„Bei Ihnen lässt man sich gerne fotografieren“, schrieb Carl Zuckmayer an die Fotografin Lotte Eckener, der das Hesse-Museum in Gaienhofen eine sehenswerte Ausstellung widmet. Das Lob des Schriftstellers erfolgte nach einem Besuch in Eckeners Atelier in Berlin, wo die 1906 in Friedrichshafen geborene Tochter des berühmten Luftschiffpioniers Hugo Eckener von 1926 bis 1930 ihre fotografische Ausbildung erhielt.
Neben ihren Leistungen als Fotografin rückt die Ausstellung Eckeners Bedeutung als Verlegerin in den Fokus: Nach der Rückkehr an den Bodensee und der Heirat mit dem Konstanzer Zahnarzt Paul Simon 1936 gründete Lotte Simon-Eckener mit Marlis Schoeller 1949 den Bildkunst-Verlag in Kattenhorn auf der Höri, den sie ab 1954 mit Martha Koch in Konstanz weiterführte.
Bis 1967 wirkte dieser erste Frauenverlag „Simon & Koch“ in der Bodenseeregion höchst erfolgreich: Sieben Bücher veröffentlichte Eckener als Fotografin, fast dreißig Kunst- und Bildbände gab sie heraus. Besonderes Interesse galt dabei den Künstlern der Höri – das 1956 erschienene Buch von Leopold Zahn war die erste Publikation über die Maler dieser Region.
Noch nicht veröffentlichte Fotografien
Mit Künstlern wie Max Ackermann, Otto Dix und Ferdinand Macketanz stand Eckener in Kontakt, auch zu Hans Purrmann, Ida Kerkovius oder Fritz Mühlenweg pflegte sie Verbindungen. Hermann Hesse widmete ihr gar 1956 ein Gedicht. Hiervon und vom Leben der Fotografin erzählt die von Dorothea Cremer-Schacht und Siegmund Kopitzki kuratierte Ausstellung mit Dokumenten und Bildzeugnissen, privater Korrespondenz und bisher noch nicht veröffentlichten Fotoarbeiten.
Im Leben und Schaffen von Lotte Eckener kommen unterschiedliche Zeit- und Stilepochen zusammen: So spannt die Ausstellung den Bogen von den 20er Jahren bis weit in die Nachkriegsjahre, in denen ihre Natur- und Architekturfotografien aus der Bodenseegegend von einem „schönen Realismus“ geprägt werden, wie der Konstanzer Literaturprofessor Bernd Stiegler im begleitenden Katalogbuch schreibt.
Porträtaufnahmen, Stillleben-Arrangements, Sujets aus Industrie und Technik sowie Reisemotive prägen das fotografische Wirken der 20er- und 30er-Jahre. Besonders spektakulär die Fotos von New York, teils aus dem Zeppelin eingefangen, mit dem Eckener und ihr Vater 1931 die Skyline überflogen. Nach 1945 bestimmen Themen wie sakrale Kunstwerke, blühende Kirschbäume, Seelandschaften und historische Gebäude das breite Spektrum ihrer klaren und präzisen Schwarz-weiß-Fotografie. Lotte Eckener starb im Jahr 1995 in Konstanz.
Bis zum 27. Juni ist die Ausstellung im Hesse-Museum Gaienhofen zu sehen. Ein Besuch ist bei entsprechend niedriger Corona-Inzidenz mit Terminvereinbarung möglich. Weitere Informationen: http://www.hesse-museum-gaienhofen.de