Christof Kaltenbach und Werner Feisst

Eishockey: Stell Dir vor, Du hast ein neues Schmuckstück, kannst es aber keinem zeigen – so in etwa geht es den Wild Wings. Die umgebaute Helios-Arena ist so gut wie fertig, doch aufgrund der Corona-Pandemie dürfen keine Zuschauer ins Schwenninger Stadion. Das bedeutet: Die Premiere in ihrem frisch renovierten „Wohnzimmer“ am Donnerstag gegen die Eisbären Berlin findet vor leeren Rängen statt.

Mehr Sitzplätze, eine kleinere Eisfläche, ein neuer VIP-Bereich und erstmals Logen: Das sind vier wesentliche Veränderungen in der Helios-Arena, die sich die Schwenninger Fans gerne aus der Nähe angesehen hätten. Die Verantwortlichen hätten die neue Helios-Arena auch liebend gerne präsentiert, doch das Corona-Virus machte allen einen Strich durch die Rechnung. Wild Wings-Geschäftsführer Christoph Sandner sieht die Premiere mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Natürlich ist es enttäuschend, dass unsere Fans nicht dabei sein dürfen. Andererseits sind wir froh, dass überhaupt gespielt werden kann.“

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Immerhin konnte die Arena vor dem ersten Heimspiel des Magenta-Sport-Cups weitestgehend fertiggestellt werden. Nur in wenigen Bereichen sind noch Handwerker im Einsatz. „Die neue Karl-Storz-Lounge ist in der finalen Phase der Fertigstellung“, sagt Wild Wings-Pressesprecher Krischan Läubin. In den Logen fehle noch die Inneneinrichtung. Allerdings sei dies Sache der Mieter. Jeder könne die Loge nach seinen eigenen Wünschen gestalten. Laut Sandner sind bisher vier der fünf Logen vergeben.

Vorerst bleiben die neuen Einrichtungen allerdings verschlossen. „Ich rechne nicht damit, dass vor Februar/März Zuschauer in die Halle dürfen. Jetzt haben wir ein Schmuckstück, das in der Region einzigartig ist und keiner kann es anschauen. Das tut in der Seele weh“, sagt Klaus Hässler, Geschäftsführer der Kunsteisbahn (KEB) GmbH.

Stell dir vor, du hast ein solch ein herrliches Stadion und keiner kann es sehen: Die Premiere der Wild Wings nach dem Umbau der ...
Stell dir vor, du hast ein solch ein herrliches Stadion und keiner kann es sehen: Die Premiere der Wild Wings nach dem Umbau der Helios-Arena findet am Donnerstag gegen die Eisbären Berlin ohne Zuschauer statt. Bilder: Kolbert | Bild: Hendrik Kolbert

Hässler „blutet das Herz“ auch aus einem anderen Grund. Der Corona-Lockdown reißt ein gewaltiges Loch in der Kasse der KEB. Wo früher Eisläufer, Hobby-Mannschaften und die SERC Fire Wings ihre Kringel drehten und für die Nutzung des Eises Geld in die Kasse spülten, herrscht gähnende Leere. „Uns brechen die Einnahmen weg“, sagt Hässler. Am Donnerstag will der KEB-Geschäftsführer mit seinem Team während des Spiels vor Ort sein, um nach dem Rechten sehen. Hässler: „Der Betriebsablauf muss auch ohne Zuschauer gewährleistet sein.“

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Auch für Architekt Uwe Schlenker, unter dessen Regie der Umbau der Helios-Arena vonstatten ging, ist es „kein schönes Gefühl“, sein Bauwerk ohne Besucher einzuweihen. „Wenn du solch ein Stadion hast, willst du es natürlich gerne zeigen. So aber ist die Premiere wie ein Richtfest ohne Baum und Bier“, sagt der 56-Jährige. Schlenker wünscht sich, dass so schnell wie möglich wieder Besucher in die Halle dürfen. „Das wäre nicht nur von der Atmosphäre her schöner, sondern für den SERC auch existenziell notwendig.“ Er weiß als Chef der Nachwuchsabteilung nur zu gut, wie sehr die Jugendarbeit finanziell am Tropf der Profimannschaft hängt.

Durch den Umbau verkleinert sich die Kapazität der Helios-Arena von 6215 auf etwa 5300 Zuschauer. Es gibt zwar 800 Sitzplätze mehr, aber rund 1700 Stehplätze weniger. Die Wild Wings GmbH erhoffen sich durch die Umwandlung sowie die Erweiterung des VIP-Bereichs wesentlich höhere Einnahmen. Während freie Sitzplätze in den vergangenen Jahren bei nahezu jedem Heimspiel rar waren, lag die Auslastung der Stehplätze unter 50 Prozent. Sandner: „Wenn wir mit anderen Klubs mithalten wollen, war dieser Schritt unumgänglich. Die Tatsache, dass wir bislang einen derart großen Stehplatz-Anteil hatten, ist nicht mehr zeitgemäß.“

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Laut Sandner konnte das veranschlagte Umbau-Budget eingehalten werden. Die Kosten liegen in etwa bei 2,5 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte davon übernimmt der Namensgeber der VIP-Lounge, das Tuttlinger Medizin-Unternehmen Karl Storz. Eine Million Euro trägt die Stadt Villingen-Schwenningen bei. Zudem beteiligen sich die Wild Wings an den Kosten.