Eishockey: Das sah nicht gut aus. Als Travis Turnbull bei der 2:3-Heimniederlage gegen den EHC Red Bull München Mitte des zweiten Drittels mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Eis lag, musste man das Schlimmste befürchten. Der Schwenninger Kapitän wurde anschließend in die Kabine geführt, musste gestützt werden. Turnbull schüttelte dabei den Kopf, man mochte kaum hinschauen. Knappe 24 Stunden später gab es die Diagnose: Turnbull hatte Glück im Unglück. Der 34-jährige Deutsch-Kanadier fällt mit einer Unterkörperverletzung vorerst aus, aber. „Es ist nicht so schlimm, wie man zunächst befürchten musste. Wir hoffen, dass er nur zwei Wochen fehlen wird“, erklärte Schwenningens Sportdirektor Christof Kreutzer.
So endete der fünfte Spieltag des Magenta-Sport-Cups, der den Wild Wings den vorzeitigen Einzug in das Halbfinale hätte bringen können, zunächst mit einem großen Schrecken und am Ende mit großer Erleichterung. Der Ausfall von Turnbull, der sich in wirklich guter Form befindet, tut sicherlich weh. Die Schwenninger werden es wohl verkraften können, präsentieren sie sich doch mehr denn je als Einheit. Mehr noch: In der sehr jungen Saison machen die Wild Wings ihren Fans Spaß und eine richtig gute Figur.
Vor der Partie gegen die Bayern belegten die Schwarzwälder in etlichen Statistiken des Vorbereitungsturniers die ersten Plätze. Beispielsweise im Penaltykilling. 26 Situationen hatten die Schwäne zuvor ohne Gegentreffer in Unterzahl überstanden, ein absolut überragender Wert. Gegen München kassierten sie am Sonntag das erste Gegentor bei numerischer Unterlegenheit. In Überzahl wiederum hatten die Schwenninger vor dem Spiel gegen die „Roten Bullen“ jede dritte Möglichkeit mit einem Mann mehr zu einem Treffer genutzt. Auch diese sehr gute Powerplayquote konnten die Wild Wings nicht ausbauen, gegen den EHC gelang kein Treffer in Überzahl. Dafür aber ein wunderschöner Shorthander. Die Zwillinge Tylor und Tyson Spink sorgten auf dem Eis einmal mehr für beste Unterhaltung und zeigten, wie blindes Verständnis geht. Tylor durfte den toll vorgetragenen Konter bei eigener Unterzahl vollenden.
Ausgangspunkt war dabei allerdings Patrik Cerveny. Der junge Torhüter machte seine Sache nicht nur in dieser Szene erneut richtig gut. Die Nummer zwei der Neckarstädter entschärfte 19 Schüsse, strahlte eine große Ruhe aus in seinen Aktionen. Der 23-Jährige zeigte immer wieder gute Paraden, Spielübersicht und dürfte für die Zukunft ein sehr guter Backup für die etatmäßige Nummer eins, Joacim Eriksson, sein. So darf man aus der zweiten Niederlage im fünften Spiel des Cups getrost auch Positives mitnehmen.
Zu Beginn der Partie allerdings waren die Wild Wings nicht so recht auf dem Posten. Zum ersten Mal im Rahmen des Turniers funktionierte ihr Spiel nicht. Sie übertrieben es hin und wieder mit der Aggressivität, rückten ein ums andere Mal zu weit heraus, eröffneten dem Gegner dadurch mächtig Räume. Ein Top-Team wie der mehrfache Deutsche Meister aus München weiß diese natürlich zu nutzen. Doch zeigten die Gastgeber auch in dieser Partie, was sie in dieser Saison auszeichnen dürfte. Im Mittelabschnitt präsentierten sie sich wie verwandelt, hielten sich wieder an ihren Matchplan. Die Körpersprache war eine ganz andere, die Schwenninger agierten sachlich, mutig und mit viel Zug zum Tor. Standen im ersten Drittel lediglich drei Schüsse aufs Tor der Gäste zu Buche, gaben sie in den zweiten 20 Minuten mindestens dreimal so viele ab. Am Ende hatten die Wild Wings gar einen Torschuss mehr auf dem Konto als der Gegner.
Trotz des vielleicht „schwächsten“ Spiels beim Magenta-Sport-Cup konnten sich auch hinterher die Statistiken wieder sehen lassen. Mit Colby Robak und Dylan Yeo hat Schwenningen zwei der punktbesten Verteidiger (beide fünf Punkte) in den eigenen Reihen, lediglich der Bremerhavener Anders Kroogsgaard steht mit sieben Punkten besser da. Darin Olver und Tylor Spink finden sich unter den Top-Fünf bei den Topscorern mit je sechs Punkten. Andreas Thuresson ist mit vier Treffern derzeit bester Torschütze des gesamten Turniers.
Und so musste man sich unterm Strich ob dieser zweiten Niederlage nicht wirklich grämen. In dieser sogenannten „Todesgruppe“ mit den haushohen Favoriten Mannheim, München und Berlin waren es tatsächlich die „kleinen“ Schwarzwälder, die als erstes Team die Vorschlussrunde hätten erreichen können. Nun also steht ein echtes Endspiel am Sonntag in der Helios Arena mit dem Derby gegen die Adler aus Mannheim an. Schöner hätte man sich das nicht ausdenken können, auch wenn die Wild Wings ihren Kapitän dabei schmerzlich vermissen werden.