Die Tat sorgte für Entsetzen. Ein 31-jähriger Schweizer wurde im Juni am deutschen Rheinufer in Jestetten nahe der Alten Zollbrücke bei Rheinau erschlagen aufgefunden. Mehrere Schläge mit einem massiven Holzstück gegen den Kopf und das Gesicht des Wildcampers führten zu einem tödlichen Schädel-Hirn-Trauma. Nun hat die zuständige Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen neue Hintergründe zum Tathergang und den Ermittlungen der Kriminalpolizei Freiburg im Breisgau bekannt gegeben.
Demnach traf der 31-Jährige aus dem Kanton St. Gallen erst am Tag der Tat gegen 18 Uhr am Rheinufer ein, um dort zu nächtigen. Ein letztes Lebenszeichen von ihm gab es kurz nach 21 Uhr. Inzwischen können die Ermittler den Zeitraum der Tötung auf 21.18 bis 23 Uhr eingrenzen.
Als Tatwaffe fungierte ein massives Holzstück, auf dem Blutspuren des Getöteten und DNA-Spuren einer weiteren männlichen Person sichergestellt wurden. Dessen DNA befand sich auch auf einem Zigarettenstummel am Tatort. Zudem fanden Ermittler ein Plastiksäckchen mit 5,7 Gramm Marihuana, dessen Herkunft laut Staatsanwaltschaft derzeit noch unbekannt ist.
Schon kurze Zeit nach der Tötung befragten die Kriminalisten zahlreiche Anwohner rund um den Tatort, unter anderem auch im nahegelegenen Lottstetter Ortsteil Balm. In diesem Zusammenhang baten die Ermittler die Anwohner auch darum, auf freiwilliger Basis DNA-Proben abzugeben.
18 Tage vor Tat eingereist
Eine dieser freiwilligen DNA-Proben führte nach einer molekulargenetischen Untersuchung zum entscheidenden Hinweis: Die Probe stimmte mit der DNA an der Tatwaffe und am Zigarettenstummel überein. Dank dieser Erkenntnisse nahmen Kräfte einer baden-württembergischen Spezialeinheit genau zwei Wochen nach der Tat einen 39-jährigen Mann auf dem Parkplatz vor dem Lebensmittelgeschäft Lidl in Lottstetten vorläufig fest.
Einen Tag später verhängte ein Haftrichter Untersuchungshaft gegen den Beschuldigten wegen des dringenden Tatverdachts des Totschlags. Bisher machte er laut Staatsanwaltschaft keine Angaben zur Tat.
Der mutmaßliche Täter ist im Besitz eines lettischen Nichtbürger-Passes und war erst am 22. Mai –17 Tage vor der Tat – von Lettland kommend in Deutschland eingereist, um vorübergehend als Aushilfe auf einer Baustelle in der nahen Gemeinde Klettgau zu arbeiten. Dort sollte er lediglich bis zum 30. Juni tätig sein.
Bereits in Heimat wegen Tötung verurteilt
Wie diese Redaktion berichtete, war der 39-Jährige auch bereits in seiner Heimat straffällig. Nun gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass der Mann in Lettland wegen eines dortigen Tötungsdelikts zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Im Jahr 2015 wurde er aus einem lettischen Gefängnis entlassen.
Ob sich das 31-jährige Tötungsopfer und der acht Jahre ältere Tatverdächtige zumindest kurz vor der Tat kennenlernten oder es sich um eine plötzliche Zufallsbegegnung handelte, dazu wollte sich die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage nicht äußern und verwies auf die andauernden Ermittlungen zum genauen Tatablauf und den Hintergründen.
Die eingesetzte Sonderkommission „Stick“ mit zum Teil mehr als 50 Polizeibeamten wird bis zum Abschluss der Ermittlungen in reduzierter Form als Ermittlungsgruppe weitergeführt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für den Tatverdächtigen die Unschuldsvermutung.