Penélope Cruz‘ Augen waren überall am Büffet. Zumindest blickte die Spanierin im altehrwürdigen Hotel Danieli von vielen Plakaten von Pedro Almodóvars Klassiker „Volver“ auf all die feinen Häppchen, die ebenfalls voller Anspielungen auf den Meisterregisseur steckten.

„Alles über die Frauen“

Mit „All about the Mujeres“, also „Alles über die Frauen“, war dieser Partyabend vorm Start des 76. Filmfestivals von Venedig entsprechend überschrieben: nicht nur als Hommage an Almodóvar, der auf der Mostra mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt wird, sondern auch an die außergewöhnlichen Frauenfiguren in seinen Filmen.

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Im Hinblick auf die Diskussion im Vorfeld, die gestern auch von Jury-Präsidentin Lucrecia Martel und Festival-Chef Alberto Barbera in der Pressekonferenz fortgeführt wurde, wirkte dieses Motto zwar eher wie ein ironischer Kommentar – lediglich zwei Regisseurinnen wurden dieses Jahr schließlich in den Wettbewerb eingeladen. Zum Eröffnungsfilm „La Vérité“ von Kore-eda Hirokazu wiederum hätte es bestens gepasst. Darin und auf dem roten Teppich standen zwei große Französinnen im Rampenlicht: Juliette Binoche und Catherine Deneuve.

Treffend besetzt

Vor allem die Besetzung Deneuves könnte nicht treffender sein im Film des Japaners, der zuletzt die Goldene Palme in Cannes für „Shoplifters“ gewann und nun erstmals im Ausland gedreht hat. In der Filmdreh-im-Film-Geschichte spielt sie schließlich eine Leinwanddiva, die anlässlich der Veröffentlichung ihrer Autobiografie Besuch von ihrer in ihrem Schatten stehenden Tochter und deren Familie (Binoche, Ethan Hawke) aus den USA bekommt.

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Aus der Anlage des Films, zumal mit diesem Titel, hätte sich eigentlich eine intensive Mutter-Tochter-Konfrontation entwickeln können. Vielmehr aber fokussiert Kore-eda mit leiseren Tönen auf die Wahrheiten der verblassenden Karriere. Bitter und süß, amüsant und melancholisch reflektiert er das Altern (im Filmgeschäft) und die Schauspielerei in vielen kleinen Beobachtungen. „Ich habe sehr viel von mir selbst in den Film gegeben, aber die Schauspielerin ist anders als ich“, erklärte Deneuve in Venedig. Einen Reiz hat es trotzdem, über Parallelen zwischen ihr und der eitlen Leinwandfigur zu spekulieren. Auch wenn Kore-eda damit unter seinen Möglichkeiten bleibt und „La Vérité“ kein großer Film zur Eröffnung ist, ist er immerhin ein recht schöner.

Intensive Erfahrung

Eine emotional intensivere Erfahrung war dagegen trotz einiger Längen der Eröffnungsbeitrag der Nebenreihe „Orizzonti“, der nicht nur aus Deutschland stammte, sondern auch von einer Regisseurin: In „Pelikanblut“ zeigt Katrin Gebbe („Tore tanzt“) Nina Hoss als Pferdetrainerin und alleinerziehende Mutter, die zu drastischen Maßnahmen bereit ist. Sie will ihrer traumatisierten zweiten Adoptivtochter helfen, die keine Emotionen und Empathie empfinden kann. Während durch die aggressive Fünfjährige das Familienidyll zur Hölle wird, kippt der Film selbst nach dem harmonischen Western-Gefühl in so etwas wie einen Horrorfilm. „Zu einer Alptraumversion von Mutterschaft“, wie es Gebbe in Venedig beschrieb.