Kann die ZF-Arena saniert werden? Grundsätzlich ja, so das Ergebnis des Stadtplanungsamts. Es sei allerdings eine Frage des Preises. Zudem seien weitere umfangreiche Untersuchungen erforderlich, sagte Wolfgang Kübler, Leiter des Häfler Stadtbauamts im Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU).
Rückblick: Am 28. September hatte die Stadt die ZF-Arena geschlossen. Voraussichtlich für immer, hieß es damals. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Tragseile des Dachs, die unter Spannung stehen und in einem Abstand von einem Meter verlaufen, an ihren ummantelnden Hüllrohren Rost aufweisen.
Daher sei eine sofortige Schließung zum vorbeugenden Schutz nötig: „Auch wenn keine akute Einsturzgefahr besteht, können die Experten ein latentes Risiko, insbesondere bei Schneelast, nicht ausschließen“, so die Stadt im September vergangenen Jahres. Um ein Risiko auszuschließen, müsste das innen liegende Material untersucht werden. Das gehe aber nicht, ohne die Dach- und Fassadenkonstruktion zu zerstören. Der Aufwand einer Dachsanierung wäre enorm.
Forderung nach ergebnisoffenem Sanierungsgutachten
Die Einschätzung der Verwaltung, dass die Halle nicht zu retten sei, hatte in der Stadt für Diskussionen gesorgt. So forderte das Netzwerk für Friedrichshafen etwa ein ergebnisoffenes Sanierungsgutachten. „Wie ist der Zustand des Gebäudes? Dazu werden wir heute einen Zwischenbericht geben“, sagte Baubürgermeister Stefan Köhler am Dienstag in seiner letzten PBU-Sitzung in Friedrichshafen. Die Stadt hat dafür die Fassade, die Betonqualität des Tragwerks und das Dach untersuchen lassen.
Erste grobe Kostenschätzung der Verwaltung liegt vor
Mängel wurden bei der Untersuchung an Fassade, Beton und Dach festgestellt. Um die Arena wieder nutzen zu können, müsste all das saniert werden. Eine Sanierung würde knapp 21 Millionen Euro kosten, so eine erste grobe Kostenschätzung der Verwaltung. Neben den Kosten für die Fassadensanierung mit 8,5 Millionen Euro kämen für die Betonbauteile 3,5 Millionen und für eine vollständige Dachsanierung rund 8,6 Millionen Euro hinzu, so Kübler. Kosten für weitere notwendige Untersuchungen seien darin noch nicht enthalten.
Mit einer Sanierungsvariante beim Dach könnten diese Kosten um rund 7 Millionen Euro reduziert werden. Dazu würden die Spannstahlstäbe im Dachtragwerk zunächst nicht ausgetauscht. Unklar ist dabei der genaue Zustand dieser Stäbe. Wie wahrscheinlich das Reißen eines solchen Spannstabs sei, wollte Philipp Fuhrmann, Netzwerk für Friedrichshafen, wissen. Brechen diese gänzlich – oder würden sie ihre Funktion weiter erfüllen?
Wenn Wasser und Sauerstoff an Stahl kommen, könne der Spannstahl grundsätzlich korrodieren, erklärte einer der Experten, die der Sitzung per Videoschalte zugeschaltet waren. An die Verankerungspunkte könne man nicht hinschauen. Eine Wahrscheinlichkeitsabschätzung sei daher extrem schwierig. Auch wenn ein Stab brechen sollte und ersetzt werden müsste, würde das Dach nicht einstürzen, so Wolfgang Kübler.
Allerdings bestünde die Gefahr einer Verformung und Teile könnten herabstürzen. Mit einem Monitoringsystem, das man bei dieser Variante installieren würde, könnte eine solche Verformung frühzeitig erkannt werden. Wenn dieses System anspringt und den Ausfall eines Spannstabs meldet, müsste die Halle sofort gesperrt werden. Solche Systeme werden nach Angaben der Experten vor allem im Brückenbau eingesetzt. Es gebe auch ein Forschungsprojekt an der TU München.
Für Ulrich Heliosch (Bündnis 90/Die Grünen) klang ein Dachverformungsmonitoring dennoch „sehr abenteuerlich“ – gerade mit Blick auf extreme Wetterereignisse. Felix Bohnacker (Grüne) sah Problem mit dem psychologischen Aspekt und der Außenwirkung solcher Lösungen. Auch Rudi Krafcsik (SPD) fand ein solches System für die Nutzer der Halle schwierig und Baubürgermeister Stefan Köhler riet von der Monitoring-Variante eher ab.
Was würde eine neue Halle voraussichtlich kosten?
Daniel Oberschelp (CDU) wollte von der Verwaltung wissen: „Was kostet überschlägig eine neue Halle?“ Ebenso wie bei den Sanierungskosten blieben die Angaben dazu vage. Für eine vergleichbare Nutzung – also mit Volleyball, Vereins- und Schulsport sowie als Veranstaltungshalle – würde er rund 25 Millionen schätzen, erklärte Wolfgang Kübler.
Stefan Köhler ergänzte: „Hier wären zunächst die Anforderungen an eine Halle zu definieren. Zudem wissen wir nicht, wie sich die Bauwirtschaft entwickelt.“ Unklar wären, sagte Kübler außerdem, zunächst auch die Kosten für einen Abriss. „Wir wissen nicht, welche Schadstoffe verbaut worden sind.“ Das mache eine Kostenschätzung extrem schwierig. Zum Vergleich: Beim Hallenbad hätten Abriss und Entsorgung rund 3 Millionen Euro gekostet.
Für VfB dauerhafte Lösung auf dem Messegelände?
„Ich bin platt über die Zahlen“, sagte Rudi Krafcsik. Mit Blick auf die Kosten mache eine Sanierung in seinen Augen keinen Sinn. Zumal man neben den kalkulierten Kosten weitere noch nicht abschätzen könne. „Die Untersuchung war notwendig. Aber jetzt bewegen wir uns auf einen Scheidepunkt zu“, fand auch sein Fraktionskollege Heinz Tautkus (SPD).
Für Philipp Fuhrmann war hingegen die Aussage entscheidend, dass die ZF-Arena grundsätzlich saniert werden kann. Jetzt bereits aufzugeben, sei für ihn keine Option. Heliosch und Tautkus plädierten dafür, für den VfB Friedrichshafen eine langfristige Lösung in der Messe anzustreben. „In der Messe werden wir einen Platz finden“, glaubt Tautkus.
Wie geht es jetzt weiter? Zunächst müsse man nun die Frage des Denkmalschutzes klären, betonte Stefan Köhler. Eine Antwort der Oberen Denkmalschutzbehörde stehe noch aus. Dann könne man entscheiden, wie es weitergehen soll und ob weitere Prüfaufträge vergeben werden. Vermutlich nach der Sommerpause könne man dann in die Gesamtbetrachtung gehen. Die Entscheidung liegt dann beim Gemeinderat.