Eishockey: Kaum war die Schlusssirene des letzten Spiels am Sonntagnachmittag in der Helios-Arena verklungen, war es auch schon Zeit für die ersten Bilanzen und Analysen. Erneut mussten sich die Verantwortlichen und Spieler der Wild Wings dabei ordentlich an die eigene Nase fassen. Platz 14 und damit dem Abstieg gerade noch so entronnen, sorgten selbstverständlich für kein unumwunden schönes Fazit. Zumal man auch nur deshalb einen ruhigen Sommerstart haben wird, weil sich die DEL und DEL2 darauf geeinigt hatten, dass es nur einen Absteiger geben wird. Ansonsten hätten die Schwenninger auf dem zweitletzten Platz die nächsten Wochen noch kräftig gezittert.
So aber geht es nun in die intensive Analyse einer erneut sehr ernüchternden Spielzeit. 39 von 60 Spieltagen standen die Schwäne auf einem der beiden hintersten Plätze, nur ganze zwei Mal auf einem Playoff-Rang. „Es war sicher eine schwierige Saison, nicht nur wegen Corona. Manchmal wusste ich schlicht nicht, was am nächsten Tag sein würde. Am Ende sind wir natürlich froh, dass wir drin geblieben sind. Aber ich denke, wir sind auch zurecht drin geblieben“, lautete ein erstes Fazit von Sportdirektor und Trainer Christof Kreutzer.
Die Spieler wurden da in ihrer Bilanz teilweise sehr viel deutlicher. „Es war phasenweise mental extrem schwierig, da wir nie so richtig aus dem Tabellenkeller herausgekommen sind. Im Endeffekt haben wir aber die Kurve gekriegt und bleiben zum Glück oben“, beschrieb Johannes Huß seine Gefühle. Der Verteidiger, der bereits seinen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert hatte, schaute aber vor allem in die Zukunft. „Jeder muss sich Gedanken machen, von den Spielern bis zum obersten Chef. Da sind einige ausschlaggebende Dinge passiert, die man verändern muss. Man muss doch nach neun Jahren endlich mal rauskommen aus dem Keller. Hier muss ein anderer Wind wehen. Der Standort ist top. Da muss Jahr für Jahr so viel Qualität da sein, dass man um die Playoffs mitspielen kann“, legte Huß den Finger in die Wunde.
Für diese geforderte Qualitätssteigerung für das zukünftige Schwenninger Team wird Kreutzer zuständig sein. Der 54-jährige Krefelder stellt schon in den nächsten Tagen die Weichen für die Zukunft. 16 Spieler der aktuellen Mannschaft besitzen bereits einen Vertrag für die kommende Saison. Mit Harold Kreis kommt ein neuer, sehr erfahrener Trainer. Aber auch die ehemaligen Trainer Niklas Sundblad und Gunnar Leidborg müssen weiter in den Etatplanungen berücksichtigt werden, haben doch auch die beiden Schweden noch jeweils ein gültiges Arbeitspapier.
Bleibt somit Raum für etwa acht bis zehn Neuzugänge. Namen schwirren in den letzten Wochen gar viele durch die einschlägigen Internetforen und Social Media-Seiten. Klar ist bisher vor allen Dingen, wer die Wild Wings verlassen wird: Kapitän Travis Turnbull schließt sich dem DEL-Konkurrenten Straubing Tigers an, während Maximilian Hadraschek in die DEL2 zu den Ravensburg Towerstars wechselt. Zudem dürfte auch Maximilian Adam nicht an den Neckarursprung zurückkehren. Da bereits fünf Kontingentspieler einen Vertrag besitzen, dürften nicht sehr viele weitere bleiben. Ein bis maximal zwei Ausländer aus der diesjährigen Mannschaft könnten einen neuen Kontrakt erhalten. Chancen darauf haben Colby Robak und Max Görtz.
Auch auf dem „deutschen Sektor“ wird man sich verbessern müssen. Dem Vernehmen nach könnten die Verstärkungen Frank Mauer(EHC München), Sebastian Uvira (Köln) und Carter Proft (Düsseldorf) heißen. Allerdings sind diese allesamt über 23 Jahre alt. Im derzeitigen Kader haben die Schwarzwälder bereits weiter acht Profis in diesem Alter. Geht man von neun Importspielern aus, die pro Partie spielen können, plus drei U23-Akteuren, die eingesetzt werden müssen, wird es einige Tribünenplätze geben. Es sei denn, es kommt noch zu Vertragsauflösungen.
In jedem Fall werden sich die Wild Wings erneut kräftig „schütteln“ müssen. Der Kader für die nächste Saison wird stärker sein müssen, denn am Ende der kommenden Spielzeit wird es voraussichtlich zwei Absteiger geben.
Wer bleibt, wer geht?
Tor: Joacim Eriksson, Marvin Cüpper (beide Vertrag für Saison 2022/23)
Verteidigung: Peter Spornberger, Johannes Huß, John Ramage, Will Weber (alle Vertrag), Niclas Burström (Verbleib sehr fraglich), Colby Robak (fraglich), Maximilian Adam (sehr fraglich),
Angriff: Tyson Spink, Tylor Spink, Ken-André Olimb, Alexander Karachun Manuel Alberg, Boaz Bassen, Marius Möchel, Daniel Pfaffengut, Philip Feist, David Cerny (alle Vertrag), Maximilian Hadraschek (zu den Ravensburg Towerstars), Travis Turnbull (zu den Straubing Tigers), Jordan George (kehrt nach Norwegen zurück), Max Görtz (fraglich), Brett Pollock (sehr fraglich), Tomas Zaborsky (fraglich)