Eigentlich wollte die Brauerei Waldhaus aus Weilheim (Landkreis Waldshut) nur auf ihr neues Getränk aufmerksam machen: Waldi heißt das Cola-Mischgetränk.
Das Team um Geschäftsführer Dieter Schmid entschied sich für eine heikle Marketingkampagne. Mit dem Slogan „Neue Spezies im Schwarzwald entdeckt“ wurde Waldi im Mai angekündigt. Doch nun muss die Brauerei den Spruch aus dem Internet entfernen.
Denn die Augsburger Brauerei Riegele besitzt die Markenrechte an der Bezeichnung Spezi und hat Waldhaus aufgefordert, den Werbespruch nicht mehr weiterzuverwenden. Das bestätigt Riegele-Geschäftsführer Sebastian Priller-Riegele auf SÜDKURIER-Nachfrage.
„Ich habe damit nicht gerechnet“, sagt Waldhaus-Geschäftsführer Dieter Schmid. Die Brauerei habe den Werbespruch beim Patent- und Markenamt eingetragen. Eine Patentanwältin habe Schmid bestätigt, dass der Slogan nicht zu beanstanden sei.
Einen möglichen Prozess würde Schmid nach eigener Einschätzung „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ gewinnen. Das Restrisiko sei ihm allerdings zu hoch gewesen. „Vergleicht man den Schaden mit anderen Prozessen, kämen in erster Instanz Summen in Höhe von 100.000 Euro auf uns zu“, sagt Schmid. Ziehe sich der Prozess bis in die dritte Instanz, drohe die Zahlung von 500.000 Euro. „Das ist es nicht wert“, so Schmid.
Auch Riegele-Geschäftsführer Sebastian Priller-Riegele ist nicht an einem Gerichtsverfahren interessiert: „Ich kenne Dieter Schmid gut, wir haben das auf dem kleinen Dienstweg geregelt.“ Rein rechtlich handle es sich aber um eine Markenrechtsverletzung. Spezi sei eine geschützte, eingetragene Marke, weshalb niemand für Cola-Mischgetränke in Verbindung mit dem Wort Spezi werben dürfe.
Nach Riegele-Angaben hat die Brauerei den Namen Spezi bereits in den 1950er-Jahren eintragen lassen. Nur mit einem Lizenzvertrag dürfen andere Brauereien ihr Cola-Mischgetränk Spezi nennen. Seit vergangenem Jahr verkauft etwa Krombacher seine Spezi mit Riegele-Lizenz.
Im Berufungsprozess gegen die Münchner Brauerei Paulaner hatte die Augsburger Riegele-Brauerei im vergangenen Jahr allerdings aufgegeben. Damit wurde das Urteil des Landgerichts München rechtskräftig: Paulaner darf seinen Cola-Mix weiterhin Spezi nennen. Im Prozess ging es um einen Streitwert von zehn Millionen Euro. Zwischen den Brauereien besteht eine Vereinbarung aus dem Jahr 1974, die laut Urteil weiterhin wirksam ist.
In 90 Prozent der Fälle könne man solche Streitigkeiten außergerichtlich klären, sagt Geschäftsführer Sebastian Priller-Riegele. „Wir müssen die Marke aktiv halten und schützen“, erklärt er das harte Durchgreifen. Für Waldhaus-Geschäftsführer Dieter Schmid ist das nicht verständlich: „Das ist übertrieben. Keine Ahnung, wie es weitergegangen wäre, wenn wir den Werbespruch weiter verwendet hätten. Aber man weiß, dass wir die Kleinen sind.“
Einen neuen Werbespruch hat Waldi inzwischen auch: „Höchste Zeit, dass wir uns einmischen“, heißt er. Der verbotene Spruch sei ohnehin nur für die Einführungskampagne gedacht und diese sei inzwischen gelaufen, sagt Schmid. Einige Werbeartikel habe er vernichten müssen, die Kosten seien jedoch überschaubar geblieben.