Corinna Raupach

Um die Mittagszeit ist es gerammelt voll, aber lange warten müssen die Biker nicht. Sieben Minuten dauert es vom Ende der Schlange vor der Theke bis zum Hinsetzen am Tisch – vorausgesetzt, es ist ein Platz frei. Ähnlich sieht es im Messerestaurant aus. Wer sich selbst bedient, ist nach acht Minuten am Platz, wer sich bedienen lässt, wartet von Bestellung zum Essen nicht viel länger. Im Dezember hat Michael Ganster von Friedrichshafener Biosupermarkt "Bio am See" das Messerestaurant, die Bistros "Konstanz" und "Säntis" sowie einige Stände auf dem Gelände übernommen. Er gründete dafür eigens die Firma "Ganster Eventgastronomie".

Das Echo der Gäste ist gemischt. "Die Gulaschsuppe ist gut und heiß", sagt Fahrlehrer Peter Puschmann aus Kisslegg. "Das Essen ist in Ordnung, aber im letzten Jahr gab es hier eine Bedienung", sagt Reinhold Ruckhaberle, der mit Sohn Klaus aus Obernheim gekommen ist. "Ich will eben nicht in der Schlange stehen", sagt er. Die fehlende Bedienung stört auch Claus und Jasmin Rinker aus Ulm. "Es schmeckt, aber wenn man es sich selbst holen muss, stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr", sagt er. Häflerin Kerstin Bowitz vermisst ihren Prosecco: "Da habe ich mich drauf gefreut. Außerdem war das Schnitzel kalt."

Dass es im Messerestaurant nur noch einen kleinen Bedienbereich gibt, schmeckt vielen Gästen nicht.
Dass es im Messerestaurant nur noch einen kleinen Bedienbereich gibt, schmeckt vielen Gästen nicht. | Bild: Corinna Raupach

Über lauwarme Grillwurst klagt auch der zwölfjährige Jan Schäfer im "Konstanz". "Aber die Pommes waren ok", sagt Vater Holger, der den Sohn auf Motorrad-Touren öfters hinten drauf nimmt. "Das Schnitzel war super und der Kartoffelsalat war gut gewürzt, fein säuerlich", meint ein Gast aus München. Uwe Heger aus Herrenberg findet die Speisekarte dürftig. "Es gibt nichts Gesundes, einen großen Salatteller zum Beispiel", stimmt Freudin Silke Binder zu.

Gansters Preise sind ähnlich wie die des zweiten Messecaterers Klink-Eberhard. Eine Grillwurst im Brötchen kostet im Bistro 3,50 Euro oder 3 Euro am Stand, ein Schnitzel mit Pommes oder Kartoffelsalat 9,90 Euro im Bistro und 14,80 Euro im Bedienbereich des Restaurants. Im Restaurant können die Gäste auch Chili con Carne für 11,90 Euro oder Nudeln mit vegetarischer Bolognese für 10,90 Euro essen.

Auch die Terrasse auf der Empore soll mediterran umgestaltet werden.
Auch die Terrasse auf der Empore soll mediterran umgestaltet werden. | Bild: Corinna Raupach

Die Messeleitung ist zufrieden mit seinem Angebot. "Bisher läuft alles gut. Der neue Caterer ist gut eingespielt, sofern wir das beurteilen können, und konnte das große Besucheraufkommen während der Motorradwelt Bodensee gut handeln", sagt Stefan Keller, Bereichsleiter Technik, Logistik und Service. Er schätzt die gründliche Vorbereitung und die unkomplizierte Zusammenarbeit mit seiner Abteilung und der zweiten Gastronomie-Firma. "Die Feuertaufe hat der neue Caterer ja schon beim Elton-John-Konzert im Dezember und bei der Gastveranstaltung der Münzen-, Mineralien- und Briefmarkenbörse bestanden", sagt Keller.

