Am härtesten scheint es die schweizerische Bodensee-Schifffahrt (SBS) zu treffen: Nach Angaben der SBS sind auf den Ausflugsschiffen, die von der Schweiz aus starten, rund 50 Prozent weniger Fahrgäste als in Zeiten vor Corona unterwegs. Darum fahren jetzt erst einmal weniger Schiffe. In einer Mitteilung der SBS dazu heißt es: „Die Passagierfrequenzen sind seit dem Ausbruch von Covid-19 und der verordneten Maskenpflicht um über 50 Prozent zusammengebrochen.“ An den Werktagen zwischen 24. August und 6. September werden nun sogar Fahrten gestrichen.
In der Schweiz gilt Maskenpflicht auch auf dem Außendeck der Schiffe
Andrea Ruf, CEO des Unternehmens, sagt: „Wir hatten nach dem Lockdown eine stark steigende Tendenz, bis am 6. Juli 2020 die Maskenpflicht ausschließlich für den Öffentlichen Verkehr eingeführt wurde.“ Die SBS trägt die Verordnung des Bundesrates mit, kritisiert diesen jedoch auch deutlich. „Während des Lockdowns galten wir als touristischer Betrieb und mussten die Schiffe im Hafen stehen lassen. Nun gelten wir wiederum als Öffentlicher Verkehr und auch auf dem Außendeck unserer Schiffe muss die Maske getragen werden. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise, dass im Öffentlichen Verkehr die Ansteckungsgefahr größer ist als in einem Club oder im Sportverein“, ärgert sich Andrea Ruf über diese Ungleichbehandlung.

SBS rechnen mit einem wirtschaftlichen Schaden in Millionenhöhe
SBS-Chefin Andrea Ruf hätte sich gewünscht, dass beim Einhalten des Mindestabstands im Freien die Maske abgenommen werden kann, wie das beispielsweise auf den deutschen Schiffen der Fall ist. Die Schweizer Schifffahrtsbranche forderte dies bisher erfolglos. Eine Schifffahrt, ohne dass einem der Wind ums Gesicht weht, ist nicht das Gleiche – das sehen viele der Passagiere auch so und kamen deshalb diesen Sommer nicht aufs Schiff. Die SBS rechnen mit einem wirtschaftlichen Schaden in Millionenhöhe.
Übervoll mit Fahrrädern sind an den Wochenenden derzeit die Fähren von Romanshorn nach Friedrichshafen, allerdings nicht mit Autos, sondern mit Fahrrädern. An den Ferienwochenenden stauten sich dort schon die Räder und keiner der Verantwortlichen wusste wohin mit der Radflut.
So fahren die Schiffe – Fahrpläne und Besonderheiten
Und wie sieht es bei den Bodensee-Schiffsbetrieben aus? „Derzeit fahren wir mit einer coronabedingten Auslastung von etwa 70 Prozent der für diese Jahreszeit sonst üblichen Fahrgastzahlen. Unsere Schiffe fahren nicht mit der maximal möglichen Passagieranzahl, um so das Einhalten der Regelungen besser ermöglichen zu können“, erklärt Christopher Pape, Sprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe in Konstanz. Verhalten optimistisch ist man in Konstanz in Sachen Passagierzahlen. „Wir müssen die Auslastung im Kontext der Krise betrachten, und vor diesem Hintergrund können wir mit den Zahlen zufrieden sein, wenngleich sie natürlich kein Anlass für Freudensprünge sind und wir uns selbstverständlich eine höhere Auslastung wünschen würden“, sagt Pape.

Bodensee-Schiffsbetriebe wollen die Saison vielleicht verlängern
Nach Angaben von Pape laufen derzeit auch Überlegungen, die sehr spät gestartete Saison je nach Wetter und Nachfrage eventuell in den Herbst hinein zu verlängern. Wie hoch die Verluste für die Bodensee-Schiffsbetreibe am Ende sein werden, steht derzeit noch nicht fest: „Es ist noch nicht final abschätzbar. Wir hoffen, dass es kein zweistelliger Millionenbetrag wird.“
Von rund 20 Prozent weniger Auslastung spricht Alexandro Rupp, Geschäftsführer der österreichischen Vorarlberg Lines. „Wir fahren den ganz normalen Fahrplan, haben aber Tische und andere Sitzmöglichkeiten reduziert, um die Abstandsregeln einhalten zu können“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Die Vorarlberger sind mit dem Fahrgastaufkommen aber durchaus zufrieden, denn: „Die Zahlen liegen über den Erwartungen für dieses Jahr. Jeder Tag mit schönem Wetter ist sehr gut für uns.“ Ob sie ihre Schiffe in diesem Jahr länger fahren lassen, hängt laut Rupp von mehreren Faktoren ab: „Da müssen alle mitmachen, die Hotels und die Touristiker. Wenn die Hotels zu sind, dann geht auch bei uns nichts mehr.“