Der erste große Titelgewinn ist für viele Sportler das höchste der Gefühle. Nicht so bei Alexander Weiß – der Angreifer der Schwenninger Wild Wings wurde insgesamt viermal Deutscher Meister, der größte Erfolg war für ihn aber die dritte Meisterschaft. „Weil sie die am härtesten erarbeitete war“, erklärt der 34-Jährige aus Titisee-Neustadt.
Nachdem Alexander Weiß als junges Talent bei den DEL-Titeln der Eisbären Berlin 2006 und 2008 jeweils nur eine sporadische Rolle im Kader des Rekordmeisters gespielt hatte, war er 2009 als Angreifer der dritten Reihe ein fester Bestandteil der Eisbären – insbesondere als Spezialist für Überzahl- und Unterzahlsituationen.
Beim amtierenden Meister war in jener Saison die Mission klar. „Wir waren eine sehr selbstbewusste Mannschaft. Vom ersten Spieltag an waren Hauptrundensieg und Meisterschaft das klare Ziel.“ Ihre Ambitionen machten sie als beste Mannschaft der regulären Saison und mit nur einer Niederlage in den ersten beiden Playoff-Runden deutlich. „Wir wollten das Ding so schnell wie möglich gewinnen“, erinnert sich Weiß.
Im Finale kam es zum Aufeinandertreffen mit der Düsseldorfer EG. Nachdem die Rheinländer in Spiel zwei die Serie ausgeglichen hatten, entstand bei Alex Weiß und Co. eine „Jetzt erst recht“-Haltung. „Nach dieser Niederlage war das Momentum beim Gegner. Wir haben uns aber gesagt, dass eine Niederlage, egal in welcher Höhe, nicht so schlimm ist. Wir waren uns sicher, dass wir die bessere Mannschaft waren und wollten das nächste Spiel dann wieder deutlich gewinnen“, erzählt Weiß.
40 Grad Fieber bei Spiel drei
Die Mannschaft ließ Taten folgen, allerdings ohne Weiß: Der Linkshänder musste krankheitsbedingt passen und sah den klaren 5:1-Sieg seiner Mannschaft mit 40 Grad Fieber vom Krankenbett aus. Ein Einsatz im womöglich entscheidenden vierten Spiel stand lange auf der Kippe. „Es gab die Überlegung, auch das vierte Duell auszusetzen, um für ein eventuelles fünftes Spiel fit zu sein. Mein Trainer Don Jackson wollte aber schon zu Spiel vier die bestmögliche Mannschaft auf dem Eis haben. Ich war Teil davon, sodass ich dann gespielt habe.“
Und das nicht schlecht: Gemeinsam mit seinem Bruder Daniel bildete Alexander Weiß eine stabile Verteidigungslinie, die sich auf das Spiel in Unterzahl spezialisiert hatte und in Spiel vier einiges zu tun bekam. „Wir haben sehr viel in Unterzahl gespielt. Ich kann mich an einige geblockte Schüsse und viel Laufarbeit erinnern“, sagt Weiß.
Rückstand und Unterzahl
Die ganze Familie Weiß war in die Düsseldorfer Arena gekommen, um einen möglichen Titelgewinn der Berliner zu feiern. Danach sah es aber zunächst nicht aus: Die Gastgeber gingen mit 2:0 in Führung. Diese hätte auch noch höher ausfallen können, doch die Gebrüder Weiß halfen dabei mit, eine Drei-gegen-Fünf-Unterzahl schadlos zu überstehen.
Dies war die Initialzündung für die Aufholjagd, an deren Ende ein 4:2-Sieg für die Eisbären stand. Die Erinnerungen an das Spiel sind bei Alexander Weiß nur noch verschwommen vorhanden, die Momente danach allerdings noch sehr präsent. „Am Ende ist eine Riesenlast von mir abgefallen, weil der Druck weg war. Das Gefühl, den Pokal hochzuhalten, ist das schönste. Seit ich Eishockey spiele, hatte ich nie einen schöneren Moment.“
Weiß ist weise geworden
Diese Erfahrungen sieht Weiß rückblickend als sehr wertvoll für den weiteren Verlauf seiner Karriere. „Jeder spielt das Spiel, um zu gewinnen. Wenn man das und den Umgang mit Drucksituationen schon in einem jungen Alter lernt, ist das natürlich schön und hat mich geprägt. So spiele ich auch heute noch.“
Mitten im Playoff-Rennen
Diese Erfahrung will Alexander Weiß auch in der entscheidenden Saisonphase der Schwenninger Wild Wings einbringen. Zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde tobt der Kampf um den letzten Playoff-Platz in der Südstaffel der DEL, und die Schwenninger sind mittendrin. Am Freitag empfangen die Schwäne die Krefeld Pinguine, ein Sieg ist dabei fast schon Pflicht, um die Chance auf die Endrunde zu wahren.