Außergewöhnlich, turbulent oder gar verrückt – wie man es auch immer nennen mag. Auf das Jahr 2020 von Dominik Koepfer trifft vieles zu. Es gab kaum etwas, was der Tennis-Profi in den vergangenen zwölf Monaten nicht erlebt hat. Highlights, Enttäuschungen, Überraschungen, Zwangspausen und sogar eine Corona-Infektion. „2020 verlief anders als erwartet“, blickt der Furtwanger zurück und fügt im gleichen Atemzug an: „Alles in allem war es aber ein gutes Jahr.“

Die ersten Wochen des Jahres verliefen für den 26-Jährigen allerdings „nicht so toll“, wie er es kurz und knapp beschreibt. Bei den Australien Open im Januar in Melbourne war für ihn bereits in der ersten Runde Endstation. Sein erstes Highlight erlebte Koepfer Anfang März bei seiner Davis-Cup-Premiere. Mit einem glatten Drei-Satz-Sieg steuerte der Furtwanger einen Punkt zum deutschen Sieg gegen Weißrussland bei.

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Der Daviscup-Erfolg sollte vorerst Koepfers letztes Turnier-Match gewesen sein. Die Corona-Pandemie stoppte die Tennis-Tour abrupt und für längere Zeit. Koepfer: „Von März bis August konnte ich kein Turnier bestreiten.“ Fünf Monate, in denen er zeitweise durch den Lockdown in den USA auch nicht auf Tennisplätzen trainieren konnte. Zudem machten dem 26-Jährigen einige Wochen Fersenprobleme zu schaffen.

„Die erste Woche ging es mir richtig schlecht“

Im Juni erwischte es Koepfer dann richtig. „Ich bekam Corona und war für drei Wochen in Quarantäne. Bis auf den Verlust des Geschmackssinns hatte ich alle Symptome. Die erste Woche ging es mir richtig schlecht. Danach hat es sich angefühlt, wie eine Erkältung.“ Umso glücklicher war der Schwarzwälder Tennis-Profi, als im August die Turnierserie wieder begann und er gesund und munter seinem Lieblings-Job nachgehen konnte.

Nach einem ATP-Turnier in New York fanden Ende des Monats an gleicher Stelle die US Open statt. Beim Grand-Slam-Turnier war für den Linkshänder zwar bereits in der ersten Runde Schluss. Dennoch war der Furtwanger froh, dass er endlich wieder um Punkte, Spiele und Sätze kämpfen durfte.

Höhepunkt des Jahres war in Rom

Mitte September folgte Koepfers persönliches Jahres-Highlight beim ATP-Turnier in Rom. In der italienischen Hauptstadt zeigte „Dome“, was ihn ihm steckt. Zunächst kämpfte er sich mit drei kräfteraubenden Drei-Satz-Siegen durch die Qualifikation. Im Hauptfeld folgten drei weitere Erfolge. Dabei bezwang er unter anderem sensationell die Nummer neun der Welt, den Franzosen Gael Monfils, glatt mit 6:2 und 6:4.

Im Viertelfinale wartete die ganz große Herausforderung. Der Beste der Besten sozusagen. Koepfer traf auf den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic. „Das war schon etwas Besonderes. Ich habe noch nie gegen die Nummer eins der Welt gespielt. Zu Beginn war ich auch etwas nervös“, blickt der 26-Jährige zurück.

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Koepfer lag schnell mit 0:4 zurück. Doch spätestens ab diesem Zeitpunkt war die Nervosität dahin. Der krasse Außenseiter kämpfte sich zurück ins Match und knöpfte dem haushohen Favoriten den zweiten Satz ab. Nach über zwei Stunden Spielzeit setzte sich Djokovic zwar in drei Sätzen durch. Koepfer ging dennoch zufrieden vom Feld. „Mit hat es Riesenspaß gemacht. Es ist unglaublich, welche Konstanz solche Spieler haben.“ Immerhin brachte er den „Djoker“ dazu, dass der Serbe aus Verärgerung einen Schläger zertrümmerte. Koepfer war zudem in Rom der einzige Spieler, der Djokovic einen Satz abnahm.

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Ende September stand in Paris erneut ein besonderes Turnier an. Durch seinen Start bei den French Open hat der Schwarzwälder nun an allen vier Grand Slam-Turnieren teilgenommen. Nach gelungenem Erstrunden-Match schied er zwar in Runde zwei aus. Allerdings hatte Koepfer mit dem Schweizer Stan Wawrinka, Nummer 17 der Welt und French-Open-Sieger 2015, einen bärenstarken Gegner und konnte deshalb mit dem frühen Turnier-Ende gut leben.

Die Zuschauer fehlen dem Profi

Immerhin brachte ihm der Einzug in die zweite Runde knapp 100.000 Dollar Prämie. Damit hatte Koepfer die Eine-Million-Dollar-Preisgeld-Grenze überschritten. Eine Marke, die er jedoch relativiert: „Das hört sich viel an. Wenn man aber Reisekosten, Steuern und die Kosten für den Trainer abzieht, bleibt nicht mehr viel übrig.“

Dominik Koepfer in Aktion bei den French Open
Dominik Koepfer in Aktion bei den French Open | Bild: dpa

Nach Paris hatte Koepfer noch einen bescheidenen Kurzauftritt in Hamburg. Danach endete die sechswöchige und mit fünf Turnieren nervenaufreibende Europa-Tour. Es ging zurück in seine Wahl-Heimat nach Tampa in Florida. So erfreulich die europäischen Wochen waren, so sehr bedauert Koepfer, dass derzeit keine Zuschauer zu den Turnieren zugelassen sind. „Die Spiele fühlen sich zum Teil an wie Training.“

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In diesen Tagen tankt Dominik Koepfer in Tampa wieder Kraft. Dort wird er auch Weihnachten verbringen. Ein Heimatbesuch im Schwarzwald wäre mit großem Aufwand verbunden. Die Corona-bedingten Vorschriften und Beschränkungen machen es Koepfer auch auf seiner Tennis-Tour nicht leicht. „Wir müssen viel früher zu Turnieren anreisen. Das erhöht die Reisekosten. Zudem haben wir abseits des Tennisplatzes wenig Freiraum.“ Auch die Zahl der Corona-Tests ist außergewöhnlich. Koepfer: „In vier Wochen bin ich etwa 20 Mal getestet worden.“

Strenge Regeln in Australien

Die Corona-Beschränkungen dürften vorerst nicht lockerer werden. An Koepfers nächstem Ziel-Ort Melbourne ist sogar das Gegenteil der Fall. „In Australien ist es besonders streng“, weiß der 26-Jährige. Anfang Februar beginnen in Melbourne die Australien Open. Die Spieler müssen aufgrund der Quarantäne-Vorschriften bereits zwei Wochen zuvor in „Down Under“ sein. „In den 14 Tagen bis Turnierbeginn dürfen wir fünf Stunden täglich trainieren und müssen uns die anderen 19 Stunden am Tag im Hotel aufhalten. Das könnten zwei lange Wochen werden“, schmunzelt Koepfer.

Durch die Corona-Einschränkungen wird sich der Furtwanger von seinem Weg aber genauso wenig abbringen lassen, wie von turbulenten Zeiten, Zwangspausen oder Rückschlägen. Das hat Dominik Koepfer bereits 2020 eindrucksvoll bewiesen.