Herr Kreutzer, vier Wochen Vorbereitung und die ersten fünf Testspiele sind absolviert. Wie sieht die Analyse bis dato aus?

Wir nehmen sowohl aus den Spielen als auch aus den Trainingseinheiten mit, dass die Mannschaft sehr gut und sehr hart arbeitet. Die Jungs sind auf dem Eis und auch außerhalb sehr diszipliniert. Jeder zieht mit und hat das Ziel, sich jeden Tag zu verbessern. Die Neuzugänge haben sich sehr gut eingefügt und passen in die Mannschaft. Wir haben uns in den Spielen immer weiter gesteigert, lassen vor allem defensiv wenig zu. Auch das Powerplay funktioniert schon ganz gut. Natürlich gibt es noch Baustellen und es kommen ja jetzt auch noch stärkere Gegner. Aber die Mannschaft ist schon gut zusammengewachsen. Jeder im Team ist wichtig, keiner wird zurückgelassen. Der Zusammenhalt ist deutlich zu spüren und ein erster großer Schritt.

Welches sind die Baustellen?

Es geht zum Beispiel darum, am schnellen Umschaltspiel zu feilen oder das Konterspiel noch zu verfeinern. Auch die Chancenverwertung ist verbesserungswürdig, was man besonders in den Spielen beim Bodensee-Cup gesehen hat. Aber das entwickelt sich auch noch. Gerade in Kreuzlingen haben wir aber auch gesehen, dass wir nicht ängstlich werden, kompakt bleiben und nicht aufhören zu spielen. Besser werden können wir sicher auch noch im Spielaufbau und in der Abstimmung.

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Eine weitere Ausländerposition soll noch besetzt werden. Wie ist da der Stand der Dinge?

Es gibt da nichts Neues. Wir wollen nur einen Spieler holen, der uns besser macht. Nach wie vor sind wir in der Analyse, ob es ein Zwei-Wege-Verteidiger oder Stürmer werden soll. Es geht um die Frage, wo uns ein Spieler am besten hilft und ob ein solcher Spieler dann eben zu uns kommen möchte. Die russischen Klubs rufen immer noch Mondpreise auf und viele Nordamerikaner erliegen dem Ruf des Geldes. Dazu suchen auch etliche DEL-Klubs noch weitere Spieler. Wir versuchen natürlich, bis zum Saisonstart den Kader komplett zu haben, aber nicht um jeden Preis. Zudem sind wir mit der Nachverpflichtung von Sebastian Uvira in einer ganz anderen Position und deutlich weniger unter Druck. Außerdem kommt ja auch Alexander Karachun noch zurück.

Neben der KHL ist auch die Schweizer Liga ein größerer Konkurrent, da dort nun mehr Ausländer pro Team verpflichtet werden dürfen. Zudem werden in Nordamerika in der zweitklassigen AHL nun deutlich bessere Gehälter bezahlt. Haben die DEL-Klubs den Markt falsch eingeschätzt?

Ich denke schon. Zumindest am Anfang haben wir alle gedacht, dass durch die Situation in der KHL mehr Spieler auf den Markt kommen werden. Das ist zum Teil so, aber der Markt wurde nicht überschwemmt. In der Schweiz sind es nun 14 statt 13 Teams und sechs Ausländer pro Mannschaft statt drei. Die schwedischen und Schweizer Klubs haben insgesamt einen besseren Zugriff auf die Top-Spieler, da sie besser bezahlen und zumindest die schwedische Liga auch sportlich attraktiver ist. In Nordamerika kam mit den Seattle Kraken zuletzt ein neues NHL-Team dazu, in diesem Jahr stellen sie nun auch ihr Farmteam zusammen. Und es kommen generell nicht mehr so viele Nordamerikaner nach Europa aus den verschiedensten Gründen. Alles in allem muss man damit leben.

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In zwei Wochen starten die Wild Wings in die neue Saison, bisher acht Neuzugänge stehen dann im Schwenninger Kader. Wie fällt insgesamt die Bilanz des Transfersommers aus?

Insgesamt hat die DEL zum Teil sicher bessere Spieler zum ähnlichen Preis wie im letzten Jahr bekommen. Ein Miks Indrasis wäre für uns letztes Jahr gar nicht erst auf dem Markt gewesen. Ich persönlich bin nie zufrieden, es kann immer ein bisschen besser sein. Aber wir haben bei vielen Wunschspielern das Rennen gemacht und viele gute und intensive Gespräche geführt. Das wird immer wichtiger. Letztendlich gab es eine Verpflichtung, die nicht geklappt hat. Wenn die Geschichte mit Andrew Calof (kurzfristig nach Russland gewechselt, Anm. d. Red.) nicht gewesen wäre, würde ich von einem „guten“ Sommer sprechen.

Was war das Ziel bei der Zusammenstellung der Mannschaft?

Zunächst geht es darum, dass die Mannschaft charakterlich zusammenpasst. Ich habe das Gefühl, dass wir da noch besser geworden sind. Wir haben mehr Gewinner-Mentalität, mehr Führungsqualität und mehr Härte im Team. Natürlich wollten wir vor allem auch die Schwachstellen der letzten Saison, wie Chancenverwertung und die defensive Ausgeglichenheit, verbessern. Auch im Bereich Gewicht und Körpergröße haben wir uns verbessert. Ich denke, wir haben die Mannschaft so hinbekommen, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln können.

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Wie haben sich denn die anderen DEL-Teams zur neuen Saison entwickelt?

Die Liga hat noch mal an Qualität dazugewonnen. Alle anderen Klubs haben ihre Hausaufgaben natürlich auch gemacht. Viele Mannschaften sind noch ausgeglichener als letzte Saison. Das wird ein ganz heißer Tanz. Natürlich gibt es die Topteams, aber dahinter wird es sehr ausgeglichen sein.

Wer wird Deutscher Meister?

Das ist ganz schwer zu sagen. Vielleicht noch mal Berlin, vielleicht Mannheim, vielleicht auch München. Aber auch Straubing zum Beispiel hat Chancen. Ich kann mich da nicht festlegen.

Wer steigt ab?

Wir nicht! Alles andere ist mir egal.

Wo landen die Wild Wings?

Unser Ziel ist es, Platz zehn zu erreichen. Das wäre sehr gut und ich traue es der Mannschaft nach den bisherigen Eindrücken zu. Ich weiß, dass wir ein gutes Trainerteam und die richtige Ausrichtung haben. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, zu glauben, dass wir eine gute Mannschaft sind und das alles dann schon irgendwann kommt. Das werde ich nicht akzeptieren.

Fragen: Tina Fröhlich