Aus dem "Konstanz" soll bis April ein Asia-Bistro werden.
Aus dem "Konstanz" soll bis April ein Asia-Bistro werden. | Bild: Corinna Raupach

Viele Aussteller nehmen die Gastronomie nur am Rande wahr. "Wir sind Selbstversorger", sagt Marcus Juchemes vom britischen Motorradhersteller Triumph. "In unserer VIP-Lounge gibt es alles, was wir brauchen." "Wir bestellen Pizza", sagt David Wagner vom Yamaha-Vertriebspartner Motoyama. Andreas Pantz ist allein am Stand von Scarffix. "Ich komme hier nicht weg", sagt er. Das Ehepaar Weiler vom Verein Classic Superbikes frühstückt im Hotel. "Abends essen wir dort oder bei Freunden in der Umgebung", sagt Manfred Weiler. Seine Erfahrungen mit der Messegastronomie fasst er zusammen: "Null-acht-fünfzehn zu Messepreisen." Da ist für die Messegastronomie Luft nach oben.

An den Ständen auf dem Gelände wechselt das Angebot mit der Tageszeit: morgens Brezeln und belegte Brötchen, mittags Würstchen oder ...
An den Ständen auf dem Gelände wechselt das Angebot mit der Tageszeit: morgens Brezeln und belegte Brötchen, mittags Würstchen oder Schnitzel im Wecken, nachmittags Kuchen. | Bild: Corinna Raupach

 

"Wir werden hier alles umbauen"

Michael Ganster zu seinen Plänen mit der Messegastronomie.

Michael Ganster vom Biosupermarkt "Bio am See" betreibt mit seiner neu gegründeten Firma das Messerestaurant, zwei der Bistros und Teile ...
Michael Ganster vom Biosupermarkt "Bio am See" betreibt mit seiner neu gegründeten Firma das Messerestaurant, zwei der Bistros und Teile des Caterings. | Bild: Corinna Raupach

Wie ist Ihre Bilanz nach der ersten großen Messe in Friedrichshafen?

Es ist eine echte Herausforderung. Wir sind in diesen hochkomplexen Betrieb reingesprungen und haben fehlende Erfahrung mit Manpower ausgeglichen. Wir sind mit 50 Leuten hier auf der Messe. Das sind Köche, Fachkräfte und Aushilfen, die wir kennen, vom Kulturufer zum Beispiel. Morgens früh um sechs Uhr fangen wir an und gehen abends spät raus. Aber es läuft gut.

Gab es Anfangsschwierigkeiten?

In der Messegastronomie kommt es immer anders, als man denkt. Uns haben wegen eines Unfalls zwei Köche abgesagt. Im Restaurant sind gestern Vormittag fünf mal die Sicherungen für die Warmhalterbehälter rausgeflogen. Aber es hat jeder sein Essen bekommen.

Welche Pläne haben Sie für die Messegastronomie?

Wir werden hier alles umbauen. Das Restaurant wird im Selbstbedienungsteil ein italienisches Pasta-Restaurant nach dem Vapiano-Konzept. Die Messe hat ein internationales Publikum, aber Pasta kennt und mag jeder. Es gibt Nudeln mit verschiedenden Soßen: Lachssoße, Pesto, Bolognese. Auch der Raum wird anders gestaltet mit Olivenbäumen, Raumtrennern und Fotos aus Italien. Ob wir den Bedienbereich auf Dauer beibehalten, weiß ich noch nicht. Das "Konstanz" wird zum Asia-Bistro. Im Bistro Säntis werden wir Fisch anbieten, das passt gut zum Bodensee. Dazu arbeiten wir mit dem Häfler Bio-Großhändler Followfish zusammen. Außerdem gibt es dort Regionalfood wie Kässpätzle und Maultaschen.

Wann wollen Sie damit fertig sein?

Für die Motorradwelt haben wir noch gar nichts anders gemacht, das ist eine sehr schnitzellastige Messe. Für die "My Cake" und die "Kreativ" haben wir mit den Veranstaltern gesprochen. Die wollen Salat, Vollkorn und Smoothies und sind sehr offen für Bioprodukte. Mit den baulichen Veränderungen wollen wir Anfang April durch sein.