Eine solche Gelegenheit gibt es selten: Während Besucher bei Feuerwehrübungen normalerweise nur zuschauen dürfen, konnten sie in Daisendorf am vergangenen Wochenende selbst Hand anlegen. Direkt vor dem Rathaus hatte die örtliche Feuerwehr einen ausgedienten Renault Twingo platziert, den es an diesem Nachmittag zu zerlegen galt.

Nachwuchsgewinnung durch Aktionstag

„Wir machen das in dieser Form zum ersten Mal“, sagt Thomas Ritsche, Kommandant der Daisendorfer Feuerwehr, im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Das Ziel des Aktionstages: neue Mitglieder gewinnen. Derzeit sind im Ort 36 Feuerwehrfrauen und -männer aktiv, nötig wären nach Feuerwehrbedarfsplan aber gute 40, schildert er.

Und wer selbst mit anpacken kann, der fängt sicherlich leichter Feuer, so die Idee für die ungewöhnliche Aktion. Also hat man – nachdem andere Werbeaktionen wenig Erfolg zeigten – eigens Flyer gestaltet und gut 400 Daisendorfer Einwohner zwischen 18 und 50 Jahren persönlich zu der Mitmachaktion eingeladen.

Die Feuerwehrjugend vor den vollendeten Tatsachen.
Die Feuerwehrjugend vor den vollendeten Tatsachen. | Bild: Jürgen Baltes

Jugendfeuerwehr hat großen Spaß

Und während man vor dem Rathaus auf diese wartete, machten sich die Jungs und Mädels der elf Köpfe zählenden Jugendfeuerwehr schon mal ans Werk und begannen den Wagen zu zerlegen. Die erste Interessentin kam dann aber gar nicht aus Daisendorf, sondern aus Radolfzell.

Sie sei zufällig hier, sagt Eva Bauman, die eigentlich im Sicherheitsdienst arbeitet, aber „schon immer von der Feuerwehr fasziniert“ war. Also rein in die Schutzkleidung und ran ans Auto. Unter Anleitung des stellvertretenden Kommandanten Oliver Fiedler schlug sie die Fahrerscheibe ein, öffnete mit dem 20 Kilogramm schweren hydraulischen Spreizer die verklemmte Tür, trennte diese mit der Schere ab und bog schließlich mit dem Stempel die gesamte Karosserie auf. „Ein echtes Erlebnis.“

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Zugezogene beteiligen sich wenig am Dorfleben

Insgesamt blieb das Interesse aber trotz der außergewöhnlichen Aktion der Feuerwehr am Wochenende sehr verhalten. „Es ist nicht ganz leicht, die Leute für ein solches Engagement zu begeistern“, sagt Fiedler, das gehe aber allen Vereinen so. Zudem würden in Daisendorf viele Zugezogene leben, die sich wenig am Dorfleben beteiligten und zu denen man wenig Kontakt habe, bedauerte er.

Zumindest die Nachwuchskräfte haben Spaß

Ein Erfolg war das Ganze dennoch. Denn zumindest der Nachwuchs war mit solchem Eifer bei der Sache, dass am Ende des Nachmittags das halbe Auto zerlegt war. „Wann darf man so etwas schon mal machen“, sagt Fiedler lachend. Und auch darum geht es: die Feuerwehrjugend, oft Kinder von Aktiven, bei der Stange zu halten, damit sie irgendwann ins aktive Team aufgenommen werden können.

Neben Übungen steht bei den Kleinsten der Spaß im Vordergrund – beispielsweise durch Besuche im Schwimmbad, in Freizeitparks, Kletteraktionen und gemeinsames Grillen. Übrigens: Aktiv sein kann man bei der Feuerwehr nicht nur als junger Mensch. Die offizielle Altersgrenze für Aktive liegt generell bei 65 Jahren.