Vom Energieschlucker zum Kraftwerk – davon träumt der Kreuzlinger Stadtpräsident Thomas Niederberger, wenn er an die Bodensee-Arena denkt. Die Technik der Eishalle entspricht in keiner Weise mehr den heutigen ökologischen Anforderungen. Doch die Sanierung würde 18 bis 20 Millionen Franken kosten. Das Volk in Kreuzlingen muss entscheiden, ob die Stadt die Investitionen stemmen soll.
Eine heikle Situation. Jetzt wirbt Niederberger für den Wiedereinstieg von Konstanz in das Projekt Eishalle. „Ich kann nicht die Hand ins Feuer legen, ob der Kredit angenommen wird. Aber wenn Konstanz sich zur Halle bekennt, dann stiegen die Chancen, dass die Stimmbürger Ja sagen“, sagt der Stadtpräsident.

Und wenn nicht? Dann würde es in der Region keine Eishalle mehr geben. Rund 140.000 Menschen in der Umgebung hätten dann keine Eisfläche mehr. Es würde eine Infrastruktur vernichtet, eine Anlage, die nach seinen Erkenntnissen auch ohne fossile Energien funktionieren könnte. Niederberger geht davon aus, dass der Rückbau zwei Millionen Franken kosten würde.
Warum sollte sich Konstanz an der Bodensee-Arena beteiligen? Niederberger sagt, das Eis werde zu 60 Prozent von Schulen, Vereinen und anderen aus Konstanz und Umgebung in Deutschland genutzt. Er rechnet vor: Beim öffentlichen Eislauf kommen rund 15.000 Besucher im Jahr aus Konstanz oder anderen Orten Baden-Württembergs.
Doch ist es fair, die Nutzung durch Menschen aus der Nachbarstadt aufzurechnen? Konstanz unterhält auch Einrichtungen, die Schweizer gern besuchen. Niederberger sagt: „Es gibt auf beiden Seiten Sportanlagen und Kulturbetriebe. Aber es gibt nur eine Eishalle in der Stadt und in der Region.“
Arena wurde von beiden Städten gemeinsam errichtet
Zur Bodensee-Arena gibt es eine bittere Vorgeschichte: Konstanz und Kreuzlingen haben die Halle gemeinsam gebaut, 1978 eröffnet und betrieben. Vor 19 Jahren verabschiedete sich Konstanz aus dem Projekt. Der Grund: Undurchsichtige Vorgänge bei der Kostenexplosion im Zuge des Umbaus. Kann so etwas wieder passieren? Niederberger sagt: „Das Risiko liegt bei der Stadt Kreuzlingen.“ Die Halle ist als Aktiengesellschaft organisiert. Niederberger sagt, für den Betrieb wären die politischen Entscheidungsprozesse zu langsam.
Die einzige Aktionärin ist die Stadt Kreuzlingen. Diese trägt schon heute eine bedeutende Last. Jedes Jahr fließe rund eine Million Franken an öffentlichen Geldern der Stadt in die Eishalle. Eine Sanierung war geplant, doch schnell stellte sich heraus, die Summe übersteigt die Hälfte des Zeitwerts. Diesen beziffert die Gebäudeversicherung auf 14,7 Millionen Franken. Bei so hohen Investitionen fordert der Schweizer Gesetzgeber eine energetische Sanierung. „Da standen wir plötzlich vor einer völlig neuen Ausgangslage.“
Niederberger geht davon aus, dass aus dem Energieschlucker ein gedämmtes Kraftwerk werden kann, das sich dank Solaranlagen sowie Wärmerückgewinnung weitgehend selbst mit Energie versorgt. Aktuell stammt die Wärme aus Gas. Die Abwärme der Eiskompressoren wird nicht genutzt. Dazu kommen Probleme wegen verschärfter Regelungen zum Brandschutz. Deswegen darf die Halle nur mit maximal 300 Personen im Alltag betrieben werden.
