An zwei Tagen hat in dieser Woche der Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) die Radler und Fußgänger auf dem Bodenseeradweg gezählt. Die Zählung erfolgte im Auftrag des Straßenbauamtes des Landratsamts im Bodenseekreis.

Erstmals sollen die nach offiziellen Standards einer Verkehrszählung erhobenen Daten verlässliches Zahlenmaterial über die Nutzung des „stark nachgefragten radtouristischen Ziels“ (Landratsamt) erbringen. Gezählt wurden am 18. und 21. Juli, also an einem Sonntag und an einem Werktag, an neun Zählpunkten zwischen Sipplingen und Kressbronn. Nicht nur die Zahl der Radler und Fußgänger, sondern auch die der Kraftfahrzeuge wurden vom Landratsamt zusätzlich an neuralgischen Punkten erhoben. Die Auswertung der Zählung soll im Herbst dieses Jahres vorgestellt werden.

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An den neun Zählstationen von Sipplingen bis Kressbronn waren Helfer des ADFC morgens von 7 bis 11 Uhr und nachmittags von 14 bis 18 Uhr im Einsatz und erfassten mittels händisch erstellten Strichlisten die Verkehrsteilnehmer.

Erstmals wurden in dieser Woche im Auftrag des Landratsamtes an zwei Tagen vom ADFC die Zahl der Radfahrer und Fußgänger auf dem ...
Erstmals wurden in dieser Woche im Auftrag des Landratsamtes an zwei Tagen vom ADFC die Zahl der Radfahrer und Fußgänger auf dem Bodenseeradweg gezählt. Insgesamt an neun Zählstationen waren die Helfer des ADFC zwischen Sipplingen und Kressbronn unterwegs. Das Bild zeigt die Friedrichstraße in Friedrichshafen. | Bild: ADFC Kreisverband Bodenseekreis

In der Friedrichstraße in Friedrichshafen, deren Aus- und Umbau gegenwärtig kommunalpolitische heftig diskutiert wird, fand nach Angaben des Landratsamtes zudem eine „automatisierte Zählung mittels Zählkameras“ statt. Die stark verpixelten und dadurch anonymisierten Videobilder lassen laut Behörde keine Personen- oder Kennzeichenerkennung zu.

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Die Zählaktion war eigentlich schon vergangenes Jahr geplant, wie Bernhard Glatthaar, Kreisvorsitzender des ADFC, im SÜDKURIER-Gespräch erklärte. Durch die Pandemie hatte die Datenerhebung aber verschoben werden müssen.

Gezählt wurde am 18. und am 21. Juli

Der Hauptzähltag sei der Donnerstag, 21. Juli, gewesen, denn man erfasse typischerweise an einem Werktag die Zahlen und korreliere sie mit einer zweiten Zählung an einem Sonntag, hier dem 18. Juli. „Jetzt haben wir hier Hochsaison, alle Touristen sind hier und bei uns haben die Ferien noch nicht begonnen“, sagte Glatthaar. Deshalb sei diese Woche zum Zählen ideal gewesen.

„Ab Halbzehn bis Zehn kamen dann die Touristen aus ihren Nestern und dann ging die Post richtig ab.“
Bernhard Glatthaar, Kreisvorsitzender des ADFC

Bernhard Glatthaar, der selbst an einem Vormittag in dieser Woche die Strichliste führte, schilderte das Erlebnis so: „Um Viertel nach Sieben kamen die Schülerinnen und Schüler per Rad bis kurz vor Acht. Dann gingen die Zahlen runter. Ab Halbzehn bis Zehn kamen dann die Touristen aus ihren Nestern und dann ging die Post richtig ab.“

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Typische Zählpunkte waren beispielsweise die Wasserstation der Bodenseewasserversorgung in Sipplingen, der Mantelhafen in Überlingen, das Schloss Maurach in Uhldingen-Mühlhofen oder Friedrichshafen, wo gleich an drei Stellen Daten erhoben wurden. „Wir kennen den Bodenseeradweg wie unsere Westentasche“, sagte Glatthaar, „und haben überall dort gezählt, wo es Nadelöhre gibt, wo die Radler alle durchmüssen.“ Die Zählstationen seien mit dem Landratsamt abgestimmt worden.

ADFC fordert vernünftige und angemessene Verkehrswege für Fußgänger und Radler

Besonders auffällig sei für ihn gewesen, wie viele Fußgänger auf den für Radler und Fußgänger freigegebenen Wegen unterwegs gewesen seien. „Gerade auf der Friedrichstraße war das extrem.“ Die Fußgänger seien immer die Schwächsten, konstatierte Glatthaar, der erneut darauf hinwies, wie wichtig es ist, endlich für Radler und Fußgänger vernünftige und angemessene Verkehrswege zu schaffen.

„Der Bodenseeradweg muss endlich zur Chefsache erklärt werden.“
Bernhard Glatthaar

Der Bodenseeradweg ist ein zertifizierter Fernradweg. Nach Worten von Glatthaar steht seine Rezertifizierung an. Wohl auch deshalb habe das Landratsamt dem jahrelangen Drängen des ADFC nach einer Zählung endlich stattgegeben. „Valide Daten sind wichtig für eine erneute Zertifizierung“, sagte Bernhard Glatthaar, der seine unlängst im SÜDKURIER erhobene Forderung erneuerte: „Der Bodenseeradweg muss endlich zur Chefsache erklärt werden.“ Es gäbe schwierige Stellen auf dem Weg, die nicht kurzfristig zu bereinigen seien. „Aber an anderen Stellen kann schnell etwas passieren, da ist vieles machbar.“