Sich zu verlieben, stand nicht auf Emmas Agenda, als sie sich für ein Jahr auf einem schottischen Internat anmeldete. Eigentlich wollte sie mehr über ihren Vater herausfinden, der die Familie vor Jahren verlassen hat. Doch dann trifft Emma auf den Schülersprecher Henry, der ihr den Kopf verdreht. Henry hat aber eine Freundin und Emma hat wirklich keine Lust, sich das Herz brechen zu lassen.

Es sind Geschichten wie diese, die Sarah Sprinz in ihren Romanen erzählt. Sie wurde 1996 in Tettnang geboren – mittlerweile zählt sie wohl zu den erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands.

In ihren Büchern geht es um große Themen im Leben von jungen Erwachsenen: Familie, Freundschaft und natürlich die Liebe. Sarah Sprinz schreibt New-Adult-Romane, also Liebesgeschichten für eine meist weibliche Zielgruppe von 16 bis 25 Jahren.

14 Romane hat sie bereits veröffentlicht, am 16. Mai kommt mit dem vierten Band der Dunbridge Academy-Reihe ihr nächstes Buch. Ihre Romane wurden ins Englische, Französische, Tschechische und Niederländische übersetzt, die Rechte an ihren Büchern in 13 Länder verkauft.

Sprinz hat laut ihres Pressesprechers knapp eine Million Bücher verkauft und ist bereits mehrmals auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet. Außerdem hat sie ein Medizinstudium absolviert.

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Vom Medizinstudium zur Vollzeit-Autorin

Angefangen mit dem Schreiben hat sie mit 14 Jahren. Damals hat sie noch Fan Fictions geschrieben, erzählt sie. Fan Fictions sind von Fans geschriebene Kurzgeschichten über ein Buch, Film oder Prominente. Das Schreiben hat sie während ihres Medizinstudiums schleifen lassen, jetzt ist sie Vollzeit-Autorin.

Zu den Buch-Idolen ihrer Kindheit gehören Hanni und Nanni. Harry Potter hat sie damals nie gelesen, obwohl es in ihrer bekanntesten Buchreihe auch um ein Internat in Schottland geht. Als Kind vom Bodensee hatte sie immer das Schloss Salem vor Augen. Sie selbst war nie auf dem Internat – also hat sie sich selbst eins geschrieben, mit dem romantisierten Blick von Außen, sagt sie.

Zum Schreiben geht Sarah Sprinz gerne in Cafés in Friedrichshafen. Mit dem Bodensee fühlt sie sich heimisch verbunden.
Zum Schreiben geht Sarah Sprinz gerne in Cafés in Friedrichshafen. Mit dem Bodensee fühlt sie sich heimisch verbunden. | Bild: Marina Schölzel

Es wäre gelogen zu sagen, dass sie in ihren Romanen nicht über eigene Erfahrungen schreibt, so Sprinz. Für das New-Adult-Genre sei das laut ihr auch wichtig. Die Leser hätten ein Gefühl dafür, ob ein Buch authentisch ist oder nicht. Autobiografisch seien die Bücher aber nicht.

New Adult ist für sie kein Trend

Auf ihren Social-Media-Kanälen hat Sprinz rund 40.000 Follower. Durch Social Media sei Sprinz „extrem nah“ bei den Lesern. Das ist einerseits gut, andererseits lerne sie erst noch, wie man mit der schier unüberschaubaren Menge und Intensität der Kommentare umgeht, sagt sie.

2015 und 2016 habe laut Sprinz die Begeisterung um das New-Adult-Genre in Deutschland begonnen. Laut Sprinz ergebe es Sinn, deutsche Autorinnen aus der Mitte der Zielgruppe diese Bücher schreiben zu lassen – das hätten auch Verlage wie ihrer erkannt. Ihre Werke erscheinen im Bastei-Lübbe-Verlag.

Dass sie als junge Frau mal auf der Bestseller-Liste stehen würde, hätte sie nie gedacht. Dort gehöre doch eher ein Sebastian Fitzek hin, sagt sie. Weibliche Vorbilder in ihrem Alter hatte sie keine, bei erfolgreichen Autorinnen habe sie immer an ältere Frauen gedacht. „Es gab einfach nicht viele Autorinnen in meinem Alter, die so den Nerv und meine eigene Lebensrealität getroffen haben, wie es heute der Fall ist.“

Bei New Adult geht‘s auch um Sex

Als junge Autorin, die Liebesromane schreibt, fühlt sie sich in der Buchbranche nicht immer ernst genommen, sagt sie. In der Medizin sei das genau das Gleiche. Ihr Genre hat sich aber erfolgreich auf dem Buchmarkt etabliert, sagt Sprinz. Auf der Leipziger Buchmesse, die kürzlich stattgefunden hat, belegte das Genre gleich mehrere Hallen, in Buchläden sind ganze Abteilungen auf die Bücher ausgerichtet.

Dazu machen die Bücher inzwischen auch optisch etwas her, sagt Sprinz: „Es ist wichtig, dass man von dem Image des rosa Schmuddel-Romans wegkommt, das in der Erotikecke steht“, so die Autorin.

Für den sogenannten Spice, also Sexszenen, ist das Genre trotzdem bekannt. Diese spielen auch in Sprinz‘ Büchern eine Rolle, sagt sie – sie seien wichtig für das Female Empowerment, also die Selbstermächtigung der Frau.

Das sei auch ein Grund, wieso die Bücher beim weiblichen Publikum so beliebt sind: In den meisten New-Adult-Romanen steht die weibliche Lust im Vordergrund, die enttabuisiert wird, ebenso wie früher noch schambehaftete Themen wie die Periode. Sex, Liebe und Lust werden aus dem weiblichen Blickwinkel erzählt. „Ich hätte mir früher gewünscht, dass es solche Bücher gibt“, sagt Sprinz.

Jungen Frauen eine Stimme zu geben, findet sie wichtig, mit ihren Büchern schaffe sie für ihre Fans einen sicheren Raum. Sarah Sprinz nennt das „safe space“, ein Ort, an dem sich alle wohlfühlen können.

Früher schämte sie sich für ihre Geschichten

Lange Zeit hat Sarah Sprinz ihre Bücher unter einem Pseudonym veröffentlicht. Sie hatte das Gefühl sich für das, was sie schreibt, rechtfertigen zu müssen und schämte sich.

Inzwischen steht sie zu ihren Geschichten – sie schreibt, weil sie das Schreiben so liebt und sich selbst unterhalten will, sagt sie. Ihr Erfolg gibt ihr recht.