Fußball-Verbandsliga: Beim SC Pfullendorf ticken die Uhren anders. Zu einem unglücklichen Zeitpunkt wurde vor drei Monaten die Debatte über Trainer Adnan Sijaric angestoßen, ehe „über den Flurfunk“, so der Sportliche Leiter Robert Hermanutz, die Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Hochsensibel empfindlich reagierte der Verein auf die mediale Aufbereitung. Umso mehr fühlte sich die Vereinsführung dazu angetrieben, zum maximal ungünstigen Zeitpunkt, nämlich nach der desaströsen Heimpleite (0:4) gegen Kehl, ihre Entscheidung zum designierten Nachfolger kundzutun.

Begeisterung hält sich in Grenzen

Gewiss ist dem bisherigen Trainerassistenten Hakan Karaosman diese Chance als Cheftrainer nicht abzusprechen, zumal er den privat verhinderten Adnan Sijaric in vier erfolgreichen Partien der Vorrunde mehr als ordentlich vertrat. Ihm eilt auch der Ruf voraus, junge Kräfte besonders gut motivieren zu können. Dennoch hielt sich der Begeisterungssturm in Grenzen, reagierten viele mit ungläubigem Kopfschütteln darauf. Mancher Fan hätte sich lieber eine externe Lösung gewünscht.

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Da wurden Namen wie beispielsweise die ehemaligen SCP-Kicker Jörg Schreyeck oder Alexander Eberhardt genannt, die in Krauchenwies und Albstadt einen guten Job verrichten. Im Stadionrund riefen die Linzgau Dynamites nach Helgi Kolvidsson. Der in Ostrach lebende Isländer erfreut sich einer großen Beliebtheit. Viele Sympathien erwarb er sich, als er von 1994 bis 1996 und von 2004 bis 2008 seine Kickstiefel für den SCP schnürte und sich danach erste Meriten als Assistenzcoach und Trainer im Spieljahr 2010/11 verdiente. Unvergessen bleibt der Einzug in den DFB-Pokal mit ihm als Interimscoach mit dem Regionalligateam im dramatischen Pokalfinale von 2008 gegen Villingen (6:5). Der heute 50-Jährige machte einen gewaltigen Karrieresprung nach oben, coachte zuletzt 2020 das Nationalteam von Liechtenstein und dürfte wohl auch vom Preis her unerschwinglich sein.

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So mancher Anhänger fragte sich zudem, ob die servierte Schmalkost gegen Kehl ein Ausdruck dessen war, dass die Luft beim SCP im Aufstiegsrennen schon heraus ist? Womöglich rächt es sich, dass sich die Verantwortlichen bei der Kaderplanung mit einer nominell tauglichen Angriffsspitze begnügten. Fehlt ein Silvio Battaglia, haben die Linzgauer ein Riesenproblem. So scheint sich die Jagd auf das Führungsduo der Verbandsliga mit Offenburg und Denzlingen beinahe erledigt zu haben. Der Rückstand auf den Tabellenzweiten ist auf acht Punkte angewachsen. Spätestens im nächsten Heimspiel gegen den OFV schlägt für den Sportclub ultimativ die Stunde der Wahrheit.

Zukunftsperspektive für Nachwuchs

Aufsteigen soll ja auch die zweite Garnitur, deren Stamm nur ein spindeldürres Gerippe darstellt. Im Moment holt für die U-21 eine achtköpfige A-Juniorenriege, die selbst eigentlich noch Titelchancen in der Jugend-Verbandsliga hätte, die Kastanien in der Kreisliga A aus dem Feuer. Der gut ausgebildete SCP-Nachwuchs weckt im nahen Umland und darüber hinaus viele Begehrlichkeiten. Auch der württembergische Landesligist FC Mengen hat seine Fühler nach ihm ausgestreckt und angeblich zwei Talente an der Angel. „Wir bilden unsere Spieler für die ganze Region aus“, benannte der SCP-Vorsitzende Karl Fritz die bittere Malaise. Auch der eigene Fohlenstall bräuchte eine klar vorgezeichnete Zukunftsperspektive.

Wenig Aufbruchsstimmung

Im Augenblick ist von allgemeiner Aufbruchstimmung wenig zu spüren, zumal der beabsichtigte Neustart noch keinerlei Konturen bekommen hat. Nicht nur Hakan Karaosman, auch die Führung des SC Pfullendorf steht vor schweren Aufgaben.