Herr Ziesche, Sie sind erst seit zwei Tagen in Schwenningen. Auf was freuen Sie sich hier am meisten?
Darauf, wieder eine Mannschaft trainieren zu können. Das ist die größte Freude und Herausforderung.
Was wussten Sie im Vorfeld über den Schwarzwald, Schwenningen und die Gegebenheiten hier?
Schwenningen und der Schwarzwald sind natürlich sehr bekannt, vor allem auch in Eishockeykreisen. Ich habe selbst hier auch gespielt. Ich erinnere mich, dass es mit Berlin Anfang der 90er-Jahre hier heiße Duelle gegen den Abstieg gab. Schwenningen hatte damals eine sehr gute Mannschaft. Da war man bei den Dynamo beziehungsweise den heutigen Eisbären noch lange nicht so weit. Schwenningen ist eine Eishockeystadt, hat ein sehr begeisterungsfähiges Publikum. Der Schwarzwald ist ein wunderschönes Fleckchen Erde, tolle Natur und mit allem, was man zum Leben braucht. Es ist richtig schön hier, und zwar in allen vier Jahreszeiten.
Sind Sie alleine nach Schwenningen gekommen, oder ist Ihre Familie ebenfalls mit hier?
Ich bin alleine hier. Man muss erst mal schauen, wie es läuft. Die ganze Familie wird ohnehin eher nicht nachkommen. Mein großer Sohn ist beruflich in Berlin gebunden und mein Jüngerer ist in Salzburg. Wir sind also eine typische Eishockeyfamilie, die etwas verstreut lebt (lacht).
Wie ist der Kontakt zu den Wild Wings zustande gekommen, und haben Sie länger überlegt, ob Sie das Angebot annehmen?
Christof Kreutzer hat mich angerufen und mir die Situation geschildert. Es gab kein Angebot im eigentlichen Sinne. Es war zunächst ein informeller Austausch, schließlich kennen wir uns auch schon viele Jahre. Es gab zwischen uns schon immer eine Wertschätzung und einen respektvollen Umgang miteinander. Aus diesem informellen Gespräch hat sich in den Tagen mehr und mehr entwickelt.
Es ist sicherlich nicht so einfach, zu einem Tabellenletzten zu kommen. Was hat Sie überzeugt, dass dies der richtige Schritt ist?
Ich hatte natürlich vorher einige Spiele gesehen. Schwenningen hat keine schlechte Mannschaft. Im Gegenteil, ich halte das Team für sehr talentiert. Es fehlt an der ein oder anderen Kleinigkeit, um besser zu werden. Natürlich müssen wir uns in den nächsten Tagen erst ein Gesamtbild machen, dann werden wir an den Dingen arbeiten. Wichtig wird sein, den Jungs den Kopf freizumachen. Sie sollen sich wieder auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, also erfolgreich Eishockey zu spielen.
Wo sehen Sie vorläufig die Probleme des Teams?
Die Statistik lügt nicht. Ein Teil ist immer auch Druck, aber wir müssen vor allem versuchen, das Talent der Mannschaft wieder zu aktivieren. Es gibt mehrere Punkte, an denen wir arbeiten müssen. Ich möchte jetzt hier auf keinen einzelnen näher eingehen. Schließlich muss ich mir einen gesamten Eindruck verschaffen. Ich kenne zwar einige Spieler persönlich, aber das Gesamtgefüge noch nicht.
Welche Spieler kennen Sie bereits?
Marvin Cüpper habe ich bereits trainiert, genauso Maximilian Adam. Philip Feist, der momentan in Freiburg ist, und Manuel Alberg kenne ich von der Juniorennationalmannschaft. John Ramage ist ja ein ehemaliger Berliner. Aber wie gesagt, das ist nur ein Bruchteil des Teams.
Haben Sie bereits eine Vorstellung davon, was Ihre Aufgabe beziehungsweise Ihr Beitrag sein soll?
In erster Linie werde ich Christof Kreutzer unterstützen. Er ist der Cheftrainer und ich der Assistent. Die Aufgabenverteilung ist abgesprochen, aber man muss einfach schauen, wer am Ende was macht. Wir haben ja erst zwei volle Tage zusammen verbracht und vieles besprochen. Aber so eine Zusammenarbeit entwickelt sich ja jeden Tag. Wir werden viel zusammen sein, noch mehr miteinander reden und versuchen, den Jungs die beste Lösung und die besten Mittel an die Hand zu geben. Christof und ich sind aber relativ offen, was die Aufgabenverteilung angeht. Aber an der Bande ist er natürlich ganz klar der Chef.
Spielt es eine Rolle, dass Christof Kreutzer zeitgleich auch Manager ist?
Nein, ich glaube nicht. Es ist vielleicht sogar ein Vorteil, dass er die Jungs alle ganz gut kennt. Manche kennen ihn ja auch schon als Trainer. Ich glaube vielmehr, dass die Mannschaft jetzt auch ein Stück weit in der Pflicht ist zu zeigen, dass sie es besser kann. Es ist somit auch für sie eine Herausforderung. Es wird nur funktionieren, wenn wir als Gruppe arbeiten und auch generell bereit sind, zu arbeiten.
Welche Art von Trainer sind Sie, streng, kameradschaftlich oder ganz anders?
Da müssen Sie eher andere Leute fragen (lacht). Grundsätzlich lege ich Wert auf Disziplin und auf die Arbeitseinstellung. Fitness ist natürlich das A und O in unserem Sport. Im Vordergrund stehen für mich Grundwerte wie Teamgeist, Disziplin und damit auch taktische Disziplin.
Warum sind Sie Trainer geworden?
Das wollte ich eigentlich schon immer werden. Ich hatte familienbedingt schon immer Kontakt zu diesem Beruf, mein Vater war ein sehr erfolgreicher Spieler und Trainer. Eishockey hat in unserer Familie immer eine tragende Rolle gespielt und tut es auch heute noch. Ich bin damit aufgewachsen, und dieser Beruf hat mich immer fasziniert. Es ist faszinierend, wenn Ideen von einer Mannschaft erfolgreich umgesetzt werden.
Was macht Sie optimistisch, dass mit den Wild Wings schnell die Trendwende gelingt?
Die Mannschaft ist intakt und fit. Sie hat eine Menge Potenzial. Jetzt gilt es, einige Dinge anzupassen und zu verändern, um möglichst schnell einige Punkte sammeln zu können. Das verbessert relativ schnell das Selbstwertgefühl. Wichtig ist, dass die Jungs das Gefühl bekommen, dass sie für ihre Arbeit belohnt werden. Dafür müssen wir alle richtig Gas geben.