Am Ende fehlt ein Punkt. Ein Wertungspunkt mehr und Felix Müller hätte seine erste Rennsaison in der Pfister-Racing-Tourenwagen-Challenge (PRTC) als Meister abgeschlossen. So wird der 22-Jährige aus dem Deggenhausertal mit 74 Punkten Vize-Meister hinter Gesamtsieger Andreas Schundiak (75 Punkte).

Das letzte Rennwochenende Ende Oktober in Oschersleben lief für Felix Müller eigentlich perfekt. Beide Rennen konnte er gewinnen, außerdem fuhr er die schnellste Runde. „Das war im Großen und Ganzen ein recht guter Abschluss“, sagt Müller am Montag beim Treffen mit dem SÜDKURIER. Im freien Training und im Zeittraining, wo es um die Ermittlung der Startaufstellung ging, sei es noch nicht so gut gelaufen, das Auto habe nicht seine volle Leistung gebracht.

Ausweichmanöver sorgt für die Führung

Als Dritter geht Felix Müller dann beim ersten Rennen auf die Strecke und muss zunächst Reaktionsfähigkeit beweisen, als sich die vor ihm Fahrenden Schundiak und der Schweizer Patrick Röthlisberger mit ihren Tourenwagen berühren und beide zu einem Dreher zwingt. Müller muss ausweichen, berührt dabei noch einen Wagen und muss schließlich den langen Weg über Gras nehmen. Dennoch übernimmt er dadurch die Führung.

Felix Müller (im linken Auto) tritt nach einem Ausweichmanöver den Cruze von Andreas Schundiak (oranges Auto) noch am Heck.
Felix Müller (im linken Auto) tritt nach einem Ausweichmanöver den Cruze von Andreas Schundiak (oranges Auto) noch am Heck. | Bild: Pfister Racing
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In jedem Rennen Erfahrung sammeln

Für Bruder Oskar und Freundin Franka Sailer, die Felix bei jedem Rennen begleiten und auf der Zuschauertribüne mitfiebern, ein kleiner Schreckmoment. „Da hat man schon gemerkt, dass es jetzt um die Meisterschaft geht und von außen sah es nach einem aggressiven Manöver aus“, berichtet Oskar Müller. Trotz der Schrecksekunden verschafft sich Felix Müller ein kleines Polster und kann mit schnellen Rundenzeiten das Rennen gewinnen. Das entscheidende zweite Rennen am nächsten Tag wurde mit einem rollenden „Indianapolis Start“ freigegeben. „Auch wieder was Neues“, so Müller, der von Rennen zu Rennen Erfahrung sammelt. Ihm gelingt es, die führende Position zu halten und somit auch das letzte Rennen der Saison für sich zu entscheiden.

Am Ende fehlt ein Punkt zum Gesamtsieg

Dass am Ende ein Punkt auf die Meisterschaft fehlt, sei zwar im ersten Moment „ärgerlich“ gewesen, so Felix Müller, aber zu Beginn der Saison, hätte er nicht damit gerechnet, so weit vorn mitzufahren. „Und dass ich tatsächlich die Chance auf die Meisterschaft hatte, hätte ich nicht gedacht.“ An fünf Rennwochenenden fuhr der 22-Jährige zehn Rennen, davon konnte er drei gewinnen sowie drei zweite Plätze und einen dritten Platz verbuchen. In besonderer Erinnerung bleibt dabei das erste Podium am Hockenheimring am ersten Rennwochenende.

Felix Müller mit seinem Chevrolet Cruze Eurocup 1,8 LT V4 Cup Rennwagen auf der Rennstrecke.
Felix Müller mit seinem Chevrolet Cruze Eurocup 1,8 LT V4 Cup Rennwagen auf der Rennstrecke. | Bild: Pfister Racing

Alle sind stolz auf das Erreichte

Felix Müller kämpft in der Saison mit Höhen und Tiefen – wie beispielsweise am vierten Rennwochenende am Nürburgring. Hier fährt er im ersten Rennen seinen ersten Sieg ein, einen Tag später muss es seinen Chevrolet Cruze Eurocup 1,8 LT V4 Cup Rennwagen aufgrund eines technischen Problems am Streckenrand stehen lassen. „Da habe ich natürlich Punkte liegen gelassen“, sagt Müller. Wieder eine Erfahrung mehr.

