„Es ist der Wahnsinn, was die Leute alles im Kofferraum haben“, kommentiert Wertstoffhofbetreuer Steffen Schmidt die abgegebenen Wertstoffmengen, die seit der Corona-Pandemie in den verschiedenen Containern landen. Vor allem Holz und Altmetall haben Hochkonjunktur, wie Cathrin Veit vom Abfallwirtschaftsamt zu berichten weiß.

Seit dem ersten Lockdown großer Andrang

Waren es im vergangenen Jahr noch 95 Tonnen Holzmüll, kamen ein Jahr später schon 135 Tonnen zusammen. Und der Trend ist offenbar ungebrochen. Mit dem ersten Lockdown hätten die Menschen angefangen, ihre Kellerräume auszumisten, erinnern sich Schmidt und seine Kollegen Robert Reichle und Peter Lehmann an Riesenandrang und teils chaotische Zustände. Gut ein Jahr später ist die Situation zwar geordneter, weil es zusätzliche Abgabezeiten und auch mehr Mitarbeiter gibt. Doch der Andrang sei geblieben.

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Die Betreuer nehmen es weitestgehend gelassen. Ohne Murren würden sie Überstunden machen, um jedem Recyclinghof-Besucher gerecht zu werden, lobt Cathrin Veit bei einem Ortstermin in Salem. Der Service-Gedanke stehe im Vordergrund. „Über den Salemer Wertstoffhof bekomme ich nur positives Feedback“, unterstreicht Veit. Die drei Mitarbeiter nicken. Sie arbeiten offensichtlich gern hier.

Sie kämen viel mit Menschen zusammen und erführen viel, begründet Steffen Schmidt. „Manchmal sind wir sogar so etwas wie Seelsorger“, sagt er lächelnd. Es gebe Besucher, die zwar eine alte Batterie dabeihätten, aber eigentlich zum Reden kämen. Die bäten gleich nach ihrer Ankunft um einen Kaffee.

Robert Reichle verfolgt, wie ein leerer Container per Lastwagen angeliefert wird.
Robert Reichle verfolgt, wie ein leerer Container per Lastwagen angeliefert wird. | Bild: Martina Wolters

Besucher bedanken sich schon mal mit Süßem

„Überhaupt sind die Leute hier in der Regel freundlich“, meint Robert Reichle. Er hat noch nicht ausgesprochen, da steigt ein Salemer Bäcker aus seinem Bus und reicht ihm ein paar süße Stückle. Ein ortsansässiger Arzt bringe regelmäßig Brezeln vorbei. Und der eine oder andere Wertstoffhof-Nutzer bedanke sich sogar an Weihnachten mit einem kleinen Geschenk. „Hin und wieder sagt jemand sogar ausdrücklich Danke dafür, dass wir bei Wind und Wetter draußen stehen und auch mal beim Ausladen helfen“, berichtet Steffen Schmidt erfreut.

Mancher Nutzer will Corona-Regeln umgehen

Mithelfen ist wegen der Corona-Regeln momentan verboten. Doch bei älteren oder hilfebedürftigen Nutzern werde auch da nach einer coronakonformen Lösung gesucht. Dass es trotz aller Bemühungen von Betreuerseite doch manchmal zu unschönen Situationen kommt, ärgert die Herren. Bei so großem Andrang und wegen Covid-19 streng reglementierten Eintrittsregeln komme es eben zu Wartezeiten. Die Vier verraten, dass sie Leute erleben, die ungeduldig an der Schlange vorbeifahren, um durch den Ausgang auf den Hof zu fahren.

Einmal nicht aufgepasst und schon findet Robert Reichle einen abgestellten gelben Sack nebst Styropor in einer Hofecke.
Einmal nicht aufgepasst und schon findet Robert Reichle einen abgestellten gelben Sack nebst Styropor in einer Hofecke. | Bild: Martina Wolters

Oder solche, die ihren Gartenmüll aus dem Auto laden und meinen, die Beschäftigten würden ihren fallengelassenen Dreck vom Boden aufklauben. Diskutiert werde vor allem über die Annahmekriterien beispielsweise beim Kunststoff. „Wenn jemand partout seine Gießkanne oder seine alten Gartenmöbel in den Behälter für Verpackungsmaterial stecken will, wird auf den Unterschied zwischen Deponie und Wertstoffhof hingewiesen“, so Schmidt. Oft komme dann der Hinweis auf gezahlte Steuern und Müllgebühren.

Werden die Container zu voll, versuchen die Mitarbeiter, noch ein bisschen mehr Platz durch Ordnung zu schaffen.
Werden die Container zu voll, versuchen die Mitarbeiter, noch ein bisschen mehr Platz durch Ordnung zu schaffen. | Bild: Martina Wolters

Wertstoffhof-Betreuer sind größtenteils Rentner

Die Maskenpflicht werde ebenfalls immer noch nicht von jedem Gast akzeptiert. „Alles, was der Bürger nicht versteht, lässt er auch bei uns raus“, zeigt Peter Lehmann Verständnis. Trotzdem müssten die Regeln eingehalten werden. Nur so könnten die langjährigen und größtenteils berenteten Wertstoffhof-Betreuer vor einer Ansteckung mit Corona geschützt werden, unterstreicht Cathrin Veit vom Abfallwirtschaftsamt. Schließlich sollen sie ja weiter die Wertstoffhöfe betreuen, während die Bürger ihre Wohnungen entrümpeln.

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