Thomas Domjahn und Siegfried Volk

Pfullendorf/Enger – Alno-Insolvenzverwalter Martin Hörmann trennt sich von einem Großteil der Belegschaft der Alno-Tochterfirma Wellmann. "Die Mitarbeiter der Wellmann GmbH werden bis auf ein Team für insolvenzspezifische Abwicklungsaufgaben freigestellt", teilte seine Kanzlei mit. Die Freistellungen erfolgen mit Wirkung zum heutigen Freitag. Die Wellmann-Mitarbeiter seien gestern über diesen Schritt informiert worden. Zuletzt hatte die auf Mittelklasse-Küchen spezialisierte Firma knapp 400 Mitarbeiter. Übrig bleibe nun bei Wellmann ein Team von 31 Mitarbeiter und einigen Auszubildenden. Damit spitzt sich die Krise beim insolventen Pfullendorfer Küchenbauer Alno zu.

Frank Branka, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Herford, die für Wellmann zuständig ist, erklärte die Hintergründe dieser Entscheidung. "Der Insolvenzverwalter hat offensichtlich kein Geld mehr, um die Wellmann-Mitarbeiter zu bezahlen", sagte er. Durch die Freistellung könnten diese sich bei der Agentur für Arbeit melden und Arbeitslosengeld beantragen. Die Kanzlei des Insolvenzverwalters bestätigte diese Interpretation. "Grund für die Freistellungen ist die Liquiditätssituation von Wellmann", teilte ein Sprecher mit.

Ein Verkauf von Wellmann sei zwar noch theoretisch möglich, aber unwahrscheinlich, erklärte Branka. Eher laufe es auf eine Betriebsstillegung hinaus. Insolvenzverwalter Hörmann hat dagegen die Hoffnung auf einen Wellmann-Verkauf noch nicht aufgegeben. "Ungeachtet derFreistellungen bei Wellmann werden die Investorengespräche fortgesetzt", teilte er mit. Hörmann kündigte an, kurzfristig Gespräche mit dem Betriebsrat aufzunehmen, um einen Sozialplan für die Mitarbeiter zu verhandeln. Ziel sei es, die Verhandlungen noch im Oktober zum Abschluss zu bringen. Erst nach diesen Verhandlungen könne den Wellmann-Mitarbeitern gekündigt werden. Die Kündigungsfristen betragen dann – je nach Betriebszugehörigkeit – ein bis drei Monate.

Die Stimmung auf der gestrigen Mitarbeiterversammlung in Enger, bei der er selber anwesend war, bezeichnete Branka als düster. "Es war wie bei einer Beerdigung", berichtete er.

Am Stammsitz Pfullendorf bangen die verbliebenen 600 Beschäftigten weiter, ob sich ein Investor für die Alno AG findet. Dank eines Massedarlehens von sechs Millionen Euro sind die Löhne und Gehälter zumindest bis Ende Oktober gesichert. Sollte sich bis Monatsende kein Käufer gefunden haben, ist die Freistellung der Beschäftigten höchstwahrscheinlich unabwendbar. Nach Informationen des SÜDKURIER gab es mehrere Interessenten, die die Bilanzen und Geschäftsberichte des Küchenherstellers begutachteten, aber es soll nur ein Investor übrig geblieben sein, mit dem Gespräche geführt werden.