Sie sind für die Sicherheit eines großen Teils der SÜDKURIER-Leserschaft verantwortlich. Was muss man über Sie wissen?
(Sigg schmunzelt) Ich bin 61 Jahre alt. In Riedlingen, in der Nähe von Biberach, geboren. Meine Frau kommt aus Sigmaringen. Ich habe zwei Söhne, die in Konstanz studieren. In meiner Freizeit fahre ich sehr gerne Rennrad.
Gehen Sie auch zur Fasnacht?
Ich bin ein Fasnets-Mensch und war mit meiner Frau Mitglied bei einem Fasnets-Verein in Sigmaringen. So richtig entwickelt hat sich die Affinität zur Fasnacht aber während meiner Zeit in Rottweil. Ich freue mich schon sehr auf nächste Woche, den Schmotzigen Dunschtig.
Wollten Sie schon als kleiner Junge zur Polizei?
Eigentlich wollte ich früher Biologie studieren. Dann bin ich auf eine Info-Veranstaltung der Polizei gegangen. Damals wurde mir gesagt: „Sie haben Abitur? Da haben Sie beste Chancen bei der Polizei. Kommen Sie zu uns.“ Damit hat sich alles verändert.
Was treibt Sie an die Spitze des Polizeipräsidiums (PP) Konstanz?
Ich bin zunächst nach Stuttgart gegangen, habe später die Ausbildung zum höheren Dienst gemacht. Ich war in Rottweil und Tuttlingen stationiert. Dann kam ich 1992 zur Direktion Konstanz und zog an den Bodensee. Danach war ich in Tuttlingen, Freiburg und viele Jahre in Rottweil, bevor ich dann aber vor ein paar Jahren über Tuttlingen nach Konstanz als stellvertretender Präsident zurückkam.
Zum Jahreswechsel hat sich bei der Polizei einiges verändert. Wie fällt die Bilanz der ersten Wochen aus?
Alles begann schon im Jahr 2014. Damals wurde die Polizeistrukturreform umgesetzt. Man ging weg von einer Organisation auf Landkreisebene, hin zu einer zentralen Steuerung in Polizeipräsidien. Sie fassen seitdem mehrere Landkreise zusammen. Damals wurden dann auch die Führungs- und Lagezentren ins Leben gerufen, die heute eine wichtige Säule in der Polizeiarbeit ausmachen. Aber die Dimensionen waren zu groß.
Was meinen Sie damit?
Nach der Landtagswahl hat man die Struktur der Polizei auf den Prüfstand gestellt. Man fand heraus, dass die Zuschnitte der Polizeipräsidien nicht ideal platziert waren. Das wurde mit der Umstrukturierung korrigiert. Ein Beispiel ist der Kriminaldauerdienst, der heute angenehmere Wege fährt, als zuvor.
Aber die Wege sind doch deutlich weiter als zuvor.
Das stimmt. Die Wege sind manchmal weiter. Aber wer im Sommer nach Übersee fährt, braucht sehr lang.
Übersee?
(Sigg lacht) Wir bezeichnen damit den nördlichen Seeteil, der jetzt zum Polizeipräsidium Ravensburg gehört. Wir haben die A81, die von Süden nach Norden reicht. Und nach Westen und Osten gibt es ebenfalls gute Verkehrsbedingungen. Ich behaupte: Es ist angenehmer dort zu fahren und vielleicht auch schneller. Das wird sich aber in Zukunft herausstellen.
Müssen die Menschen nach einem Notruf heute länger auf die Polizei warten, als im Jahr 2019?
Wer den Notruf wählt, bekommt Hilfe. So viel ist klar. Und bei den Polizeirevieren in der Region hat sich nichts verändert. Es ist alles so, wie vorher. Deshalb bekommen die Bürger von der neuen Struktur wahrscheinlich gar nichts mit. Und das ist doch auch gut so. Vielleicht fragen sie sich im Einzelfall, warum der Kriminaldauerdienst aus Singen nach Sulz am Neckar reist. Das ist aber auch schon alles.
Löst die neue Struktur auch den Personalmangel bei der Polizei?
Die Umstrukturierung hat damit nichts zu tun. Fakt ist: Wir verlieren viele Polizisten, weil heute viele in Pension gehen. Man hat damals den Zeitpunkt verpasst, genug neue Polizisten einzustellen. Deshalb waren wir in den vergangenen Jahren schon auf Kante genäht. Aber wenn die Not groß ist, hält die Polizei zusammen. Das war schon immer so. Und mit dem Jahr 2021 werden wieder sehr viele junge Polizisten nachrücken. Dann wird sich die Lage entspannen.
Mussten Sie mit der Umstrukturierung auf Polizisten beim PP Konstanz verzichten?
Es sind etwas weniger geworden. Vorher waren es 1517, heute haben wir 1333 Polizisten. Aber wenn neue Polizeipräsidien ins Leben gerufen werden, ist das normal. Und wir kommen auch mit dieser Personalstärke sehr gut zurecht, da sich auch die Einwohnerzahl verringert hat und wir von einer geringeren Kriminalitätsbelastung ausgehen.