener „Spieler des Jahres“ und bester Scorer der DEL in die Hauptstadt, um sich bei den Eisbären den Traum vom Titel zu erfüllen.

Entsprechend unaufhaltsam pflügten die Berliner durch die Saison. Als Hauptrundenmeister marschierten die Eisbären durch die Playoffs bis ins Finale, wo sie gegen die Adler Mannheim favorisiert waren. „In Berlin war alles andere als Erfolg nicht akzeptabel war“, erinnert sich Olver.

Spektakel in Spiel vier

Damals wurde die Finalserie noch im Modus „Best of Five“ ausgetragen. Es genügten nur drei Siege für den Titel, allerdings gab es weniger Spielraum für Fehler. Nachdem Berlin Spiel eins gewann, drehten die Adler die Serie, hatten zuhause im vierten Spiel den ersten Matchball – und schienen entschlossen, diesen zu verwerten. Mitte des Schlussdrittels führte Mannheim mit 5:2. „Die Adler hatten zu diesem Zeitpunkt bereits den Champagner rausgeholt und die Party geplant“, erinnert sich Olver an den Moment, in dem die ganze bis dato so erfolgreiche Saison zur großen Enttäuschung zu verkommen drohte.

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Dann passierte etwas Außergewöhnliches. Berlin schoss drei Tore in der Schlussphase, gewann mit 6:5 nach Verlängerung und erzwang das entscheidende fünfte Spiel in der eigenen Arena. „Nach diesem Comeback hatten wir den psychologischen Vorteil auf unserer Seite“, erinnert sich Olver, der bis dahin im Finale lediglich eine Nebenrolle spielte.

„Wenn wir verlieren, würde ich eine Menge Schuld verspüren“
Darin Olver

Als bester Torjäger seiner Mannschaft hatte der Angreifer in den Finals noch nicht getroffen und stand vor Spiel fünf unter großem Druck. „Man erwartet von seinen besten Spielern, dass sie in den großen Spielen ihre Leistung bringen. Ich wurde geholt, um in der Offensive abzuliefern“, erklärt Olver. „Wenn ich das nicht mache, wir aber gewinnen, ist es egal. Wenn wir aber verlieren, würde ich eine Menge Schuld verspüren.“ Die Stunden vor Spiel fünf waren für den Linkshänder fast unerträglich: „Ich wollte nur noch, dass die Serie endet, weil ich so angespannt war. “

Dem Kettenhund entwischt

Dass dann auch noch die Mannheimer früh in der Partie in Führung gingen, trug nicht gerade zur Beruhigung des Nervenkostüms bei. Berlin glich spät im zweiten Abschnitt aus, dann folgte der Auftritt des Darin Olver. Auf der rechten Seite entwischte er seinem Kettenhund Marcus Kink, der ihn in den Partien zuvor abgemeldet hatte. Nur nicht in eben jenem entscheidenden Moment in Spiel fünf. Der Angreifer täuschte einen Lauf hinter dem Tor an, zog dann aber mit dem Puck vor den Kasten und bugsierte die Scheibe irgendwie über die Linie. „Ich war in diesem Moment nur noch überwältigt von den Emotionen und müde“, schmunzelt Olver, der voller Erschöpfung aufs Eis sank.

Der Treffer zum Titel

Dieses Tor stellte nicht nur die Erlösung für den in der Bringschuld stehenden Leistungsträger dar, sondern war nebenbei auch noch der Gamewinner. Berlin gewann die Partie mit 3:1 und Olver hatte endlich seinen Meistertitel. „Ich möchte als Gewinnertyp gesehen werden. Es ist toll, Tore zu schießen und individuelle Auszeichnungen zu gewinnen. Aber Teil eines Ganzen zu sein, das eine Meisterschaft gewinnt, ist mit nichts anderem zu vergleichen“, sagt der mittlerweile 36-Jährige.

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Im Jahr darauf verteidigte Berlin den Titel. Als die größere Genugtuung wird bei Darin Olver aber die erste Meisterschaft in Erinnerung bleiben. Dass er mit dem entscheidenden Tor dazu beitragen konnte, macht jenes Spiel fünf zum größten seiner Karriere. „Wenn ich meine Laufbahn beende und zurückschaue, dann wird dieses Tor für immer herausstechen. Es war die größtmögliche Belohnung.“ Die positiven Erinnerungen an die Eisbären werden am Samstagabend für 60 Minuten ruhen. Olver will sein Ex-Team unbedingt besiegen, um mit den Wild Wings wichtige Punkte im Rennen um die Playoff-Plätze zu sammeln.