Herr Kreis, fünf Wochen der Vorbereitung sind um, sechs Testspiele absolviert und in einer guten Woche beginnt die Saison. Wie ist der Stand der Dinge bis hierher?
Die Mannschaft hat sehr gut mitgearbeitet. Es war sehr umfangreich mit viel Neuem und teils anderen Schwerpunkten. Dazu kamen neue Trainer und neue Persönlichkeiten. Auch will sich jeder in dieser Phase von seiner besten Seite zeigen. Die Mannschaft war auf und neben dem Eis immer sehr aufmerksam. Ich finde, das hat sich auch in der Leistungsentwicklung in unseren Spielen gezeigt, die Jungs haben sich immer wieder angepasst. Es war insgesamt eine sehr stabile Vorbereitung bisher.
Sie haben zuvor gesagt, dass Sie von der Mannschaft ein Feedback einfordern und Mitsprache möchten. Sind die Spieler dem nachgekommen?
Sie geben sich untereinander Feedback, das merken wir an der Bande. Sie geben sich auch selbst Feedback in der Kabine. In Überzahlsituationen gebe ich den Jungs relativ viel Verantwortung, auch da wird viel diskutiert. Wir müssen uns insgesamt ständig erinnern, was unsere Schwerpunkte sind und was unsere Identität ist. Und wenn wir als Trainer das einmal nicht sagen, dann sagen es die Spieler.
Was genau sind die Schwerpunkte und die Identität der Wild Wings?
Wir sind keine Mannschaft die das Eins-gegen-Eins sucht. Ein wichtiger Bestandteil unseres Spiels ist die Unterstützung des scheibenführenden Spielers. Dieser Spieler soll immer jemanden um sich herumhaben. Wir wollen so häufig wie möglich eine Überzahl gegenüber dem Gegner herstellen. Das heißt, dass drei, vier oder fünf Spieler ein Kurzpassspiel aufbauen können. Wir wollen nicht so sehr mit den langen Pässen arbeiten. Wenn wir so agieren, werden wir stabil in der Defensive sein und gut und schnell umschalten können.
Was davon ist schon ligareif?
Wenn wir unseren Spielaufbau anschauen, werden wir immer geradliniger. Wenn der Pass nicht geht, wird die Scheibe hinter den Verteidiger gespielt und wir kommen mit unserem Forechecking. Wir haben nicht immer Scheibenbesitz, aber wir bringen uns dennoch in eine Position, in der wir den Gegner ein bisschen kontrollieren können. Ich sehe auch eine gute Entwicklung bei den Special Teams.
Und worin sollte sich das Team noch steigern?
Wir haben beispielsweise noch nicht sehr an den Bullys gearbeitet, da werden wir noch mal einen größeren Fokus darauf legen. Bei der Zuordnung in der Defensivzone wollen wir uns verbessern, denn da kann man nie gut genug sein. Generell arbeiten wir fleißig an den Strukturen in der Offensive und Defensive.
In den vergangenen Spielen haben sich gewisse Verteidigerpärchen und Sturmformationen herauskristallisiert. Werden diese weitestgehend so zusammenbleiben?
Ich bin generell ein Trainer, der nicht ständig wechselt. Bei mir darf man auch mal ein schlechtes Spiel machen, ohne gleich in eine andere Sturmreihe versetzt zu werden. Im Großen und Ganzen werden die Formationen bei uns so bleiben.
Wie sieht es denn jetzt in Richtung Saisonstart mit dem Personal aus?
Alexander Karachun wird es auf keinen Fall schaffen. Bei Marius Möchel und Daniel Pfaffengut sieht es besser aus, sie sind diese Woche auf dem Eis. Wir gehen davon aus, dass beide in die Saison starten können. Bei Marvin Cüpper müssen wir auch schauen, da werden wir nichts überstürzen.
Nicht nur angesichts der angeschlagenen Spieler, auch generell soll ja noch ein weiterer Importspieler kommen. Was wünschen Sie sich, Verteidiger oder Stürmer?
Wir sind nach wie vor ständig im Gespräch. Den richtigen Spieler, der die Mannschaft wirklich besser macht, haben wir noch nicht gefunden. Es könnte ein Stürmer sein, es könnte aber auch ein Verteidiger werden.
Warum haben Sie John Ramage als Kapitän bestimmt?
Sein Einsatz und seine Verantwortung für die Mannschaft haben mich sehr beeindruckt. Seine Spielweise und seine Kommunikationsfähigkeit gegenüber uns und der Mannschaft zeigen, dass er gerne die Führungsrolle übernimmt. Es geht nicht um ihn, sondern um die Mannschaft. Und so fiel die Entscheidung nicht schwer.
Mit Frankfurt hat man gegen einen ersten DEL-Konkurrenten gespielt. Wie stellt sich die Liga insgesamt dar?
Frankfurt ist eine große, schwere Mannschaft mit viel Erfahrung. Das war ein guter Test, um zu sehen, wo wir stehen. Insgesamt hat sich die Liga verbessert. Es sind einige Spieler aus der KHL dazugekommen. Die Qualität ist noch einmal besser geworden.
Wer wird Deutscher Meister?
Ich tendiere zu München. Mit der Verpflichtung von Mathias Niederberger und mit den letzten Jahren ohne Titel, was ihnen gar nicht schmeckt, ist mein Tipp München.
Wer steigt ab?
Dazu sage ich nichts.
Warum erreichen die Wild Wings die Playoffs?
Weil wir ehrliches Eishockey spielen werden. Und wir werden hart arbeiten. Wenn man diese beiden Dinge jeden Abend aufs Eis bringt, wird man auch ein bisschen Glück haben. Wir werden uns das Glück erarbeiten.