Die Frauen in der katholischen Kirche werden ungeduldig. Stärkstes Zeichen dafür ist ein breit angelegter Protest , der von Münster/Westfalen ausgeht. Unter dem Motto Maria 2.0 wollen die gläubigen Frauen, die sich vielfach und meist ehrenamtlich einbringen, gegen Machtstrukturen in der Kirche richten.
Online-Petition an Papst Franziskus
Dabei geht es auch um die von ihnen kritisierte Vertuschung von sexuellem Missbrauch durch Amtsträger. In einer Online-Petition an Papst Franziskus fordern die Frauen Zugang zu allen Ämtern der Kirche und die Aufhebung der Pflicht zur Ehelosigkeit für katholische Priester – den Zölibat.
Auch Frauen in Südbaden setzen einen kritischen Akzent, wenn sie von 13. bis 26. Mai in den Kirchenstreik treten. Gertrud Bernauer-Eckert, Karin Höhl und Ulrika Schirmaier werden in diesem Zeitraum keine Kirche betreten und sich nicht in der Gemeinde betätigen.
Zugang zu sämtlichen Ämtern gefordert
Dem Trio aus Lauchringen (Kreis Waldshut) geht es vor allem um den Zugang zu sämtlichen Ämtern. Sie wollen nicht weiter akzeptieren, dass Frauen zwar an der Basis erwünscht sind und dort auch gelobt werden, wenn es um Erstkommunikanten und das Kuchenbacken fürs Gemeindefest geht. Der Zugang in das Weiheamt und der Aufstieg innerhalb der Kirche ist ihnen verwehrt.
Die Damen aus Lauchringen erhalten auch politischen Beistand. Rita Schwarzelühr-Sutter, Staatssekretärin und SPD-Bundestagsabgeordnete aus Waldshut, bemerkt zur deutlichen Nachordnung der Frauen: „Das muss sich ändern, wenn die Institution Kirche eine Zukunft haben will.“ Sie äußert sich, so sagt sie dieser Zeitung, als „gläubige Katholikin.“
Die katholischen Frauen erhalten kräftige Rückendeckung aus den eigenen Reihen. Auf ihrer Seite stehen die katholischen Frauenverbände KDFB und kfd. Auch das Zentralkomiteee deutscher Katholiken (ZdK), die wichtigste Stimme der katholischen Laien, stützt die Protestantinnen. Das Anliegen der Priesterweihe von Frauen und von Frauen in Leitungsämtern teilen wir,“ sagt ein ZdK-Sprecher in Mainz zu der angekündigten Aktion.
Ihren Erzbischof bringen sie damit in eine erhebliche Erklärungsnot. Stephan Burger hat durchaus Verständnis für den Unmut der weiblichen Basis. Eher schematisch begründet er den gegenwärtigen Zustand und schreibt ihn fort. Er sagt: „Kirchenrechtlich ist es zur Zeit nicht möglich, dass Frauen Zugang zu Weiheämtern haben.“ Er argumentiert mit dem Machtwort, das Papst Johannes Paul II. gesprochen hat. Darin schrieb er 1994 fest, dass Frauen keinen Zugang zum Priesteramt haben werden.
Er könne in der Sache nichts ändern, setzt der Erzbischof hinzu. Seine nächste Amtshandlung ist die Weihe von sechs Kandidaten zu Priestern am Sonntag. Eine Gruppe von Frauen hat bereits Proteste am Münsterplatz angekündigt. Stephan Burger bittet, dass sie das Pontifikalamt nicht stören.