Eishockey: Halbzeit in der Deutschen Eishockey Liga: Spätestens zu dieser Jahreszeit beginnen in normalen Zeiten die ersten Vertragsgespräche. Wer empfiehlt sich bei den Wild Wings für eine Vertragsverlängerung? Der SÜDKURIER stellt Zwischenzeugnisse aus und teilt mit, welche Schwenninger Spieler noch gültige Verträge haben.
Die Schwenninger stehen quasi seit Saisonstart auf einem potenziellen Abstiegsrang. Immerhin, ein leichter Trend nach oben ist spürbar. Dennoch: Man ist meilenweit von den selbst gesteckten Zielen und Ansprüchen entfernt. Dazu kommen die Umstände durch die Corona-Pandemie und die Unklarheit bezüglich des Auf- und Abstiegs in der DEL und DEL2.
Dies sind keine guten Voraussetzungen, um nun mit den ersten Spielern über eine potenzielle Verlängerung des Arbeitspapiers zu sprechen. „Bei vielen Klubs der Liga verschieben sich die Vertragsgespräche derzeit. Es gibt kaum eine Planungssicherheit für die nächste Saison. Das betrifft mindestens die Klubs auf den Plätzen fünf bis 15. Auch wir können derzeit keine Garantien geben“, schildert SERC-Geschäftsführer Christoph Sandner die Situation. Im Hintergrund laufen derweil die Diskussionen zwischen den Gesellschaftern der DEL und den Verantwortlichen der DEL2 über eine erneute Aussetzung der Abstiegsregelung. Eine Entscheidung soll zeitnah fallen, um die weitere Planung für die Saison 2022/2023 nicht zusätzlich zu erschweren.
Trotzdem wird in allen Klubs die kommende Spielzeit bereits jetzt vorbereitet. Und dazu gehören nun mal die Verhandlungen mit Verantwortlichen und Spielern. Bei den Wild Wings laufen immerhin 14 Verträge aus, darunter die Kontrakte mit Sportdirektor und Trainer Christof Kreutzer sowie mit Assistenzcoach Steffen Ziesche. „Wir sind in Gesprächen, nicht mehr und nicht weniger. Wir haben keinerlei zeitlichen Druck und müssen nicht noch vor Weihnachten unbedingt eine Entscheidung herbeiführen“, berichtet Sandner. Der Vertrag des Geschäftsführers läuft im Übrigen noch bis ins Jahr 2024.
Bislang spricht nicht gerade viel für eine Verlängerung mit Kreutzer. Als Sportdirektor verantwortet der 54-Jährige doch einige Schwachstellen im Team, als Trainer steht er sportlich unter Zugzwang. Es bräuchte schon eine deutliche Leistungssteigerung, um einen Anschlussvertrag für eine der beiden Positionen zu rechtfertigen. Als Chefcoach hat Kreutzer aber immerhin noch eine Chance, Verbesserungen herbeizuführen.
Aus dem aktuellen Team besitzen folgende Spieler noch Verträge für die nächste Saison oder darüber hinaus: Tor: Joacim Eriksson; Verteidigung: Johannes Huß, John Ramage, Will Weber, Kai Zernikel; Sturm: Manuel Alberg, Boaz Bassen, David Cerny, Philip Feist, Marius Möchel, Ken-André Olimb, Tylor Spink, Tyson Spink. Damit stehen die Wild Wings möglicherweise erneut vor einem größeren Umbruch, schließlich stehen zwölf Spieler auf der Kippe.
Allerdings stellt sich die Frage, welche Profis, deren Verträge auslaufen, sich überhaupt für eine Weiterbeschäftigung empfehlen würden? Ganz sicher in diese Kategorie fällt Marvin Cüpper. Die Nummer zwei im Tor akzeptierte nicht nur diese Reihenfolge klaglos, sondern erweist sich auch als guter Partner für Eriksson. Zudem brachte der 27-jährige Backup in seinen bisher zehn Partien absolute Top-Leistungen. Die Schwarzwälder haben sich bei Cüpper eine Verlängerungsoption in den Vertrag schreiben lassen und werden diese mit einiger Sicherheit auch ziehen.
Ein wichtiger Baustein in der Defensive ist auch Colby Robak. Auch wenn die Leistungen des Kanadiers in dieser Spielzeit etwas schwanken, hat er in den vergangenen eineinhalb Saisons gezeigt, wie wertvoll er sein kann. Mit dem 31-jährigen Familienvater sind die Schwenninger bereits in Gesprächen, eine Tendenz ist bislang nicht zu erkennen. Robak dürfte aber durchaus andere Angebote auf dem Tisch haben.
Ebenfalls auf der Liste der potenziellen Verlängerungen stehen Topscorer Max Görtz und Alexander Karachun. Der Schwede weiß, wo das Tor steht, versteckt sich aber ab und an. Görtz dürfte ein wenig mehr Verantwortung übernehmen, ist aber aufgrund seines Naturells sicher kein absoluter Leader. Sturmkollege Karachun ist vor allem sehr präsent, bringt viel Energie mit. Der 26-Jährige zeichnet sich zudem durch einen großen Ehrgeiz aus und ist ein Freund deutlicher Worte.
Eher in die Kategorie „Kann-Verlängerung“ fallen Peter Spornberger und Tomas Zaborsky. Der Südtiroler Spornberger spielt eine gute erste DEL-Saison und besitzt einen deutschen Pass. Allerdings fällt der 22-Jährige nicht unter die U23-Regel, da er für die italienische Nationalmannschaft spielt. Dennoch ist die Entwicklung des Verteidigers sehr positiv und wohl auch noch nicht am Ende. Auch bei Spornberger besitzen die Wild Wings eine Verlängerungsoption, und es ist davon auszugehen, dass er im nächsten Jahr wieder in Schwenningen die Schlittschuhe schnürt. Tomas Zaborsky ist ein extrem guter Techniker, verfügt über einen guten Schuss und ein gutes Auge. Mit seinen 34 Jahren ist der Slowake zwar nicht mehr der Jüngste, aber elf Punkte in bis dato 15 Spielen und die genannten Fähigkeiten sprechen durchaus für ihn.
Bleiben sechs Akteure, deren Leistungen bisher nur ausreichend waren, oder die aufgrund anderer Begleitumstände bei den Wild Wings nicht ganz oben auf der Liste stehen dürften. Die schwierigste Personalie ist dabei Travis Turnbull. Der Kapitän spielt eine richtig gute Saison, hat einen deutschen Pass und ist auch abseits des Eises eine Führungsfigur. Der Deutsch-Amerikaner wird allerdings mit Beginn der kommenden Saison 36 Jahre alt und spielt mittlerweile seine zehnte Saison in der DEL. Seine Frau und die beiden Töchter kehren zudem nach Weihnachten wohl endgültig in die USA zurück. Es ist fraglich, ob der Familienvater nächsten Sommer nochmals nach Europa zurückkehren wird.
Schwer wird es für die Deutschen Maximilian Adam, Maximilian Hadraschek und Daniel Pfaffengut. Sie bringen allesamt brauchbare Leistungen für die hinteren Reihen. Doch gerade auf dem deutschen Sektor benötigen die Schwäne ein ordentliches Upgrade. Auch für die beiden Schweden Niclas Burström, der noch bis Ende Februar ausfällt, sowie dem unglücklichen Patrik Lundh wird wohl kein Platz mehr im nächsten Kader der Wild Wings sein.