Baden will sich nicht nur als Schweizer Kompetenzzentrum in Sachen Energie behaupten, wie Anfang Jahr verkündet wurde. Auch im Bereich Medizintechnik, kurz Medtech, haben sich in der Stadt in den vergangenen Jahren einige Firmen angesiedelt, insbesondere in den Täfern in Dättwil. Über 50 Unternehmen mit zusammen an die 3000 Arbeitsplätzen sind es heute.

Unternehmen mit globaler Bedeutung
Gewisse Unternehmen spielen dabei auch global eine bedeutende Rolle. Die Röntgengeräte der Firma Dectris zum Beispiel werden an Forschungsinstitute auf der ganzen Welt exportiert. Vor zwei Monaten übernahm die belgische Affidea-Gruppe zwei Badener Gesundheitsfirmen in den Bereichen Radiologie und Gastroenterologie. Das vielleicht geschichtlich bedeutsamste Unternehmen im Medizinbereich ist aber Varian Medical Systems, das Apparate zur Behandlung von Krebstumoren herstellt.
Ein Teil der früheren BBC
So wie verschiedene Firmen im Bereich Energie und Technik in Baden Nord aus dem Erbe der früheren BBC hervorgegangen sind, war auch die heutige Varian in Dättwil einst Teil des für die Stadt so prägenden Großunternehmens. 1951 hatte die BBC im Zürcher Unispital das erste klinische Bestrahlungsgerät in Betrieb genommen. Mit der Fusion und Gründung der ABB wurde dieser Medizintechnikzweig 1990 von Varian aufgekauft, einem Unternehmen aus dem Silicon Valley.

Hoch qualifizierte Mitarbeiter
Dank des Knowhows in Baden zog die Firma die Büros und Labors aber nicht in die USA ab, sondern behielt sie vor Ort und weitete sie sogar aus: Arbeiteten bei der Übernahme von der BBC 45 Personen bei Varian in Dättwil, sind es heute 400 Menschen aus 43 Nationen – was man schnell an den Fremdsprachen bemerkt, die in den Räumlichkeiten der Firma gesprochen werden. Die hoch qualifizierten Mitarbeiter, viele in den Bereichen Physik oder Informatik, entwickeln hier neue Technologien für die Strahlentherapie bei Krebs.

Eine regionale Verankerung
Von den 400 Arbeitnehmenden in Dättwil wohnen 180 im Aargau und 100 in Zürich, wie an einer Präsentation erläutert wurde. Die regionale Verankerung wird auch durch die vielen lokalen Lieferanten unterstrichen. Dazu gehören Aartech in Kleindöttingen, Altron in Mägenwil, Baumgartner in Tegerfelden, Iftest in Wettingen oder Emaform in Gontenschwil. Fast die Hälfte der Zulieferungen für Varian stammt aus dem Aargau.

Nähe zu den Forschungs- und Bildungseinrichtungen
Die Nähe zu den Forschungs- und Bildungseinrichtungen, namentlich der ETH, dem PSI oder der FHNW, nennt das Unternehmen als zusätzliche Vorteile für Baden als Medtech-Firmenstandort. Stadt und Kanton unterstützen die Unternehmen zusätzlich. Vergangenes Jahr wurde, in Verbindung mit dem Badener Kantonsspital, das Health Innovation Hub Aargau gegründet.
11.000 Mitarbeiter weltweit
Auch nach der Übernahme 2021 durch Siemens Healthineers wurde der Standort Baden-Dättwil behalten und weiter ausgebaut. Weltweit beschäftigt Varian 11.000 Mitarbeitende in 70 Standorten, darunter Ärzte, Wissenschaftler und Forscher. In Baden betreibt die Firma das Varian Medical Systems Imaging Laboratory (VMS iLab) mit über 1000 Quadratmetern Laborfläche.

Oberstes Ziel: Den Krebs bekämpfen
Oberstes Ziel des Unternehmens ist, den Krebs zu bekämpfen, und zwar so präzis und effizient wie möglich. Mit der Übernahme durch Siemens ist Varian der weltweit führende Hersteller von Medizinprodukten und Software für die Behandlung von bösartigen Tumoren und anderen Erkrankungen mittels Strahlentherapie, Radiochirurgie, Protonentherapie und Brachytherapie.
Der Marktanteil von Varian in der Schweiz beträgt heute 85 Prozent. Jährlich gibt es 45.500 neue Krebsfälle in der Schweiz. Erfreulicherweise gibt es schweizweit inzwischen 450.000 Krebsüberlebende.
Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.