Herr Velcic, Sie sind – mit Unterbrechung – fast seit 19 Jahren erfolgreicher Trainer der Panthers und scheinen immer noch hochmotiviert. Woher kommt dieses Bekenntnis und warum sind Sie nie mal woanders hingegangen?

Die Branche weiß, was ich in Schwenningen mache. Meine Ziele sind bekannt. Es gab zwar lose Anfragen, aber nie etwas Seriöses. Ich habe hier noch etwas vor.

Die Fachzeitschrift BIG schreibt in ihrer Saisonvorschau über die Panthers: „Schlagen die Neuen ein, ist Schwenningen ein Playoff-Anwärter.“ Wie bewerten Sie das?

Wir messen uns nicht daran. In den vergangenen zwei Jahren wurden wir als Abstiegskandidat bezeichnet, nun haben wir uns zum Playoff-Kandidaten hochgearbeitet.

Sie haben bereits die ersten vier Plätze der Hauptrunde als Ziel ausgerufen. Wäre es also zu wenig, „nur“ um die Playoffs mitzuspielen?

Grundsätzlich ist unser Ziel, die Playoffs zu erreichen. Die Top Vier wären super, aber dafür muss alles perfekt laufen.

Werden Sie gerne unterschätzt?

Schwenningen unterschätzt niemand mehr. Wir haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass wir mit „No-Name-Spielern“ viel erreichen können.

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Ist das Erreichen der Playoffs ein Muss?

Jede Mannschaft will jedes Spiel gewinnen. Ich bin in dieser Hinsicht etwas extrem. Meine Motivation ist auch immer das Gewinnen und, der Beste zu sein. Ich habe mir immer alles erarbeiten müssen, mir wurde noch nie etwas geschenkt. Wir sind nicht Rostock oder Vechta, die 2,5 Millionen Euro als Budget in der Hand haben. Die müssen, wir nicht. Wir wollen.

Welche Bedeutung hat das sportliche Abschneiden in dieser Saison auf dem Weg, den mittelfristig angestrebten Aufstieg in die Bundesliga zu erreichen?

Man sollte immer sportlich erfolgreich sein, um noch mehr Leute für den Sport zu begeistern. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich ein Kind war und die Schwenninger Wild Wings diesen Weg gegangen sind. So ähnlich läuft es bei uns.

Die Vorbereitung lief mit einem komplett neuen Team, das sich erst finden muss, mit einem Wechsel des Spielmachers und einigen teils klaren Niederlagen holprig. Fühlen Sie sich dennoch gut vorbereitet?

Ja. Wir sind ordentlich vorbereitet, aber nicht perfekt. Um perfekt vorbereitet zu sein, benötigt man zwölf Wochen. Wir hatten nur sechs. Die Zeit fehlt aber allen Teams der Liga. Uns fehlt noch die Feinabstimmung. Wir benötigen noch mehr Wiederholungen.

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In den vergangenen Spielzeiten hat die Mannschaft immer ein paar Monate gebraucht, um sich zu finden, und hatte dementsprechend keinen guten Saisonstart. Droht das auch in diesem Jahr?

Das kann auch diese Saison passieren. Im Januar werden wir sicher besser spielen als jetzt. Unser neuer Point Guard hat uns aber jetzt schon auf eine ganz neue Stufe gehoben.

Hat sich David Cohn also bisher als Verstärkung erwiesen?

Ja. Er ist ein geschulter Point Guard mit einem guten Spielverständnis und trifft schnelle, gute Entscheidungen für das Team. Er macht die Mannschaft besser und gibt damit allen anderen mehr Selbstvertrauen.

Benötigt er noch ein paar Wochen, um sich komplett in Team und Taktik zu integrieren?

Er ist schon gut integriert. Er hat eine gute Auffassungsgabe. Ich glaube nicht, dass er noch etwas braucht.

Vor allem in der Offensive tat sich das Team in den Testspielen schwer. Wurde diese Baustelle mit Cohn geschlossen?

Ja.

Flügelspieler Raiquan Clark trägt, genauso wie damals Rasheed Moore, die Nummer 23, spielt die gleiche Position und ist ein ähnlich talentierter Scorer. Tritt er das Erbe von Moore an?

Wenn er bereit ist, hart zu arbeiten und an den Teamerfolg zu glauben, ist für ihn wie für jeden Spieler alles möglich. Es gibt zwischen Clark und Moore durchaus Parallelen in der Spielanlage und Athletik.

Glauben Sie, die kommende ProA-Saison wird aufgrund des Impf-Fortschritts weniger chaotisch verlaufen als die vergangene?

Ich habe diese Hoffnung. Aber ich befürchte, dass wir es als Liga es aufgrund finanzieller Zwänge verpasst haben, uns selbst aufzuerlegen, dass Spieler und Trainer, die nicht geimpft sind, PCR-Tests erbringen müssen. Das haben wir Vereine in der Versammlung versäumt. Das halte ich für einen fatalen Fehler, da werden wir nachbessern müssen. Es gibt Teams, die nicht so viel Verantwortung zeigen. Man kann niemanden zwingen, sich impfen zu lassen. Man kann die Spieler aber dazu zwingen, PCR-Tests aus eigener Tasche zu bezahlen. Dann würde sich jeder impfen lassen. Ich glaube, dass es gleich in den ersten Wochen Spielabsagen hageln wird.

Was bedeutet die Rückkehr der Fans in die Deutenberghalle sowohl wirtschaftlich als auch emotional für Sie und die Panthers?

Damit können wir wieder an alte Zeiten anknüpfen, was sicher wirtschaftlich wichtig für uns wird, aber emotional noch viel mehr. Es wird am Samstag ein Gänsehautmoment, wenn das Licht ausgeht, die Vorstellung beginnt und man die Trommeln und das Klatschen hört. Ich bekommen jetzt schon Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke.

Fragen: Maurice Sauter