Auch am Salzburgring läuft es zunächst nicht optimal, die Strecke ist unbekannt und zum Einfahren mit dem Tourenwagen bleibt wenig Zeit. Doch am Ende stimmen wenigstens die Ergebnisse. Felix Müller: „Die Saison war schon eine krasse Erfahrung. Aber es macht Spaß.“ Freundin Franka Sailer ergänzt: „Ich bin brutal stolz auf Felix. Ich kenne seinen Traum ja schon eine Weile. Und ich bin auch stolz auf uns, dass wir das so erfolgreich durchgezogen haben.“

Rennfahrer-Szene hat nichts von ihrem Reiz verloren

Vor rund einem Jahr trifft sich der SÜDKURIER zum ersten Mal mit den Brüdern Felix und Oskar Müller. Damals haben sie an einer Fahrersichtung am Nürburgring teilgenommen, mit dem Ziel Rennfahrer zu werden. Während es für Felix dann Monate später in der jetzt zu Ende gegangenen Tourenwagen-Rennserien Pfister-Racing Tourenwagen-Challenge (PRTC) weitergeht, entscheidet sich Oskar Müller dafür, erst die Schule zu beenden.

Der 18-Jährige hat sein Abitur dieses Jahr erfolgreich bestanden, 2025 beginnt er eine Ausbildung zum Mechatroniker. Die Rennfahrer-Szene bleibt aber auch für ihn weiterhin interessant. Beide Brüder besitzen die Rennlizenz Basis A und können nationale Rennen fahren. Felix Müller möchte diese nun auf C upgraden, um auch in anderen Rennserien fahren zu können. Dort locken „schnellere Autos und höhere Serien europaweit“.

Vor einem Jahr – im November 2023 – trifft sich der SÜDKURIER zum ersten Mal mit den Brüdern Oskar (links) und Felix Müller in Wittenhofen.
Vor einem Jahr – im November 2023 – trifft sich der SÜDKURIER zum ersten Mal mit den Brüdern Oskar (links) und Felix Müller in Wittenhofen. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Das wäre das nächste Ziel, denn dass es weitergehen soll, ist für den 22-Jährigen klar. Die Frage ist nur, wie. Der Vertrag mit Pfister Racing, einem Unternehmen, das seit 2004 im professionellen Tourenwagen-Motorsport aktiv ist, war auf ein Jahr begrenzt. Jetzt hängt es vor allem an der Finanzierung. Felix Müller braucht Sponsoren – Menschen, die in ihn investieren. Dafür benötigt er auch eine gewisse Reichweite in den sozialen Medien, er muss auf sich aufmerksam machen. „Daher ist es schwierig, konkret zu sagen, was kommt. Aber es kommt was.“

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Brüder möchten gegeneinander fahren

Der Unterstützung seitens der Familie kann sich Felix Müller sicher sein, neben seinem Bruder und seiner Freundin war auch sein Vater bei den Rennen dabei. „Ohne diese Unterstützung würde es auch nicht gehen.“ Oskar Müller hat als Begleitperson in die Szene reingeschnuppert und möchte dran bleiben. „Vielleicht kann ich ja ein, zwei Rennen fahren“, sagt der 18-Jährige. Über das Unternehmen Pfister Racing besteht die Möglichkeit, auch nur an einzelnen Wochenenden auf der Strecke dabei zu sein. Denn die Brüder haben noch ein weiteres Ziel: Im kommenden Jahr möchten sie auf dem Hockheimring gegeneinander antreten.