
Heute können wir darüber lachen. Zum Beispiel über die mächtige Betonbarriere, die bei Rüdlingen am Rhein den mickrigen Waldweg bewacht.
Über die Kühe, die bei Riehen ungläubig aufs rot-weiße Absperrband blicken, das plötzlich über den Feldweg flattert.
Oder über die Metallabsperrungen, die bei Wilchingen auch noch den Acker sichern: Könnte ja sein, dass da jemand heimlich rübermacht!
Tatsache ist: Das alles war bis vor kurzer Zeit Realität an der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Der Basler Fotokünstler Jan Sulzer hat diese Realität eingefangen. Sein Fotoband „Abgeriegelt. Schweizer Grenzen im Lockdown“ (Benteli Verlag) erscheint demnächst. Wir zeigen bereits heute vorab die eindrucksvollsten Bilder von Grenzübergängen aus unserer Region.

Durch ein „seltsam verlassenes Land“ sei er gekurvt, erinnert sich Sulzer.
Verlassen jedenfalls sei dieses Land, wenn man sich die vielen Grenzschützer wegdenkt, die allerorten für Ordnung sorgten. Einmal hätten ihn fünf Bewaffnete umringt: „Grenzwache. Militär. Viel Aufhebens um ein paar Bilder von selbstgebastelten Grenzbarrieren.“ Doch dann bekam er eine amtlich beglaubigte Bewilligung. „Einmal mit dem Zettel wedeln und die Grenzwächter ließen mich fotografieren, rückten nur noch hier und dort einen Absperr-Kegel zurecht. Damit die Nachwelt keinen schlechten Eindruck bekommt.“

Was lässt sich nun also diesen Bildern entnehmen? Zum einen eine bemerkenswerte Vielfalt: Wie Grenzen abzuriegeln sind, hängt offenbar vom Bauchgefühl der jeweils regional Verantwortlichen ab. Bei Basel setzt man eher auf filigrane Stahlkonstruktionen, im Kanton Schaffhausen ist wuchtiger Beton in Mode.
Zum anderen eine verblüffende Erkenntnis: Was Jahrhunderte lang Normalität gewesen ist, wirkt heute nur noch absurd.
Jan Sulzer: „abgeriegelt: Schweizer Grenzen im Corona-Lockdown 2020“, Benteli Verlag: Salenstein 2020; 160 Seiten, 22 Euro. Voraussichtlich ab 9. Oktober im Handel.