Unter Auflagen sind besondere Veranstaltungen möglich. Zur Bodensee-Arena gehören Eisflächen, ein Sporthotel, ein Restaurant, Seminarräume und Veranstaltungsflächen für bis zu 6000 Besucher. In der Halle traten schon Größen wie DJ Bobo oder André Rieu auf. Mit der Sanierung soll der Schwerpunkt wieder beim Sport liegen.
Niederberger erhofft sich für die Sanierung einen finanziellen Beitrag aus Konstanz: „Die Bevölkerung braucht ein Zeichen, dass Konstanz auch Interesse am Weiterbetrieb der Halle hat.“ Er hat schon genaue Vorstellungen, wie sich Konstanz einmalig und an den laufenden Kosten beteiligen könnte. Über konkrete Zahlen spricht er aber nicht. Es sei alles in einem Brief an die Stadt Konstanz dargelegt. Bis Ende März solle Konstanz dazu Stellung nehmen.
Was sagt Konstanz zu dem Vorstoß aus Kreuzlingen?
Bei der Pressestelle der Stadt Konstanz gibt man sich ebenfalls bedeckt. Mandy Krüger teilt mit: Man kläre verwaltungsintern das weitere Vorgehen und setze dann zuerst den Stadtpräsidenten Niederberger darüber in Kenntnis. „Sie können sich gerne Mitte Februar erneut an uns wenden.“ Die Stadt Konstanz ringt gerade um ihren Haushalt. Sie hat Probleme, die eigenen Sportanlagen zu finanzieren. Vereine liegen ihr wegen der Erweiterung der Hallenflächen seit Jahren in den Ohren.
Sollte es zur Großsanierung der Bodensee-Arena kommen, wäre die Eishalle für zwei Jahre eine Baustelle. Es gibt konkrete Pläne, wie die Arena mit dem Schwerpunkt Sport weiter entwickelt werden könnte. In einem ersten Schritt soll das Eisfeld im Freien, das derzeit nur mit einem Regenschutz überspannt ist, eine gedämmte Einhausung bekommen. Mit diesem Kniff würde es immer eine nutzbare Eisfläche geben, auch wenn die Großumbauten in der Halle beginnen. Niederberger hofft, auf diese Weise den Erhalt der Eissportvereine zu sichern.
Ohne Sanierung droht dem der Eishockeyclub das Aus
Zu den stetigen Nutzern mit rund 22 Stunden pro Woche gehört der Eishockeyclub Konstanz-Kreuzlingen. Für Christian Ulmer, stellvertretender Präsident und Kommunikationschef, ist klar: „Die Sanierung ist alternativlos. Ohne Eishalle stirbt unser Club und das wäre extrem schade.“
Die Zahl der Mitglieder und des Nachwuchses hätten sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Sie liegen bei 200 Mitgliedern und 120 Schülern, die Hockey lernen. „Tendenz weiterhin stark steigend. Wir bieten ganz vielen deutschen und Schweizer Kindern eine solide sportliche Ausbildung, schulen deren Sozialkompetenz und fördern das grenzüberschreitende Miteinander.“

Einer möglichen Sanierung in zwei Stufen sieht Ulmer gelassen entgegen. „Sicherlich werden wir während der Umbauphase nicht in vollem Umfang trainieren können, aber Eishockeyspieler sind hart im Nehmen, auch, was die Trainingszeiten angeht.“ Von der derzeitigen Begrenzung der Besucherzahlen auf 300 wegen des Brandschutzes sei der Club nur gelegentlich betroffen, wenn gegnerische Mannschaften mit einem großen Fanclub anreisen, oder der Verein große Sportereignisse oder Nachwuchsturniere veranstaltet.
Beim grenzüberschreitenden Eishockey-Club sind als Nachwuchstrainer Größen wie Monika Leuenberger engagiert. Als Eishockey-Spielerin hat sie an den Olympischen Spielen (2006) sowie an elf Weltmeisterschaften und drei Europameisterschaften teilgenommen. Sie stand bei 225 Länderspielen für die Schweiz auf dem Eis.