Eishockey: Spiel gewonnen, den Kampf um den Einzug in die Playoffs aber dennoch verloren – die Wild Wings konnten sich nicht über den 5:3 (1:2, 4:0, 0:1)-Erfolg gegen die Kölner Haie freuen. Zur gleichen Zeit hatten die Straubing Tigers ihr Spiel in Wolfsburg mit 4:2 gewonnen und sich Platz vier gesichert. Während sich die Schwenninger nun in die Sommerpause verabschieden, treffen die Niederbayern im Viertelfinale auf die Adler Mannheim.
Da das ausgefallene Spiel zwischen Straubing und Iserlohn nicht mehr nachgeholt wird und Straubing somit eine Partie weniger absolviert hat als Schwenningen, gestaltet sich die Tabelle am Playoff-Strich aufgrund des herangezogenen Punktequotienten zu einem Rechenspiel, das kompliziert klingt, letztlich aber eine einfache Lösung parat hat: Die Wild Wings mussten nach der letzten Hauptrundenpartie zwei Punkte mehr auf dem Konto haben als Straubing.
Nach der unerwarteten 5:6-Heimniederlage am Freitag gegen Gruppe-Nord-Schlusslicht Krefeld hatten die Schwenninger vor dem Showdown am Sonntag zwar einen Zähler Vorsprung, lagen aber dennoch den winzigen Bruchteil von 0,011 Punkten auf Platz fünf und damit einen Rang hinter den Niederbayern. Um den verflixten Quotienten im letzten Augenblick noch zu überlisten, mussten die Neckarstädter gegen Köln gewinnen, während Straubing in Wolfsburg mindestens einen Zähler liegen lassen musste. Das bedeutete: Aus eigener Kraft konnten die Wild Wings ihr Ziel nicht mehr erreichen. Sie waren auf Schützenhilfe der Grizzlys angewiesen.
Die Kölner hatten derlei Sorgen nicht. Für den Tabellensechsten der DEL-Gruppe Nord ging es nicht mehr um die Playoffs, sondern nur noch um die goldene Ananas. Gleich zu Beginn wurde allerdings klar, dass die Rheinländer nicht vorhatten, die Fahrt in den Schwarzwald als Mannschafts-Ausflug zu betrachten. Im Gegenteil: Bereits in der ersten Minute schreckte Haie-Stürmer James Sheppard die Schwäne mit einem Pfostenschuss auf. In Minute fünf schlug es das erste Mal hinter Torhüter Joacim Eriksson ein. Diesmal nutzte Jason Akeson einen Patzer von SERC-Verteidiger Emil Kristensen zum 0:1.
Und die Schwenninger? Ihr Nervenkostüm flatterte in der Anfangsphase wie ein Fähnlein im Wind. Zu viele Lücken in der eigenen Abwehr, zu ungefährlich vor dem Kölner Kasten. Erst in Minute zwölf gelang Daniel Pfaffengut die erste gefährliche Annäherung vor das Gehäuse von Hannibal Weitzmann, der Tylor Spink nur wenig später die zweite folgen ließ. Jetzt endlich hatten die Wild Wings ihren Rhythmus gefunden – und prompt Erfolg. Nach einem satten Schuss von Colby Robak verwertete Andreas Thuresson den Abpraller zum 1:1-Ausgleich (14.).
Die Unsicherheit in der Abwehr aber blieb. Auch beim 1:2 (17.) durch Kevin Gagné machte die Schwenninger Defensive keine gute Figur. „Wir sind schwer reingekommen. Schon beim fünften Wechsel haben wir ein Tor kassiert. Wir wissen, wie schwer es ist, aber wir schauen nur auf uns. Bis auf die schnellen Turnover, die wir zulassen, müssen wir so weiterspielen. Wir haben vorne genug Chancen, um ein Tor zu schießen“, machte Daniel Pfaffengut sich und seinen Teamkollegen nach dem 1:2-Rückstand in der Drittelpause Mut. Aufmunterung konnten die Wild Wings gut gebrauchen, denn Straubing führte zu diesem Zeitpunkt in Wolfsburg mit 2:0.
Kaum hatte der zweite Abschnitt begonnen, hellten sich die Mienen der Schwenninger zusehends auf. Doppelschlag nennt man das, was Alexander Weiß und Andreas Thuresson in den ersten drei Minuten veranstalteten. Innerhalb von 106 Sekunden drehten die beiden Stürmer das Spiel zum 3:2. Damit nicht genug: In Minute 26 erhöhte Tylor Spink gar auf 4:2, worauf Haie-Keeper Weitzmann vor lauter Wut seinen Schläger zertrümmerte. Auch aus Wolfsburg gab es gute Nachrichten. Die Grizzlys hatten zum 2:2 ausgeglichen. Um 15:40 Uhr standen die Wild Wings plötzlich in den Playoffs. Wäre es nach den Schwenningern gegangen, hätten beide Spiele nun zu Ende sein können. Noch aber flitzte der Puck in beiden Arenen übers Eis.
Als Schwenningens Nachwuchsstürmer David Cerny nach einem katastrophalen Patzer von Weitzmann mit dem 5:2 (32.) für die Vorentscheidung gesorgt hatte, richteten sich (fast) alle Blicke nach Wolfsburg. Straubing durfte dort höchstens zwei Punkte holen, sonst war der Erfolg der Wild Wings wertlos. Ein einziges Tor der Tigers konnte die Freude in Frust verwandeln.
Und so kam es auch. Im letzten Drittel verdüsterten sich die Schwenninger Mienen zusehends. In der VW-Stadt hatten die Niederbayern mit einem Doppelschlag auf 2:4 gestellt. Als das Ergebnis auf dem Liveticker von Wild Wings-Geschäftsführer Christoph Sandner aufploppte, sank auch die Zuversicht von Manager Christof Kreutzer Richtung Nullpunkt. „Wir können hier nur unsere Aufgabe erledigen, auf alles andere haben wir keinen Einfluss. Die Jungs verspüren schon einen gewissen Druck, das hat man am Anfang auch gemerkt. Am Ende fragt man sich immer, wo man die Punkte gelassen hat. Klar, dass man hier vor allem auf den Freitag blickt“, machte Kreutzer das knappe Scheitern vor allem an der enttäuschenden 5:6-Niederlage gegen Krefeld fest.
Dieses Statement des Managers klang schon fast wie ein Saison-Fazit. Und so war es auch zu werten. Es interessierte kaum noch einen, dass Köln inzwischen den Torhüter gewechselt und Marcel Müller auf 5:3 (43.) verkürzt hatte. Selbst die Monsterparade von Joacim Eriksson gegen Jason Akeson in Minute 56 geriet zur Randnotiz. Die Uhren in Schwenningen und Wolfsburg tickten unerbittlich, und so war um 16:56 Uhr mit der Schlusssirene das bittere Saison-Ende für die Wild Wings endgültig besiegelt.
„Es tut sehr weh. Wir haben im Großen und Ganzen eine gute Saison absolviert, aber es gibt ein paar Spiele, die wir uns vorwerfen müssen. Letztlich war es nicht gut genug“, sagte Verteidiger Christopher Fischer mit Tränen in den Augen.