Er ist ebenso berühmt wie Ferdinand Graf von Zeppelin: Claude Dornier, der als Luftfahrtpionier von Friedrichshafen aus Luftfahrtgeschichte schrieb. Claude Dornier ist es zu verdanken, dass noch heute Fans der Fliegerei ins Schwärmen geraten, wenn es um die Typenbezeichnungen „Do-Wal“, „Do-X“ oder „Do-31“ geht.
Erste Flugboote ab 1912
Claude Dornier begann seine berufliche Laufbahn beim Grafen Zeppelin und seiner Luftschiffbau Zeppelin GmbH. Sein erster großer Erfolg, der ihm auch die Beachtung des Grafen sicherte, war die Entwicklung einer „Drehbaren Langhalle für Luftschiffe“, die er am 29. September 1912 patentieren ließ. Kurz danach wird er der Leiter der selbstständigen Abteilung „Do“ zur Flugzeugentwicklung in der Luftschiffbau Zeppelin GmbH. Am Seemoser Horn wird die erste Dornier Flugzeugwerft errichtet, die hoch genug für einen Dreidecker ist. Sein Konstruktionsbüro ist die „Baracke“, die heute im Dornier Museum noch zu besichtigen ist. Hier entwickelt Dornier sein erstes Flugboot, die „RS I“, die über dem Bodensee ihre ersten Flugversuche macht.

Verkaufsschlager „Dornier Wal“
Claude Dornier wendet eine technisch revolutionäre Bauweise an: Seine Flugzeuge werden fast vollständig aus Metall gefertigt. Berühmt wurde sein Flugboot „Dornier Wal“, das am 6. November 1921 zum Erstflug abhob. Das Flugboot sollte zu einem der erfolgreichsten seiner Art werden, insgesamt wurden 250 gebaut. Kunden aus vielen Ländern erteilen Aufträge für den Wal.

Mit seiner überragenden Seetüchtigkeit erschloss dieses Flugboot viele Strecken für den Luftverkehr und flog über zwanzig Weltrekorde. Im Jahr 1925 erreichte der Polarforscher Roald Amundsen mit dem „Wal“ sogar den 88. Breitengrad, 220 Kilometer vom Nordpol entfernt. Die erste Weltumrundung und Flug über den Atlantik mit einem Flugboot schaffte Wolfgang von Gronau in einem „Wal“.

Das Flugschiff „Do-X“
Claude Dornier schwebte ein Riesenflugboot für den Atlantikverkehr vor. Aus dieser Vision entstand im Jahr 1929 das Flugschiff „Do X“, das als größtes Flugzeug seiner Zeit in die Luftfahrtgeschichte einging. Den Erstflug am 12. Juli 1929 bezeichnete Claude Dornier als einer der größten Momente seines Lebens. Der Flieger hob nach ersten Tests auf dem Bodensee erstmals ab, weil Dornier-Chefpilot Richard Wagner – wohl aus Neugier – unter Vollgas etwas zu stark am Steuer gezogen hatte.

Alles an dieser Maschine war übergroß und für die damalige Zeit gigantisch: Auf den fast 50 Meter langen Tragflächen dröhnten zwölf Motoren mit insgesamt 7700 PS, 28 Tonnen war das Flugschiff schwer.
Rund 70 Passagiere konnten in luxuriösem Ambiente über den Atlantik reisen. Die „Do-X“ hatte zwei Decks: die Hauptebene für die Passagiere, darüber Räume für die 14-köpfige Crew. 1931 wurde die DO-X berühmt, als sie bei einem Repräsentationsflug über den Atlantik in New York landete – von vielen, vielen Menschen umjubelt. Drei Exemplare des Aluminium-Fliegers wurden am Bodensee gebaut. Kein einziges blieb allerdings erhalten.
Rüstungsproduktion im Krieg
Während der NS-Diktatur profitierte Claude Dornier von der Aufrüstung. Schon im August 1933 orderte das Reichsluftfahrtministerium 1000 Flugzeuge. 1940 trat er in die NSDAP ein, wurde zum Wehrwirtschaftsführer ernannt und Leiter der Fachabteilung Flugzeugbau der Wirtschaftsgruppe Luftfahrtindustrie.
Claude Dornier – eine Zeitreise
Viele Dornier-Flieger wurden im Zweiten Weltkrieg als Kampfflugzeuge eingesetzt. Neben der in großer Stückzahl produzierten „Do 17“ zählte die „Do 335“, als schnellstes Propellerflugzeug seiner Zeit. Im Häfler Stammwerk arbeiteten Zwangsarbeiter, an den Standorten in München und Überlingen wurden auch KZ-Häftlinge eingesetzt. Nach Kriegsende beschlagnahmten die Besatzungsmächte sämtliche deutsche Dornier-Werke, die Reste des Manzeller Werks wurden gesprengt.
Neubeginn in den 50er Jahren
Das Verbot des Flugzeugbaus in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg regte ihn wiederum an, auf anderen Gebieten, etwa der Webtechnologie oder der Medizintechnik tätig zu sein. 1950 gründete er die „Lindauer Dornier Gesellschaft mbH„, die Textilmaschinen fertigte. Aber der Flugzeugbau ließ ihn nicht los. In den 50er Jahren fasste er mit der Produktion von Kurzstartflugzeugen und Senkrechtstartern wieder in Deutschland Fuß. 1956 übernahm er das im Krieg zerstörte Immenstaader Seewerk und machte es zur Entwicklungszentrale der Dornier-Werke. Das erste Flugzeug, das nach dem Verbot des Flugzeugbaus in Deutschland entwickelt wurde, war die „Do 27“, die später als „D-ENTE“ im Zebra-Look bei den Afrikaflügen des Tierforschers Bernhard Grzimek berühmt wurde.

1959 gliederte Dornier die Abteilung „Sonderkonstruktion“ aus, die sich um Themen außerhalb des Flugzeugbaus kümmerte. 1962 wurde daraus die „Dornier System GmbH“ mit den Sparten Raumfahrt, Wehrtechnik, Elektronik und Medizintechnik. Im selben Jahr zog er sich aus der Leitung der Dornier-Werke zurück und überließ die Führung seinen Söhnen.
Ehrenbürger der Stadt
Auch die Stadt Friedrichshafen, dessen Ehrenbürger Claude Dornier seit 1934 ist, würdigt ihn als einen der bedeutenden Söhne dieser Stadt. „Bis in die heutige Zeit ist die 1934 bis 1942 erbaute Dornier-Siedlung ein sichtbares Zeichen seines Wirkens“, teilt die Stadt mit. Auch 50 Jahre nach seinem Tod sei der Pioniergeist von Claude Dornier in vielerlei Hinsicht bedeutend und gebe Impulse. „Die Erinnerung an Claude Dornier als einem großen Pionier der Luftfahrt ist bis heute wach“, so die Stadtverwaltung.