Smartphones sind ohne Frage eine Erleichterung für das Leben. Es gibt kaum ein Problem, das sich nicht per App lösen lässt – ganz egal, ob man gerade auf dem heimischen Sofa sitzt oder durch die Welt reist.
Wir können Kontakt zu Freunden halten, einkaufen, Nachrichten lesen, Urlaub buchen, Spiele spielen, an der Börse spekulieren, Yoga-Instruktionen entgegennehmen, Videos schauen und, und, und – vorausgesetzt natürlich, der Empfang stimmt. Einfach herrlich. Oder nicht?

Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. In diesem Fall tiefer, dunkler, gewitterwolkiger Schatten. Denn die wunderbare mobile Allmächtigkeit schlägt dann ins Nervtötende um, wenn es ums Wetter geht.
Ja, richtig gelesen. Ich bin fest überzeugt: Seit wir das Wetter ständig mit uns in der Hosentasche herumtragen, ist die Welt langweilig und finster geworden. Die Wetter-App ist der Untergang eines jeden Ausflugs, das Damoklesschwert über jedem Urlaub, die Kontrollinstanz, die wir nie haben wollten.
Ganz besessen von der App
Um fair zu bleiben: Eigentlich kann die App selbst dafür recht wenig. Sie existiert halt als guter Service – und sagt mal mehr, mal weniger präzise an, wie das Wetter ist und wie es wahrscheinlich werden wird. Bei manchem Nutzer aber (und der Beobachtung nach erübrigt sich hier ausnahmsweise das Gendern) lässt sich ohne Umschweife eine Wetter-App-Besessenheit diagnostizieren, die ihresgleichen sucht.
Hat man es mit einem solchen Zeitgenossen zu tun, dann gibt es kein Erbarmen. Will man sich bei blauem Himmel und Sonnenschein spontan zum Picknick treffen, kommt der erste Einwand: Regenwahrscheinlichkeit in etwa einer Stunde bei 70 Prozent, vielleicht lieber warten? Oder verschieben?

Übermorgen, da ist Regen deutlich unwahrscheinlicher, ganz sicher. Falls sich nicht doch etwas ändert. Zur Sicherheit vielleicht auch schnell mal noch den Regenradar checken! Oder die zweite App? Die ist dienstags und donnerstags und jeden dritten Samstag zuverlässiger. Meistens jedenfalls.
Spontaneität? Fehlanzeige. Stattdessen herrscht Wetterangst. Richtig los geht‘s, wenn‘s dann wirklich mal los geht – also wenn die ersten Regentropfen schon dick und nass aufs Display fallen und es nachweislich regnet. Dann kann es schon mal passieren, dass der Wetter-App-Besessene zur Bestätigung ins Handy schaut, zum Realitätsabgleich gewissermaßen: Tatsächlich, es regnet.
Nun kann gute Wettervorbereitung ohne Frage Leben retten – etwa dann, wenn eine ausgiebige Bergtour ansteht. Aber könnten wir uns einigen, die Wetterprophezeiungen auf exakt solche Situationen zu begrenzen?
Für den Alltag gilt doch ansonsten: Wer raus geht, setzt sich dem Wetter aus, riskiert zu frieren, zu schwitzen oder nass zu werden. Selbst mit der besten App werden wir das Wetter nicht beherrschen, auch wenn wir es noch so sehr versuchen. Wir können ihm nur begegnen. Mit Schirm und Regenjacke, wenn es sein muss. Und manchmal, ja, da werden wir auch nass werden. Um das vorauszusagen, reicht oft einfach der Blick in den Himmel.
Vorschlag zum Schluss: Wenden wir uns doch lieber dem Klima mit derselben Vorhersage-Energie zu. Da droht uns nämlich wirklich was.