Der Gemeinderat hat im Februar 2024 dem Bau neuer Unterkünfte für Geflüchtete in Friedrichshafen zugestimmt. Fünf Standorte für knapp 500 Menschen waren zunächst im Gespräch, drei Standorten und damit rund 300 Plätzen stimmte das Gremium nach zweistündiger Sitzung schließlich zu.
Vorgesehen sind Unterkünfte in Allmannsweiler (Eggenweg), Kluftern (bei der Brunnisachhalle) und auf dem Areal am sogenannten Roten Haus. Baubeschlüsse wurden noch nicht gefasst. Die beiden vorgeschlagenen Standorte in der Ortschaft Ettenkirch fanden keine Mehrheit. Im Vorfeld hatten die Pläne der Stadt für Kritik gesorgt. In Allmannsweiler etwa fühlten sich Anwohner von der Unterbringung von bis zu 150 Menschen überfordert und bei der Standortentscheidung außen vor gelassen. Jetzt soll die Unterkunft für maximal 50 Bewohner geplant werden.
Wie geht es mit den Flächen in Allmannsweiler, Kluftern und am Roten Haus in der Flugplatzstraße nun weiter? Nach Angaben der Stadtverwaltung sind im aktuellen Haushaltsplan 500.000 Euro (2025) sowie 3 Millionen Euro (2026) für die Entwicklung einer Unterkunft geplant. Ein weiteres Gebäude ist im Finanzplan mit 500.000 Euro im Jahr 2027 und 3 Millionen Euro im Folgejahr vorgesehen.
Wahrscheinlich wird zunächst in Kluftern gebaut
„Aktuell gehen wir davon aus, dass zunächst der geplante Standort in Kluftern gebaut werden kann“, erklärt die städtische Pressesprecherin, Monika Blank. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan sowie ein Grundsatzbeschluss für den Bau einer Unterkunft seien noch vor der Sommerpause vorgesehen. Welcher Standort im Anschluss – also ab 2027 – entwickelt wird, werde zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.

Derzeit sind 1463 Menschen ordnungsrechtlich untergebracht. Das bedeutet, dass ihnen von der Stadt ein Dach über dem Kopf zugewiesen wurde. Darunter fallen auch obdachlose Menschen. Aktuell kann die Stadtverwaltung eigenen Angaben zufolge die Verpflichtung zur Aufnahme von Geflüchteten erfüllen. „Allerdings müssen wir laufend weiter Geflüchtete aufnehmen und müssen zudem aufgrund von auslaufenden Mietverträgen oder dem Abriss von bisher genutzten Gebäuden Ersatzunterkünfte für eine Unterbringung suchen oder schaffen“, hebt Monika Blank hervor.
Wie viele Menschen werden der Stadt aktuell monatlich beziehungsweise pro Jahr zugewiesen? „Im Jahr 2025 wurden bisher 88 Personen von uns untergebracht oder sie haben selbst Wohnraum im Stadtgebiet gefunden“, so die Pressesprecherin. Basierend auf den amtlichen Zahlen der in Deutschland im Jahr 2023 und 2024 gestellten Asylanträge und den Verteilungsschlüsseln rechnet die Stadt weiterhin mit einer städtischen Aufnahmeverpflichtung von rund 150 Personen pro Jahr. Darüber hinaus seien weitere Prognosen nicht möglich, zumal diese auch von Entwicklungen im Weltgeschehen und von politischen Entscheidungen der neuen Bundesregierung abhängig seien.
Während die Unterkünfte in Kluftern und Allmannsweiler auf Freiflächen entstehen sollen, befindet sich auf dem Areal an der Flugplatzstraße das Rote Haus, ein früheres Bordell. Das Gelände verwildert zusehend. Die Scheiben des einst größten Puffs der Stadt sind eingeschlagen oder fehlen ganz, Wände sind mit Graffiti besprüht, Pflanzen erobern sich die Flächen zurück, der Bereich ist mit einem Bauzaun abgesperrt. Was passiert hier bis zu einer möglichen Bebauung?
Fläche nicht im Besitz der Stadt
„Die Fläche befindet sich nicht in städtischem Eigentum, daher können wir auch keine Aussage zur Pflege oder alternativen Nutzung treffen“, sagt Monika Blank auf Anfrage. Das Grundstück liegt laut Flächennutzungsplan auf einer Gewerbefläche. „Somit wären gewerbliche Nutzungen als Zwischennutzung möglich“, sagt die Sprecherin.