Zehn Standorte hat das Rathaus überprüft, nur ein Grundstück wird als geeignet bewertet: das VfB-Gelände am Zeppelinstadion. Genau dort, wo heute die Beachvolleyballplätze sind, soll eine dreiteilige Traglufthalle gebaut werden. Den „Sandkasten“ für die Volleyballer mit drei Feldern will die Stadt hinter die VfB-Tennishalle verlegen. So steht es in den Unterlagen für den Gemeinderat, der sich in der kommenden Woche zunächst in drei Fachausschüssen mit dem Thema befasst.

Aus dem Papier geht hervor, dass dieser „Behelfsbau“ jedoch nicht von heute auf morgen aufgestellt werden kann. Das Grundstück ist verpachtet und steht frühestens ab Januar 2023 zur Verfügung. Dazu kommen lange Lieferzeiten für Traglufthalle und Container, weil die Marktsituation kritisch sei. Die Rede ist von fünf Monaten. Zuerst müsste das Grundstück für den Bau ohnehin erst hergerichtet werden. Selbst wenn alles optimal läuft, könne die Halle voraussichtlich erst im Frühsommer nächsten Jahres für den Schulsport zur Verfügung stehen.
Das ist ein Grund, warum es in den Kollegien der Innenstadt-Schulen rumort. Seit die ZF-Arena vor anderthalb Jahren geschlossen wurde, brauchen sie dringend mehr Hallenkapazitäten. Im Rathaus wird offen eingeräumt, dass „der Pflichtunterricht nicht mehr gewährleistet werden kann“, steht in der Vorlage. Der jetzt vorliegende Zeitplan würde bedeuten, dass vor allem die beiden Gymnasien und die Gemeinschaftsschule Graf Soden (GGS) als Hauptbetroffene beim Schulsport ein weiteres Jahr enorme Abstriche machen müssen. In der Vorlage ist von „aufwendigen Umplanungen“ und „längeren Wegstrecken zu alternativen Sportstätten“ die Rede.
Ohne Shuttlebus ginge es nicht
Nach SÜDKURIER-Informationen ist das der zweite Grund, warum die Schulen den Standort VfB-Gelände nicht gut heißen. Während für die GGS-Schüler die Traglufthalle noch in straffen zehn Gehminuten zu erreichen ist, was sich für eine Sportstunde aber kaum lohnt, sind die Gymnasiasten von KMG und GZG mindestens doppelt so lange für eine Strecke unterwegs. Mit anderen Worten: Ohne Busse, die die Schüler hin und her fahren, wäre das nicht zu machen. Bei dieser Ausgangslage rückt für die Schulen besser die Lösung ins Visier, die sich auch der VfB Friedrichshafen und die Volleyball-Profis wünschen: eine Messehalle als Übergangs-Domizil für Schulen und Vereine. Auch dahin müsste ein Shuttlebus fahren.
Dazu kommen erhebliche Kosten für den „Behelfsbau“ von rund 2,7 Millionen Euro. Neben Kauf und Bau der Anlage sind 100.000 Euro eingerechnet, um die Beachfelder zu verlegen. 140.000 Euro sind notwendig, um eine Klimaanlage einzubauen. Sonst wäre Sport in der Traglufthalle bei sommerlichen Außentemperaturen von 30 bis 35 Grad kaum möglich, weil die warme Außenluft nach drinnen geblasen wird. Ein weiteres Problem aus Sicht der Schulen wäre die enorme Geräuschkulisse in einer dreigeteilten Traglufthalle, wenn alle Felder bespielt werden. Allein aus diesem Grund käme nur eine einteilige Halle in Betracht.

Am späten Dienstagnachmittag saßen Vertreter der Schulen, des VfB und einige Gemeinderäte im VfB-Sportlerheim zusammen, um all diese Fragen zu diskutieren. Die Bürgermeister Andreas Köster und Fabian Müller waren demnach eingeladen, nahmen allerdings nicht teil. Auf Anfrage erklärt das Rathaus, dass die postalische Einladung des VfB-Präsidiums an die „Stadtverwaltung, Adenauerplatz 1, 88045 Friedrichshafen“ nicht ihren Weg in beide Dezernate gefunden hat und die Bürgermeister deshalb keine Kenntnis von diesem Termin hatten.
VfB zeigt sich „ergebnisoffen“
Trotz dessen spricht die stellvertretende Vorsitzende des VfB-Präsidiums, Alexandra Moosherr, von sehr konstruktiven Gesprächen. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt sie mit, dass das VfB-Präsidium „ergebnisoffen“ hinter der Entscheidung stehen werde, „die die Stadt und der Gemeinderat treffen“.

Welche Schlüsse die Ratsvertreter ziehen, wird sich in den Beratungen nächste Woche zeigen. Aus gut informierten Kreisen sickerte durch, dass die Bedenken der Schulen fraktionsübergreifend sehr wohl zur Kenntnis genommen wurden. Die Schulen wünschten sich, statt einer teuren, provisorischen Traglufthalle alle Kraft und das Geld in den Neubau einer Sporthalle als Ersatz für die Alte Festhalle an der Scheffelstraße zu setzen.