Die Kantonspolizei Aargau und die Staatsanwaltschaft haben einen international aktiven Drogenring mit dem Namen „Presidente“ gesprengt, wie die kantonale Anklagebehörde in einer Pressemitteilung schreibt. „In mehreren koordinierten Aktionen wurden Strafverfahren gegen über 20 Personen aus dem Aargau und anderen Kantonen eröffnet“, heißt es. In den vergangenen Tagen wurden indes bei den Bezirksgerichten Aarau und Zofingen Anklagen gegen einen 35- und 57-Jährigen eingereicht.
Mit den beiden Anklagen seien die ersten von mehreren Untersuchungen im Dunstkreis von „Presidente“ abgeschlossen worden.
Wie der Stein ins Rollen kam
Die Spezialabteilung für Betäubungsmittel der Kantonspolizei und die kantonale Staatsanwaltschaft wurden im Sommer 2021 auf Verbindungen zum illegalen Drogenhandel zwischen mehreren Personen aufmerksam. Die Gruppe sei zwar nur lose organisiert, habe aber in den vergangenen zwei Jahren Drogen im großen Stil in die Schweiz geschleust.
Während die Ermittlungen in mehreren Verfahren noch liefen, sei vor wenigen Tagen Anklage gegen einen 35- und 57-Jährigen erhoben worden. Sie sollen als Kuriere für die beiden Hauptakteure tätig gewesen sein.
So lief die Kurierfahrt des 35-Jährigen
Neben weiteren Tatbeständen wirft die Staatsanwaltschaft laut Angaben dem jüngeren Beschuldigten vor, im Februar des vergangenen Jahres zehn Kilo Kokain in die Schweiz geschmuggelt zu haben. Laut Schilderung der Behörde flog der Mann auf Anweisung seiner Auftraggeber nach Serbien. Dort sollte er ein speziell für diesen Zweck über eine Scheinfirma geleastes Fahrzeug abholen. „Für den Transport der illegalen Ware verfügte das Auto über ein professionell eingebautes Geheimversteck“, schreibt die Staatsanwaltschaft weiter.
Von Rotterdam in die Schweiz
Der Beschuldigte habe den Volvo nach Rotterdam gefahren, wo er zehn Pakete mit je einem Kilo Kokain mit sehr hohem Reinheitsgrad in Empfang genommen und im Versteck verstaut habe. Über Belgien und Deutschland habe er die Ware in die Schweiz gebracht. Seine Auftraggeber hätten ihm für seinen Kurierdienst 10.000 Franken zugesichert.
Am Wohnort in Luzern wartet die Polizei
Bei seiner Ankunft in Luzern wurde er von Polizisten empfangen und umgehend festgenommen. Während der Mann festgenommen wurde, war laut Angaben bereits der nächste Coup vorbereitet. Ein ebenso präparierter Lieferwagen stand schon am Wohnort des Beschuldigten bereit. Mit ihm sollte er 50 Kilo Marihuana abholen und in die Schweiz bringen. Mit der Beschlagnahmung des Fahrzeugs platzte der Deal.
Der 57-Jährige wird in Basel erwischt
Auch der zweite Beschuldigte, der 57-Jährige, war als Kurier in einem ausgebauten Fahrzeug für den Drogenring unterwegs. Im Januar 2022 versuchte er beim Grenzübergang in Basel, zehn Kilo Kokain aus der Schweiz zu schmuggeln. Dazu schreibt die Staatsanwaltschaft: „Dieses vorgängig gelieferte Kokain war von ungenügender Qualität und sollte deshalb an die Lieferanten im Ausland zurückgebracht werden.“ Er wurde an der Grenze festgenommen.
Tatvorwürfe und Strafforderung der Staatsanwaltschaft:
Laut weiterer Untersuchungen arbeitete der Mann zudem als Geldkurier, damit als Geldwäscher, für den Drogenring. Er wird beschuldigt, über 300.000 Franken für die „Presidente“-Gruppe gewaschen zu haben.
Die beiden Männer saßen für mehrere Wochen in U-Haft. Im Frühjahr 2022 wechselten sie in den vorzeitigen Strafvollzug.