Frau Weitzenböck, Sie sind in einer der neuen „Bergdoktor“-Folgen zu sehen. Wie war der Dreh?

Ich muss sagen, ich habe wirklich jede Minute genossen. Ich spiele Silke Hübner, Schneiderin und Mutter einer erwachsenen Tochter, und eigentlich möchte ich noch gar nicht so viel darüber verraten. Es ist auf jeden Fall eine sehr vielseitige und spannende Rolle und ich fand das ganze Team, den Regisseur Sascha Thiel und meine Kolleginnen und Kollegen am Set einfach großartig.

Die Zusammenarbeit mit Hans Sigl war herrlich und natürlich war es schön, im Sommer in einer so traumhaften Kulisse in Tirol am Wilden Kaiser zu drehen. Auch die Drehbedingungen waren ideal. Meine Drehzeit war am Stück, dadurch musste ich nicht ständig an- und abreisen. So konnte ich wirklich konzentriert in die Rolle eintauchen und am Ende wieder nach Hause fahren.

Hatten Sie auch Zeit, die schöne Umgebung in Ellmau zu erkunden?

Ja, das war wunderbar. Ich war privat untergebracht, in einer Wohnung, die in der Nähe des Badesees von Going lag. So konnte ich jeden Morgen oder auch mal abends in den See springen. Am Wochenende war ich wandern in den Bergen. Ich hatte von überall immer den Blick auf den Wilden Kaiser, das war unbeschreiblich schön.

Können Sie sich vorstellen, auch privat mal Urlaub am Wilden Kaiser zu machen?

Auf jeden Fall. Von meinem Pass her bin ich ja Österreicherin, auch wenn ich in Tokio geboren bin. Weil mein Vater Österreicher war und meine Mutter Deutsche, habe ich eine österreichische Staatsbürgerschaft bekommen. Damals war die Gesetzeslage in Japan so, dass die Kinder automatisch die Staatsbürgerschaft des Vaters bekamen.

Ich hätte die österreichische Staatsbürgerschaft aufgeben müssen, um Deutsche zu werden, aber irgendwie habe ich das nie getan. In meiner Kindheit haben wir oft Ferien in Österreich gemacht, ich hatte immer eine große Nähe zu diesem Land, auch meine Schwester lebt dort.

Bei Ihnen hat sich viel getan, Sie sind jetzt Intimitäts-Koordinatorin, das heißt, Sie inszenieren Liebesszenen am Set. Wie stehen Sie selbst dazu?

Ich finde, wenn Liebes-Szenen gut gemacht sind, können sie ganz viel erzählen. Eine gute intime Szene macht aus, dass sie erzählt, wie die Figuren, die Charaktere mit ihren Körpern miteinander sprechen. Wenn das gelingt, finde ich das immer faszinierend.

Ist es Ihnen eher unangenehm, Liebesszenen zu spielen?

Ich war nie abgeneigt, Liebesszenen zu drehen. Allerdings war es oft so, dass ich die Art, wie diese Szenen stattgefunden haben, extrem unbefriedigend fand, weil man damit so alleine gelassen war. Es wurde dem Zufall überlassen, wie die beiden Darstellenden miteinander kommunizieren und interagieren.

Oft wurde eine unausgesprochene Überforderung angesichts dieser besonderen Szenen auch seitens der Regie-Abteilung überspielt mit den Worten: „Jetzt habt euch doch nicht so. Jetzt küsst euch halt mal. Du wirst ja wohl wissen, wie man küsst.“ Es wurde die eigene Überforderung auf den anderen geschoben und zurückgespielt.

Während eines Streit mit ihrer Tochter Jasmin (Mira Elisa Goeres, links) bricht Silke Hübner (Katja Weitzenböck) zusammen – zum ...
Während eines Streit mit ihrer Tochter Jasmin (Mira Elisa Goeres, links) bricht Silke Hübner (Katja Weitzenböck) zusammen – zum Glück ist Dr. Martin Gruber (Hans Sigl) zur Stelle. | Bild: Erika Hauri/ZDF

Es sind immerhin fremde Personen, mit denen Sie diese intimen Szenen drehen …

Genau. Und wenn man damit Probleme hat, wurde einem auch gerne mal unterstellt, man sei entweder frigide oder in irgendeiner Form abnormal. Es war nicht immer so – manchmal lief es auch gut, aber manchmal lief es eben einfach nicht gut. Und zu erfahren, dass es einen Posten gibt, eine neutrale Person, die diese Szenen gesondert betreut, gesondert vorbereitet, und die große Frage „Was wollen wir erzählen?“ im Detail bespricht, fand ich total spannend.

Fanden Sie manchmal auch Nacktszenen im Drehbuch, die dramaturgisch keinen Sinn machen?

Richtig, das gibt es auch. Oft genug habe ich intime Szenen oder Szenen mit Nacktheit in Drehbüchern vorgefunden, wo ich mir die Frage gestellt habe: Wieso denn? Wenn man nicht erkennen kann, dass eine solche Szene einen Sinn hat, dann führt es automatisch dazu, dass die Nacktheit der Figur benutzt wird, um ein vermeintliches voyeuristisches Bedürfnis des Zuschauers zu befriedigen.

Hatten Sie in Ihrer Rolle beim „Bergdoktor“ eine Intimitäts-Koordinatorin?

Ja, zum ersten Mal hatte ich das. Ich habe in einer Szene um eine Intimitäts-Koordinatorin gebeten. Tatsächlich habe ich das von der Produktion bewilligt bekommen. Es war eine Kuss-Szene, und ich habe mich sehr gefreut, dass die Produktion gewillt war, sich darauf einzulassen. Ich empfand das als große Unterstützung und mein Spielpartner ebenso.

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Sie sind seit 2018 verheiratet. Wie fühlt es sich an?

Es fühlt sich gut an, einfach wunderbar. Es hat sich von Anfang an richtig angefühlt. Wir kannten uns vor der Hochzeit gerade eineinhalb Jahre und es stand sehr schnell im Raum, dass wir diesen Schritt gemeinsam gehen wollen.

Haben Sie immer daran geglaubt, sich noch einmal richtig groß zu verlieben und mit 51 zum ersten Mal zu heiraten?

Ich hatte wirklich meinen Frieden damit gefunden, alleine zu sein. Ich war glücklich damit. Ich war in Frieden mit mir und mit dem Leben, das ich geführt habe. Es war nicht so wichtig und auch nicht so, dass das Entscheidende fehlte zum Glücklichsein. Und jetzt ist es wieder ganz anders. Aber ich hatte tatsächlich nicht mehr viele Gedanken daran verschwendet, einen Partner zu finden. Es gab keine verzweifelten Versuche. Mein Mann und ich haben uns dann bei einem Geburtstag von Freunden kennengelernt. So spielt das Leben!

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Was macht sie glücklich?

Das Leben, so wie ich es lebe, macht mich glücklich. Ich mag mein Leben und fühle mich angekommen.